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Wohlgemuth fordert Forcierung von Betriebsansiedelungen

Die anhaltend niedrigen Löhne in Tirol veranlassen Tirols ÖGB-Vorsitzenden Philip Wohlgemuth zu einem eindringlichen Appell an die Tiroler Landesregierung: „Unser Bundesland braucht dringend neue Betriebsansiedelungen! Die Löhne in Tirol liegen innerhalb Österreichs an vorletzter Stelle, die Immobilienpreise und Lebenserhaltungskosten rangieren dagegen ganz vorne. Die Politik muss mehr Initiativen setzen“, so Wohlgemuth. 

 

„In Tirol ist der Anteil an Niedriglohnbranchen besonders hoch, vor allem Frauen fallen in die Kategorie ‚Working Poor‘. Wenn Menschen trotz Arbeit armutsgefährdet sind, müssen bei der Politik alle Alarmglocken schrillen!“, warnt Wohlgemuth. „Wir brauchen eine Politik für Wachstum und Beschäftigung, die soziale Sicherheit gibt und für die Stärkung der Bildung, der Infrastruktur und der öffentlichen Daseinsvorsorge eintritt. Es ist unerlässlich, dass die Politik in soziale Infrastruktur, etwa im Bereich der Pflege und der Bildung investiert. So können neue, gute Jobs geschaffen werden und man investiert sozusagen doppelt“, fordert der Gewerkschafter. 

 

Tirol steht auch bei Kaufkraft schlecht da

Auch bei der Kaufkraft hinkt Tirol hinterher: Einem vom Institut GfK veröffentlichten Ranking zufolge belegt Tirol mit 23.490 Euro pro Jahr österreichweit den vorletzten Platz. „Die Erhebung wurde vor der Corona-Krise veröffentlicht, die Situation hat sich seitdem mit Sicherheit massiv verschlechtert. Gerade die TirolerInnen würden daher von einer Anhebung des KV-Mindestlohns auf 1.700 Euro besonders profitieren“, liegt für Wohlgemuth auf der Hand.

 

Änderung der Branchenstruktur

„Ein höherer Mindestlohn, der Anstieg der Kaufkraft und die Stärkung der heimischen Wirtschaft stehen in direktem Zusammenhang, nur so kann die Konjunktur belebt werden.“, so Wohlgemuth. Im vom Tourismus und Handel dominierten Tirol sieht er aber auch eine Änderung der Branchenstruktur als wichtige Maßnahme: „Die Politik muss handeln und mehr qualifizierte High-Tech-Jobs nach Tirol bringen und auch dort innerhalb des Bundeslandes auf eine regionale Ausgeglichenheit achten. Gleichzeitig muss man abrücken von den häufig schlecht bezahlten Teilzeitbeschäftigungen. Sie bedeuten nicht selten speziell für Frauen eine Armutsfalle im Alter.“

 

Teilzeitarbeit

Wer Teilzeit arbeitet, ist wesentlich häufiger von Armut und Altersarmut betroffen – in erster Linie sind das Frauen. „Von ca. 100.000 Teilzeitbeschäftigten in Tirol sind rund 85 Prozent weiblich. Auch wenn gerne propagiert wird, dass viele von ihnen das so wollen, so einfach ist die Situation nicht. Wer Kinder hat oder zu pflegende Angehörige, hat oft keine andere Möglichkeit. Es muss gelingen, diesen Frauen eine Vollzeitbeschäftigung zu ermöglichen und die Rahmenbedingungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern", weiß Wohlgemuth. Kinderbetreuungseinrichtungen seien flächendeckend auszubauen und Kinderbetreuungszeiten so anzupassen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet wird.