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Wohlgemuth warnt: Gewalt am Arbeitsplatz kein Kavaliersdelikt!

Aufstockung des Arbeitsinspektorats notwendig

„Die Hemmschwellen fallen immer weiter“, warnt Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth. Er beobachtet seit Jahren eine Zunahme von Gewalt am Arbeitsplatz – immer mehr Betroffene wenden sich an die Gewerkschaft. Besonders betroffen ist der Dienstleistungsbereich, die Folgen sind mitunter gravierend.

 

Viele Menschen denken beim Thema Gewalt zunächst an sichtbare körperliche Verletzungen. Doch neben körperlicher Gewalt passiert auch psychische und sexualisierte Gewalt. „Vor allem Gewalt am Arbeitsplatz ist weit verbreitet. Für mich ist klar: Wir müssen hinschauen statt wegsehen. Gewalt am Arbeitsplatz ist kein Kavaliersdelikt, sondern muss streng geahndet werden. Darüber hinaus muss die Prävention deutlich ausgebaut werden. Beschäftigte dürfen bei der Ausübung ihres Berufs nicht zur Zielscheibe werden, sie sind kein Blitzableiter für Aggressionen!“, so Wohlgemuth.

 

Der ÖGB-Chef berichtet von zahlreichen Gesprächen: „Beschimpfungen finden extrem häufig statt, aber es kommen auch Menschen zu uns, die während der Ausübung ihres Dienstes geschlagen, getreten oder auch bespuckt wurden. Auch eine gebrochene Nase und ein gebrochener Kiefer oder Rippenbruch waren schon darunter.“ Für die Betroffenen haben solche Angriffe oft weitreichende Folgen: Neben körperlichen Schmerzen leiden viele über Jahre unter posttraumatischen Belastungsstörungen.

 

Jede/r vierte betroffen

Jede vierte Österreicherin bzw. jeder vierte Österreicher war in ihrem oder seinem Arbeitsleben bereits mehr als einmal mit „negativem Sozialverhalten“ am Arbeitsplatz konfrontiert. Gerade psychische bzw. emotionale Gewalt ist teils schwer zu fassen, da seelische Wunden im Gegensatz zu körperlichen nicht sichtbar sind. Die Folgen von psychischer Gewalt sind meist langfristig und reichen von Krankenständen oder Burn Out bis hin zum Berufsausstieg. „Ich weiß von einigen Beschäftigten, die nicht mehr in ihren Beruf zurückkehren konnten. Viele mussten noch einmal ganz von vorne anfangen. Solche Angriffe auf Menschen während der Ausübung ihres Berufs sind wirklich fatal“, berichtet der ÖGB-Vorsitzende.

 

Brennpunkt Dienstleistungsbereich

Die Branchen, in denen Beschäftigte am häufigsten mit Gewalt konfrontiert sind, betreffen den Dienstleistungssektor und den Verkehrsbereich. Betroffene berichten von körperlichen Übergriffen und verbalen Attacken. Aber auch im Handel und im Öffentlichen Dienst kommt es zu Gewalt von Kund:innen.

 

Arbeitsinspektorat personell aufstocken

Das Arbeitsinspektorat legt im Jahr 2024 einen Schwerpunkt auf den Bereich Gewalt am Arbeitsplatz. „Gerade das Arbeitsinspektorat leistet hier einerseits wichtige präventive Arbeit und sorgt für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Umso wichtiger ist es, dass diese wichtige Stelle ihrer Tätigkeit in großem Umfang nachkommen kann. Die Mitarbeiter:innen leisten hervorragende Arbeit, sind allerdings knapp besetzt. Die öffentlichen Mittel müssen daher aufgestockt werden, sodass weitere, zusätzliche Planstellen geschaffen werden können“, fordert Wohlgemuth.

 

Arbeitgeber in der Verantwortung

„Arbeitgeber bzw. Führungskräfte sind dafür verantwortlich, dass ein respektvolles Arbeitsklima und auch Sicherheit im Allgemeinen in ihrem Betrieb herrscht. Es braucht daher das klare Signal der Unternehmensleitung, dass alle Arten von Gewalt nicht toleriert werden“, so Wohlgemuth, der weiters auf die gesetzlich verankerte Fürsorgepflicht verweist: „Arbeitgeber:innen sind gesetzlich dazu verpflichtet, gegen Gewalt am Arbeitsplatz vorzugehen und Mitarbeiter:innen davor zu schützen!“

 

Der ÖGB bietet mit dem „Chancen Nutzen Büro“ eine wichtige Anlaufstelle und berät Betriebe, Betriebsrät:innen und Einzelpersonen in Sachen Antidiskriminierung, Gewaltprävention und vielem mehr Die Angebote sind österreichweit kostenlos und werden an die individuellen Bedürfnisse angepasst.

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