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Über Geld spricht man!

Equal Pension Day 2025

43,6 Prozent beträgt die Pensionslücke in Tirol derzeit, das ist der vorletzte Platz im österreichischen Bundesländerranking. Das bedeutet, Männer haben am 24. Juli bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen erst zum Jahresende. Zugleich sind die Lebenserhaltungskosten in Tirol am höchsten, dieser Umstand trifft Tiroler Pensionistinnen folglich doppelt hart. „Altersarmut ist weit verbreitet und gerade bei Frauen meist unsichtbar. Ein Armutszeugnis für unseren Sozialstaat!“, so Johanna Wieser, ÖGB-Pensionist:innenvorsitzende Tirol, anlässlich des diesjährigen Equal Pension Day am 24. Juli.

„Altersarmut ist tief strukturell verwurzelt und fällt den meisten Betroffenen erst dann auf, wenn es schon zu spät ist. Ist man erst in der Altersarmut drin, hat man kaum eine Chance, seine Lebenssituation zu verbessern“, klärt die gf. ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied auf. „Frauen arbeiten öfter in Teilzeit – meist unfreiwillig aufgrund von Betreuungspflichten – und leisten mehr unbezahlte Arbeit. Ein Blick in Stellenausschreibungen zeigt: Besonders in Branchen, in denen viele Frauen arbeiten, werden zudem hauptsächlich Teilzeit-Jobs angeboten. Hier müssen Regelungen geschaffen werden, die es Frauen ermöglichen, gleichberechtigt über ihr Berufsleben zu entscheiden und damit gleichzeitig ihre eigene Zukunft abzusichern.“

Lohntransparenz und höhere Einkommen

„Über Geld spricht man nicht – diese veraltete Faustregel ist für Frauen brandgefährlich“, warnt Wieser. „Neben einer allgemeinen Anhebung von kollektivvertraglichen Mindesteinkommen auf 2.000 Euro braucht es generell deutlich höhere kollektivvertragliche Mindesteinkommen. Auch die Karenzzeiten müssen besser angerechnet werden, mit einer deutlich besseren Bemessungsgrundlage. Kindererziehung muss unserem Staat viel wert sein, das muss sich auch in guten Pensionsbeiträgen widerspiegeln. Zudem fordern wir endlich die Umsetzung der verpflichtenden EU-Lohntransparenzrichtlinie. Das ist der Schlüssel zu fairen Einkommen, nur wer offen über Geld spricht, kann strukturelle Ungerechtigkeiten aufdecken! Lohntransparenz bringt Betriebe außerdem dazu, ihre Gehaltssysteme zu überdenken und faire, nachvollziehbare Kriterien einzuhalten oder Unterschiede in der Bezahlung zu erklären. Ein wichtiger Schritt für die nächste Generation und unsere einzige Chance, Altersarmut langfristig und wirksam zu bekämpfen“, resümiert Föger-Kalchschmied und appelliert: „In was für einem Land leben wir, dass so viele Frauen in Armut leben müssen?“ Im EU-Vergleich klafft in Österreich eine der größten Pensionslücken zwischen Frauen und Männern.

Anhebung des Pensionsalters

Das schrittweise Anheben des Frauenpensionsalters bringt Frauen in Hinblick auf die Pensionshöhe kaum positive Effekt – im Gegenteil. „Eine automatische Steigerung des Einkommens ist dabei nicht garantiert. Dazu kommt, dass viele Frauen direkt von der Arbeitslosigkeit in die Pension gehen. Bevor die Politik Frauen doppelt und dreifach belastet, sollten altersgerechte Arbeitsplätze und faire Einkommen höchste Priorität haben. Wir brauchen endlich Lösungen für Frauen, die rasch greifen. Denn die jetzt gesetzten Maßnahmen wirken sich erst in einigen Jahrzehnten aus – das ist zu spät. Vom viel geforderten Pensionssplitting beispielsweise profitieren nur Besserverdienende, das ist definitiv keine Maßnahme gegen Altersarmut. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass Frauen von ihrer Arbeit leben und in Würde altern können!“

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