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ÖGB Tirol / Halbwirth

Stecken mitten drin in Sozialkrise

„Die Auswirkungen der Corona-Krise treffen tausende TirolerInnen mit voller Härte. Es ist dringend notwendig gegenzusteuern!“, kommentiert Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth eine Erhebung des Portals durchblicker.at, wonach vier von zehn Haushalten seit Corona-Beginn mit finanziellen Einbußen zu kämpfen haben und jeder sechste Haushalt die Fixkosten nicht mehr stemmen kann. Wohlgemuth sieht die Politik gefordert und warnt vor Armut, Altersarmut und Kinderarmut.

 

Laut der Erhebung ist die Situation in Tirol besonders prekär. „Das Geld reicht vielerorts schon lang nicht mehr. Rücklagen sind meist längst aufgebraucht. Wer zu Beginn der Corona-Krise seinen Job verloren hat, gilt mittlerweile als langzeitarbeitslos und muss mit einem deutlich niedrigeren Einkommen zurechtkommen. Gerade in Tirol, wo die Lebenserhaltungskosten deutlich über dem Österreich-Schnitt liegen, resultieren daraus massive Existenzängste“, berichtet Wohlgemuth von zahlreichen ArbeitnehmerInnen, die ihre Fixkosten schon lange nicht mehr decken können. Er warnt: „Wir stecken mitten drin in einer Sozialkrise!“

 

Politik am Zug

Die Forderungen des Tiroler ÖGB-Vorsitzenden beinhalten neben einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent Nettoersatzrate und einem erleichterten Zugang zu Sozialleistungen auch eine Evaluierung und Anpassung der Einkommensgrenzen bei Unterstützungsleistungen. „Die Politik könnte hier maßgeblich zur Bekämpfung der Sozialkrise beitragen und den Zugang zu Unterstützungs- und Fördermaßnahmen erleichtern“, ist er überzeugt. Für ältere Arbeitslose, die schlechte Chancen auf einen neuen Job haben, fordert die Gewerkschaft eine spezielle „Corona-Altersteilzeit“ sowie ein Überbrückungsgeld für alle Langezeitarbeitslosen, die fünf oder weniger Jahre vor dem frühestmöglichen Pensionsantritt stehen. Statt fünf Jahre vor Pensionsantritt sollte ein Modell die Inanspruchnahme schon zehn Jahre vorher ermöglichen.

 

Kinderarmut vorprogrammiert

Wohlgemuth warnt zudem vor Kinderarmut: „Corona trifft die Schwächsten unserer Gesellschaft mit voller Härte – das sind mitunter auch Kinder. Fest steht: Kinderarmut ist Chancenraub. Nachweislich besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Einkommen der Eltern und Bildungsgrad. Um diese unsichtbare Barriere zu durchbrechen, gilt es soziale Sicherheit zu gewährleisten. Alle Kinder in Österreich sollten die gleichen Chancen haben, unabhängig von der Herkunft und der Geldbörse der Eltern“, so der Gewerkschafter. Er fordert eine Sozialpolitik, die den Menschen ein tragfähiges Netz bietet und verhindert, dass Menschen in Armut abgleiten.