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Halbwirth

Zu alt?

Altersdiskriminierung am Arbeitsplatz und anderen Lebensbereichen

„Was wir derzeit erleben, ist eine stille, aber massive Form der Ungerechtigkeit“, warnt Tirols geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied. „Ältere Menschen werden in vielen Lebensbereichen strukturell benachteiligt – am Arbeitsplatz, in der Verwaltung und selbst im Gesundheitssystem. Altersdiskriminierung führt zu sozialer Isolation von Älteren, sie fühlen sich aus vielen Bereichen ausgegrenzt. Das Gesetz verbietet diese Diskriminierung zudem – trotzdem passiert sie vor unser aller Augen tagtäglich.“

„Zahlreiche ältere Patient:innen berichten, dass sie sich bei Arzt- oder Krankenhausterminen nicht ernst genommen werden, ihre Beschwerden werden schnell ‚aufs Alter‘ geschoben und schnell abgetan. Schlecht Hören wird häufig immer noch mit Begriffsstutzigkeit assoziiert. Das Alter darf kein Kriterium darstellen, wenn es um den Zugang zu medizinischen Leistungen geht! Ältere erleben oft einen Statusverlust. Nicht selten ist es notwendig, dass ältere Menschen jemanden brauchen, der ihre Rechte für sie durchsetzt. eine ungeheure Diskriminierung, die es aufzuzeigen gilt. Auch bei Behördengängen ist Altersdiskriminierung verbreitet. Komplizierte digitale Verfahren ohne ausreichende analoge Alternativen erschweren vielen älteren Menschen den Zugang zu Leistungen, auf die sie ein Recht haben. „Digitalisierung darf nicht zur Ausgrenzung führen“, warnt die Tiroler ÖGB-Chefin. Sie setzt sich für barrierefreien Zugang zu allen Behördenleistungen ein - digital wie analog. Auch bei der Kreditvergabe haben ältere Personen das Nachsehen. „Dazu kommt, dass Ältere oft nicht ernst genommen werden und mehr Widerstände erleben. Viele Ältere können ein Lied davon singen, dass sich das Verhalten der Gesellschaft ihnen gegenüber ändert. Die Augenhöhe ihnen gegenüber geht verloren.“

Jobbewerbung – nein danke!

„Wir brauchen dringend ein Umdenken – und zwar quer durch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, fordert Föger-Kalchschmied. Ältere sind in unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht benachteiligt, am deutlichsten wird dieser Umstand im Arbeitsleben. „Arbeitslose ab 50 Jahren finden schwerer einen neuen Job und sind mit durchschnittlich 220 Tagen deutlich länger auf Arbeitssuche als Jüngere. Oft werden Bewerbungen älterer Arbeitssuchender aussortiert, bevor es überhaupt zu einem Gespräch kommt. Erfahrung und Wissen werden nicht als Stärke gesehen, sondern fälschlicherweise als Belastung“, kritisiert Föger-Kalchschmied und ergänzt: „Bei Ausschreibungen gilt ‚dynamisches, junges Team‘ als Qualitätskriterium und grenzt indirekt ältere Jobbewerber:innen aus.“ Auch innerbetrieblich werden Ältere häufig bei Weiterbildungsmöglichkeiten übergangen. „Uns wird oft berichtet, dass man Älteren unterstellt, sie seien nicht mehr so lernfähig. Auch das ist ganz einfach ein Vorurteil und Diskriminierung.“

Der ÖGB fordert deshalb eine verpflichtete Erhebung der Altersstruktur in Unternehmen und die Einführung eines Bonus-Malus-Systems. Das soll jene Betriebe belohnen, die ältere Mitarbeitende beschäftigen. Im Gegenzug sollen jene Zahlungen leisten, die das nicht tun. Der Anteil der 60- bis 64-Jährigen an der Gesamtbelegschaft liegt bei mageren fünf Prozent. Laut einer Erhebung von AK und ÖGB beschäftigen 30 Prozent der mittleren und größeren Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten in Österreich keine einzige Person über 60 Jahren.

„Wer heute 50 oder 60 ist, hat noch viele engagierte Jahre vor sich. Altersdiskriminierung kostet uns als Gesellschaft nicht nur wertvolles Wissen und Erfahrung, sondern auch Menschlichkeit. Dazu kommen die hohen Koste für die Allgemeinheit, die diese umfassende Diskriminierung verursacht. Vor diesem Hintergrund sind die dauernden Forderungen der Wirtschaft nach einer Anhebung des Pensionsantrittsalters nahezu grotesk und absurd und erhöhen zusätzlich den Druck auf ältere Menschen“, betont Föger-Kalchschmied abschließend. 

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