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ÖGB Tirol

Teuerung macht keine Sommerpause

Jede achte Person in Österreich kann ihre Fixkosten nicht mehr decken – das geht aus einer im April dieses Jahres veröffentlichten Umfrage von Durchblicker hervor. Demnach sind mittlerweile 9 von 10 ÖsterreicherInnen gezwungen, sich im Alltag einzuschränken. Besonders in Tirol, wo die horrenden Wohnkosten ein massiver Preistreiber sind, steht ein weiteres Fortschreiten von Armut zu befürchten. Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth fordert daher ein speziell auf die Bedürfnisse der TirolerInnen abgestimmtes Entlastungspaket, eine Erhöhung von Sozialleistungen sowie der Einkommensgrenzen und die Ausweitung der Sozialmärkte auf ganz Tirol.

Die Teuerung trifft jene mit geringen Einkommen am härtesten.

Philip Wohlgemuth, ÖGB-Vorsitzender Tirol

 

„Die Teuerung macht keine Sommerpause! Die Situation spitzt sich immer weiter zu und viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Die Einschnitte aufgrund der Teuerung gehen mittlerweile bis weit in die Mittelschicht hinein. Die Menschen brauchen Hilfe – jetzt!“, verleiht Wohlgemuth seinen Forderungen Nachdruck. Laut dem Bericht „Armut und soziale Eingliederung in Tirol“ sind in Tirol 95.589 Personen armutsgefährdet, das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von knapp 13% - allerdings beziehen sich die 2022 veröffentlichten Zahlen auf die Jahre 2018 bis 2020. „Die realen Zahlen sind mit Sicherheit mittlerweile um vieles höher. Von den von der Bundesregierung angekündigten Einmalzahlungen haben die Betroffenen wenig. Die Höhe der Sozialleistungen muss in Tirol sofort rückwirkend an die Teuerung angepasst und temporär die Einkommensgrenzen erhöht werden, damit auch mehr Menschen anspruchsberechtigt sind!“, zeigt Wohlgemuth auf. Diese Maßnahmen sollen Teil eines speziell auf die TirolerInnen abgestimmten Entlastungspaketes sein, das schnellstmöglich kommen muss. „Wir müssen Menschen vor Armut schützen und wieder Perspektiven geben. Die Teuerung trifft alle, Menschen mit geringem Einkommen aber am härtesten!“, so Wohlgemuth weiter.

 

Armutsfalle Arbeitslosigkeit

Bereits 2020 – also noch vor der aktuellen Teuerungswelle – waren rund 1,5 Millionen Menschen in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das entspricht 17,5 % der Gesamtbevölkerung. Die Armutsgefährdungsschwelle für einen Einpersonenhaushalt liegt laut Statistik Austria bei 1.371 Euro monatlich, das Arbeitslosengeld im Schnitt bei 1.056 Euro – also über 300 Euro darunter. „Immer öfter schnappt bei Arbeitslosigkeit die Armutsfalle zu. Das Arbeitslosengeld muss dringend auf 70% erhöht werden!“, so der Tiroler ÖGB-Chef. Denn die Teuerung macht vor den Menschen nicht halt: Die Preise bei Lebensmitteln lagen im April im Schnitt um 8,4% höher als im Vorjahr. Im März 2021 bekam man für 50 Euro noch 43 Liter Diesel, ein Jahr später sind es nur mehr rund 24,6 Liter. Angepasst werden an die Inflation sollen zudem weitere Sozialleistungen. „Die Kaufkraft der Familienbeihilfe ist in den vergangenen 20 Jahren trotz Erhöhungen um 30 Prozent gesunken, das Pflegegeld um 28%. Die Differenz bezahlen Betroffene quasi aus der eigenen Tasche. Auch da helfen Einmalzahlungen wenig, notwendig sind nachhaltige Nachbesserungen“, so der Gewerkschafter.

 

Sozialmärkte als treffsichere Unterstützung

Die flächendeckende Ausweitung von Sozialmärkten auf ganz Tirol wäre demnach ein wichtiger Schritt. „Nicht grundlos melden Sozialmärkte derzeit einen vermehrten Ansturm auf ihre Einrichtung. Zu viele Menschen können sich ganz einfach das Leben nicht mehr leisten! Ein flächendeckendes Angebot an Sozialmärkten wäre für die Betroffenen eine massive Unterstützung und garantiert soziale Treffsicherheit“, argumentiert Wohlgemuth. Die Seite „wer hilft wie“ weist derzeit lediglich fünf Sozialmärkte für ganz Tirol auf.

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