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Zu OECD-Bericht:

Sinkender Erwerbsbevölkerung entgegensteuern!

Der aktuelle OECD-Bericht für Österreich legt den Finger in eine offene Wunde der heimischen Arbeitsmarktpolitik: Die Erwerbsbevölkerung schrumpft – mit gravierenden Folgen für den Wirtschaftsstandort. Als zentrale Handlungsempfehlung fordert die OECD unter anderem eine deutlich höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie bessere Beschäftigungsperspektiven für ältere Arbeitnehmer:innen. „Dieser Bericht bestätigt, was der ÖGB seit Jahren fordert: Wir brauchen endlich wirksame Strategien gegen die institutionalisierte Altersdiskriminierung – beispielsweise in Form eines Bonus-Malus-Systems – sowie ein flächendeckendes Kinderbetreuungs- und Pflegeangebot, damit Frauen endlich echte Wahlfreiheit haben!“, reagiert Sonja Föger-Kalchschmied, Tirols geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende. Gleichzeitig fordert sie: „Mit der Angstmache rund um die Pensionen muss endlich Schluss sein!“

Diskriminierung volkswirtschaftlich kurzsichtig

Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Jede:r dritte Arbeitslose in Tirol ist über 50 Jahre alt, die durchschnittliche Dauer bis zur Wiedereinstellung beträgt 220 Tage. Fast ein Drittel der Unternehmen in Österreich beschäftigt niemanden über 60. „Gleichzeitig werden gezielt Ängste geschürt: dass unser Pensionssystem nicht sicher ist, dass unser Wirtschaftssystem kollabiert, dass unser Sozialstaat nicht mehr funktioniert. Diese Rufe kommen noch dazu meist von privilegierten Unternehmern. Das ist nicht nur zynisch, sondern auch gefährlich“, kritisiert Föger-Kalchschmied. Während Frauen aktuell das faktische Pensionsalter meist erreichen, gehen Männer im Schnitt mit 62,2 Jahren in Pension. „Wir müssen dringend altersgerechte Arbeitsplätze schaffen, damit Arbeiten bis zum regulären Pensionsantritt überhaupt möglich ist!“, betont die Gewerkschafterin.

Dabei wäre der wirtschaftliche Nutzen einer höheren Erwerbsbeteiligung evident: Ein breiter Zugang zum Arbeitsmarkt stärkt die Kaufkraft, stabilisiert das Sozialsystem und federt die negativen Effekte des demografischen Wandels ab. Föger-Kalchschmied dazu: „Betriebe, die Verantwortung übernehmen und ältere Arbeitnehmer:innen beschäftigen, sollen gezielt gefördert werden. Wer hingegen weiter diskriminiert, muss künftig mit Ausgleichszahlungen rechnen. Nur so schaffen wir ein faires und zukunftstaugliches System“, untermauert sie die ÖGB-Forderung nach einem Bonus-Malus-System. Damit soll ein Anreizsystem etabliert werden, das jene Unternehmen belohnt, die ältere Arbeitnehmer:innen beschäftigen. Im Gegenzug sollen jene, die dies nicht tun, dafür eine Art Ausgleichszahlung entrichten müssen.

Strukturelle Barrieren für Frauen einreißen

Nach wie vor fehlt es an flächendeckender, ganztägiger und ganzjähriger Kinderbetreuung sowie an ausreichend Pflegeinfrastruktur. Das Resultat: Viele Frauen können nicht in Vollzeit arbeiten oder sind ganz vom Erwerbsleben ausgeschlossen. „Hier liegt der Ball klar bei der Politik. Wer den Arbeitskräftebedarf sicherstellen will, muss in Betreuung, Pflege und Gleichstellung investieren“, so Föger-Kalchschmied. Sie kritisiert zudem das Verharren in veralteten Denkmustern: „Anstatt rückwärtsgewandt zu agieren, braucht es endlich ein gesamtgesellschaftliches Umdenken. Um das zu erreichen, ist jede und jeder einzelne gefordert. Andernfalls wird nie etwas passieren und wir werden im Vergleich zu anderen Ländern immer weiter zurückbleiben.“

Sie betont abschließend: „Eine höhere Erwerbsbeteiligung kann nur auf Augenhöhe mit den Arbeitnehmer:innen gelingen. Dazu braucht es entsprechende Angebote – dann werden wir alle davon profitieren.“

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