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Harald Eisenberger

Weiterbildung für Qualitätstourismus

Weiterbildungsfonds für Beschäftigte im Tourismus umsetzen

Kürzlich forderte Tirol Werbung-Chefin Karin Seiler eine Lohnnebenkostensenkung sowie die „komplette Öffnung“ der Saisonkontingente für Arbeitskräfte aus Drittstaaten. „Anstatt immer neue Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen, muss endlich in jene investiert werden, die hier arbeiten – mit fairen Bedingungen, Perspektiven und Qualifizierung“, reagiert Bernhard Höfler, stellvertretender ÖGB-Landesvorsitzender Tirol, deutlich.

Kontingente für Saisonarbeitskräfte im Tourismus regeln die Beschäftigung von Arbeitnehmer:innen aus dem Nicht-EU-Ausland und schützen damit bis zu einem gewissen Grad heimische Arbeitsplätze. „Wer das ganze Jahr über „Fachkräftemangel“ schreit und sich dann aber für die Öffnung des Arbeitsmarktes für saisonal Beschäftigte aus dem Ausland stark macht, hat die Problematik in der Tourismusbranche nicht verstanden. Qualitätstourismus braucht Qualität in der Arbeit – und die entsteht durch Aus- und Weiterbildung heimischer Beschäftigter, nicht durch immer neue Öffnungen der Arbeitsmärkte. Wenn Tirol wirklich langfristig erfolgreich sein will, braucht es einen Weiterbildungsfonds für Beschäftigte im Tourismus, der von Betrieben, Land und Bund gemeinsam getragen wird“, so Höfler weiter. Es kann nicht sein, dass die Tirol Werbung Verschlechterungen für Arbeitnehmer:innen fordert, während sie eigentlich für die Imagepflege und Vermarktung des Urlaubslandes Tirol zuständig wäre. Schuster, bleib bei deinen Leisten!“

Auch Emanuel Straka, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft vida Tirol, warnt davor, durch offene Schranken im Tourismus dem Lohn- und Sozialdumping Tür und Tor zu öffnen: „Die Menschen, die heute im Tourismus arbeiten, leisten enorm viel – oft unter schwierigen Bedingungen – und kennen schon jetzt die Realität niedriger Löhne. Hier muss man nachbessern, nicht im Gegenteil noch mehr auf Zuzug setzen, dann klappt‘s auch mit den Beschäftigten. Viele Saisonkräfte würden außerdem gerne bleiben, wenn sie Aufstiegschancen und verlässliche Arbeitszeiten hätten. Genau hier setzt der Weiterbildungsfonds an: Er schafft Perspektiven, stärkt auch heimische Fachkräfte und hebt die Qualität sowohl in den Betrieben als auch für Tourist:innen“, so Straka. Er erinnert daran, dass nachhaltiger Tourismus mehr bedeutet, als die Bettenauslastung: „Ein echter Qualitätstourismus bedeutet, dass auch die Beschäftigten profitieren – mit fairen Löhnen, planbaren Arbeitszeiten und Weiterbildungsmöglichkeiten. Das ist die Basis für zufriedene Gäste und erfolgreiche Betriebe.“

Der ÖGB Tirol fordert daher:

  • die sofortige Umsetzung eines branchenspezifischen Weiterbildungsfonds für Tourismusbeschäftigte,
  • eine enge Kooperation zwischen Sozialpartnern, AMS und Land Tirol.

„Wer langfristige Personallösungen will, muss in die Menschen investieren – nicht nur in Werbekampagnen“, schließt Höfler.

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