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Krisenausmaß macht breite Unterstützung notwendig

Wirtschaftseinbruch als klarer Handlungsauftrag für Politik

Laut Statistik Austria wurde Tirol überproportional von den Auswirkungen der Corona-Krise getroffen: Das Bruttoregionalprodukt ging in Folge des Tourismus-Einbruchs um 10,2 Prozent zurück. Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth fordert von der Politik Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft und eine Stärkung des sozialen Auffangnetzes.

Armut ist nicht immer sofort sichtbar.

Philip Wohlgemuth

 

„Wir müssen jenen, die von der Krise hart getroffen wurden, Perspektiven geben! Das sind zum Großteil vermeintlich sozial Schwächere, die über keine lautstarke Lobby verfügen. Auch wenn die Armut oft nicht sofort sichtbar ist, ist sie vorhanden!“, zeigt Wohlgemuth in höchster Alarmbereitschaft. Dass Tirol schwer mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen habe, sei keine Überraschung, allerdings belege das Ausmaß doch einen sofortigen Handlungsauftrag. Rekordarbeitslosigkeit, Einkommenseinbußen in Folge von Kurzarbeit und massive Wirtschaftseinbrüche infolge von Corona haben Tirol in eine schwere Krise gestürzt. „Viele Menschen wissen längst nicht mehr, wie sie ihre Fixkosten decken sollen, das Ersparte – sofern überhaupt eines vorhanden war - ist längst aufgebraucht. Sie wissen nicht mehr weiter, vor allem Familien sind massiv von Armut betroffen“, beschreibt Wohlgemuth die dramatische Lebensrealität Vieler.

 

150 Euro Einmalzahlung nur erster Schritt

Die von Arbeitsminister Martin Kocher in Aussicht gestellte Einmalzahlung von 150 Euro für Arbeitssuchende könne folglich nur ein erster Schritt sein. Um nicht nur einkommensschwache, sondern alle Haushalte in Österreich zu entlasten, pocht Wohlgemuth auf die ÖGB-Forderung einer Umsatzsteuersenkung auf Strom und Gas für die Wintermonate. „In Anbetracht der Belastungen durch die Teuerung und die Einbußen, die viele ArbeitnehmerInnen durch die Pandemie hinnehmen mussten, haben sich das die Tiroler Beschäftigten mehr als verdient”, bekräftigt der Gewerkschafter, der zudem auf dem Abschalte-Stopp beharrt für den Fall, dass jemand die Energierechnung nicht bezahlen kann.

Mit durchschnittlich 1.000 Euro kommt man in Tirol nicht weit.

Philip Wohlgemuth

 

Durchschnittlich 1.000 Euro deutlich zu wenig

Das durchschnittliche Arbeitslosengeld liegt in Tirol bei rund 1.000 Euro. „Damit kommt man in unserem Bundesland nicht weit, wo die Lebenserhaltungskosten überdurchschnittlich hoch sind. Die Einmalzahlung für Arbeitslose ist da ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Wohlgemuth. Er setzt sich daher für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent Nettoersatzrate sowie eine Aufstockung der Notstandshilfe auf die Höhe des Arbeitslosengeldes bis zum Ende der Pandemie ein. Zudem sollen Sozial- und Förderleistungen leichter abgerufen werden können. Für ältere Arbeitslose, die schlechte Chancen auf einen neuen Job haben, fordert die Gewerkschaft eine spezielle „Corona-Altersteilzeit“ sowie ein Überbrückungsgeld für alle Langezeitarbeitslosen, die fünf oder weniger Jahre vor dem frühestmöglichen Pensionsantritt stehen. Statt fünf Jahre vor Pensionsantritt sollte ein Modell die Inanspruchnahme schon zehn Jahre vorher ermöglichen. Von der Politik erwartet sich Wohlgemuth schnellstens Initiativen, die die Konjunktur ankurbeln und die Kaufkraft wieder stärken. „Nur mit einem funktionierenden Wirtschaftskreislauf werden wir es gemeinsam aus der Krise schaffen!“, ist Wohlgemuth überzeugt. 

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