Zukunftsthema Nummer 1: Pflege in Tirol
Lösungsvorschläge des ÖGB Tirol 2021
Liebe TirolerInnen!
Im Laufe unseres Lebens ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit jede/r von uns auf die eine oder andere Weise mit dem Thema Pflege konfrontiert. Derzeit gilt die Familie als mit Abstand größter Pflegedienstleister – über 80 Prozent der Pflege werden zu Hause erbracht. Wichtige Säule ist selbstverständlich auch die Pflege in unterschiedlichen Einrichtungen, die sozusagen als „Non-Profit-Dienstleister“ mobil oder stationär für adäquate Betreuung sorgt. Gleichzeitig gilt Pflege als eines der zukunftsdominierenden Themen in unserem Land, Stichwort Personalmangel. Expertinnen und Experten gehen von einem Mehrbedarf an Pflege- und Betreuungskräften von rund 76.000 Personen bis zum Jahr 2030 aus. Gleichzeitig kommen immer mehr pflegende Angehörige und Pflegekräfte an ihre Belastungsgrenze – und darüber hinaus. Aus diesem Grund hat der ÖGB Tirol im vorliegenden Positionspapier zahlreiche Maßnahmen zu einer attraktiveren Gestaltung des Pflegeberufs, zu einem zielführenden Ausbau der sozialen Infrastruktur, zur Unterstützung der pflegenden Angehörigen und zu einem Leben in Würde für die zu Pflegenden zusammengefasst.
In den Forderungskatalog eingeflossen sind zudem zahlreiche Expertisen von Betroffenen. So waren die Rückmeldungen von Pflegebeschäftigten übereinstimmend in Bezug auf die hohen psychischen und physischen Belastungen und auf die Verbesserungsvorschläge: höhere Einkommen, weniger Wochenarbeitszeit, mehr Personal. Seitens der Pflegebedürftigen haben sich zwei Punkte herauskristallisiert: Das Personal möchte und soll sich mehr Zeit nehmen können, die PatientInnen wollen sich nicht als Nummer fühlen, wenn sie in stationärer Pflege sind. Wenn die Pflege zu Hause zur Belastung für Angehörige wird, belastet das auch die pflegebedürftigen Menschen. Ziel muss es daher sein, die Lebensqualität aller zu steigern, die Gesundheit zu stärken und einer Vereinsamung von Pflegebedürftigen entgegenzutreten. Dazu braucht es auch präventive Maßnahmen, um möglichst viele „gesunde Jahre“ für alle zu haben.
Bereits im Jahr 2018 hat der ÖGB Tirol ein umfassendes Positionspapier zum Thema „bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ erarbeitet und den politischen EntscheidungsträgerInnen zur Umsetzung übermittelt. Darin enthalten waren auch zahlreiche Verbesserungsvorschläge für den Bereich der Pflege, die nach wie vor aktuell sind und noch nicht umgesetzt wurden. Wir brauchen eine Politik für Wachstum und Beschäftigung, die soziale Sicherheit gibt – gerade jetzt in der aktuellen Krise. Die Umsetzung der von uns erarbeiteten Lösungsvorschläge wäre dazu ein wesentlicher Beitrag und entscheidender Faktor, um eine Absicherung der Menschen auf vielen Ebenen zu gewährleisten und mithilfe von neu geschaffenen Arbeitsplätzen und breiten Investitionen für eine Belebung der Konjunktur zu sorgen.
Euer
Philip Wohlgemuth
ÖGB-Landesvorsitzender Tirol
Zum Nachlesen: Pflegepositionspapier ÖGB Tirol 2021