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ÖGB Tirol / Halbwirth

Wohlgemuth: Qualifizierungsmaßnahmen langfristig denken

Mehr AMS-Personal, Schwerpunkt bei Pflege- und Gesundheitsbereich setzen

Investitionen in soziale Infrastruktur, Städten und Gemeinden sowie die Schaffung von nachhaltigen Arbeitsplätzen haben für Tirols ÖGB-Vorsitzenden Philip Wohlgemuth derzeit Priorität. Qualifizierungsmaßnahmen sollen sich gezielt an von der Krise betroffene Personengruppen wie Frauen, Menschen mit Behinderung, Ältere und Jugendliche richten. Dafür benötige es neben der Bereitstellung der Finanzierung auch eine Aufstockung des AMS-Personals. Für so genannte „Zwischenparker“ – also Unternehmen, die ihre MitarbeiterInnen immer wieder für kurze Zeit kündigen und wieder einstellen – fordert er einen höheren Beitrag in der Arbeitslosenversicherung.

 

„Die Lehre aus der Krise muss sein, dass es nicht nur nicht in der Krise, sondern vor allem in der Zukunft einen aktiven Staat braucht, um massive langfriste Investitionen – in soziale Infrastruktur, Städte und Gemeinden, sowie insbesondere in den Klimaschutz – sicherzustellen. Beispiele dafür sind der öffentliche Verkehr, Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, Gesundheit, Bildung, Pflege und Betreuung, Wohnbau, Energieeffizienz und Gebäudesanierung. Ökologisierung muss dort, wo es möglich ist, eine zentrale Rolle spielen“, fordert Wohlgemuth.  Am Bau sei beispielsweise eine Ganzjahresbeschäftigung möglich, wenn die öffentliche Hand als Auftraggeber einspringt. Gleichzeitig stellen Bautätigkeiten von wichtigen sozialen Infrastrukturen wie z.B. Neubau oder Sanierung von Schulen und Kindergärten, Sanierung der Radwegnetze und Straßen einen wichtigen Konjunkturmotor dar. „Die Bevölkerung profitiert von maßgeblich, einerseits aufgrund der ausgebauten Infrastruktur an sich, andererseits von der Schaffung guter Arbeitsplätze“, betont der Gewerkschafter.

 

Fachkräfte händeringend gesucht

Bei Qualifizierungsmaßnahmen führt Wohlgemuth vor allem langfristiges Denken an. „Abgesehen von der menschlichen Seite spielt hier auch der volkswirtschaftliche Hintergrund eine Rolle, denn jede du jeder einzelne Arbeitslose kostet unser System auf lange Sicht mehr als Qualifizierungsmaßnahmen. Fachkräfte werden beispielsweise von vielen Industrieunternehmen händeringend gesucht, das sind vergleichsweise gut bezahlte Jobs. Wenn es uns gelingt, die derzeit vorherrschenden Lücken zu füllen, profitiert unsere Wirtschaft und unser Steuersystem davon. Darüber hinaus fehlen uns bekanntermaßen im Pflegebereich tausende Fachkräfte, der Bedarf steigt weiter an. Es ist jetzt der beste Zeitpunkt, um Menschen für diese so wichtige Branche zu gewinnen und gut auszubilden“, so der Tiroler ÖGB-Chef. Aus- und Weiterbildungsangebote sollen sich besonders an von der Krise stark betroffene Personengruppen wie Frauen, Ältere, Jugendliche und Menschen mit Behinderung richten. Dafür benötige es allerdings eine Aufstockung des AMS-Personals: „Das AMS-Personal war fast während des gesamten letzten und des heurigen Jahres im Dauereinsatz und hat die Belastungsgrenze erreicht. Gleichzeitig ist der schnellste Weg, um die Arbeitsmarktkrise zu meistern, ist die Schaffung neuer Jobs und infolge die Vermittlung der derzeit arbeitslos Gemeldeten. An einer Aufstockung des AMS-Personals kommen wir daher nicht vorbei – je früher desto besser.“

 

„Zwischenparken“ auf Kosten der Steuerzahler

Wohlgemuth fordert zudem eine massive Verbesserung der Lohn- und Beschäftigungsbedingungen und ein ambitioniertes Vorgehen gegen Lohn- und Sozialdumping, insbesondere durch eine rechtliche Nachbesserung bei Entsendungen und effizienten Kontrollen sowie in der öffentlichen Beschaffung. „Unternehmen, die immer wieder MitarbeiterInnen für kurze Zeiten kündigen und sie danach wieder einstellen, sollten außerdem einen höheren Beitrag in der Arbeitslosenversicherung zahlen. Das wäre nur fair, wenn sie die von ihnen verursachten Kosten in der Arbeitslosenversicherung tragen. Diesem System des ‚Zwischenparkens‘ auf Kosten der Steuerzahler muss langfristig ein Riegel vorgeschoben werden“, so Wohlgemuth abschließend.