Tag der Arbeitslosen:
„Die wahre Krise rollt erst auf uns zu!“, warnt Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth anlässlich des morgigen Tags der Arbeitslosen. Tirol ist besonders stark von Wirtschaftseinbrüchen betroffen. Wir haben die höchsten Arbeitslosenzahlen in der Geschichte der zweiten Republik. Wohlgemuth fordert neben einer Anhebung des Arbeitslosengelds weitere Initiativen wie eine landesweite Arbeitsstiftung, Qualifizierungsmaßnahmen und öffentliche Investitionen zur Ankurbelung der Tiroler Wirtschaft.
Rekordarbeitslosigkeit mit weitreichenden Folgen
„Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Fixkosten in den nächsten Wochen und Monaten bezahlen sollen. Die horrenden Mieten und die generell hohen Lebenserhaltungskosten bringen viele TirolerInnen unter Druck. Einerseits gibt es Menschen, die auf keine Rücklagen zurückgreifen können, andere wiederum sehen sich damit konfrontiert, dass die Rücklagen bald aufgebraucht sind“, verweist Wohlgemuth auf die derzeit prekäre Situation vieler TirolerInnen. Über 43.077 waren im März laut AMS arbeitslos, Tendenz steigend. Laut einer Umfrage von „durchblicker.at“ musste jeder zweite Tiroler Haushalt Einkommenseinbußen hinnehmen. „Diese Rekordarbeitslosigkeit lässt uns in kürzester Zeit in eine noch nie dagewesene Sozialkrise schlittern!“, warnt der ÖGB-Vorsitzende.
Perspektiven schaffen
Initiativen zur Ankurbelung der Wirtschaft seien dringend notwendig. Er fordert eine landesweite Arbeitsstiftung, die den Beschäftigten weitreichende Weiter- und Höherqualifikationen ermöglichen soll. „Lassen wir die Zeit der Massenarbeitslosigkeit nicht ungenutzt verstreichen, sondern ermöglichen wir jetzt den Menschen Perspektiven!“ Zusätzlich brauche es öffentliche Investitionen sowie eine Erhöhung des Arbeitslosengelds auf 70 Prozent Nettoersatzrate. „Außerdem müssen öffentliche Ausschreibungen unbedingt im Land bleiben“, fordert Wohlgemuth. „Wenn wir uns eines menschlich nicht leisten dürfen, dann ist es Arbeitslosigkeit“, verweist Wohlgemuth auf seine Forderung nach politischer Menschlichkeit mit weitreichenden Folgen.
Verlorene Fachkräfte-Generation
Auch für Jugendliche sind die Aussichten düster. „Wir haben derzeit in Tirol über 5.536 Arbeitslose unter 25 Jahren, deren Lebenssituation momentan wahnsinnig prekär ist!“, ortet Tirols Gewerkschaftsjugendvorsitzender Thomas Spiegl eine gefährliche Problematik. Er bezieht sich auf die AMS-Zahlen für März 2020. „Damit fehlen den Betrieben die Fachkräfte von morgen!“ Zudem wackeln aufgrund der Corona-Krise viele Lehrstellen-Zusagen für den Herbst. Spiegl fürchtet „eine verlorene Fachkräfte-Generation“.
Corona-Not-Ausbildungsfonds für Jugendliche
Gemeinsam fordern die beiden Gewerkschafter ein sofortiges Maßnahmenpaket gegen die drohende Ausbildungskatastrophe. „Vor allem müssen wir auch jene Unternehmen unterstützen, die trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten Lehrlinge ausbilden wollen!“, ist Wohlgemuth überzeugt. Umgesetzt werden soll das mittels Corona-Not-Ausbildungsfonds, auch die überbetriebliche Lehrausbildung soll gestärkt werden. Wohlgemuth will zudem Bund, Länder und Gemeinden verstärkt in die Pflicht nehmen. Unternehmen, die durch die öffentliche Hand finanziert oder teilfinanziert werden, sollen vermehrt zur Lehrlingsausbildung herangezogen werden und überbedarfsorientiert ausbilden.
„Die Abwendung eines nie dagewesenen Fachkräftemangels und dramatischer Jugendarbeitslosigkeit muss unverzüglich angegangen werden. Wir fordern daher Politik und Sozialpartner auf, mit uns gemeinsam Sofortmaßnahmen zu erarbeiten“, so Wohlgemuth und Spiegl unisono.