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Corona-Krise trifft Frauen besonders!

Equal Pay Day 2020

Heute ist der österreichweite Equal Pay Day. Der Einkommensnachteil von weiblichen Beschäftigten gegenüber ihren männlichen Kollegen macht nach wie vor fast 20 Prozent aus. Vorarlberg steigt hier noch schlechter aus. Während Männer bei uns bei ganzjähriger Vollzeitbeschäftigung ein Jahreseinkommen von 54.364 Euro* haben, liegt jenes der Frauen mit 39.675 Euro um 27 Prozent darunter. Niedrige Einkommen, Teilzeitarbeit oder Lücken im Versicherungsverlauf durch Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen führen zu geringen Pensionen. So bekommen Frauen im Ländle nur 51 Prozent der durchschnittlichen Männerpension. Die Landesfrauenvorsitzende des ÖGB Vorarlberg Iris Seewald befürchtet, dass die Corona-Pandemie diese Situation noch verschärft und die Krise nachhaltige Auswirkungen auf die Lage der Frauen hat. 

„Die Corona-Krise trifft besonders Frauen“, davon ist ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Iris Seewald überzeugt. „Einerseits waren Frauen während des Lockdowns mit Homeoffice und Homeschooling zusätzlich belastet und sind nun stark von Arbeitslosigkeit betroffen. Auf der anderen Seite sind es vor allem Frauen in systemrelevanten Berufen, die unsere Gesellschaft während der Krise am Laufen gehalten haben.“

Mindestlohn von 1.700 Euro endlich umsetzen

In der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass vor allem Branchen, in denen überdurchschnittlich oft Frauen tätig sind, tragende Säulen der Gesellschaft sind. So sind etwa drei Viertel der Beschäftigten im Gesundheitsbereich weiblich, bei den Kassenangestellten in den Supermärkten sind es sogar über 80 Prozent. Diese Berufe sind besonders geprägt von hohen Arbeitsbelastungen, atypischen Beschäftigungsverhältnissen und geringem Einkommen. Schichtarbeit, lange Arbeitszeiten oder auch die Arbeit nachts oder am Wochenende sind für viele sehr belastend.

Diese „systemrelevanten“ Berufe genießen zwar ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, doch sie sind sozial schwach abgesichert. Besonders wichtig ist für Iris Seewald daher die rasche Einführung des Mindestlohns in den Kollektivverträgen von 1.700 Euro brutto.  Anlässlich des Equal Pay Day erneuert sie außerdem die Forderung des ÖGB nach mehr leistbarer Kinderbetreuung, einem Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz, einer höheren Väterbeteiligung in der Kindererziehung und einer neuen Bewertung der Arbeit. Auch das Arbeitslosengeld müsse endlich auf 70 Prozent angehoben werden. Nur mit einem Maßnahmenbündel könne die Einkommensschere langfristig geschlossen werden.

ÖGB fordert Rechtsanspruch auf Sonderbetreuungszeit

„Die Berufstätigkeit der Eltern steht und fällt aber mit dem Kinderbetreuungsangebot“, weiß die Gewerkschafterin aus Erfahrung. Die Corona-Krise habe viele berufstätige Eltern an ihre Grenzen gebracht. Und auch hier seien es überwiegend Frauen, die besonders betroffen seien. Iris Seewald: „Berufstätige Mütter haben während des Lockdowns vielfach ihren Urlaub oder Zeitausgleich bereits verbraucht oder Stunden reduziert. Für die Sonderbetreuungszeit gibt es aber immer noch keinen Rechtsanspruch und die Finanzierung der Lohnkosten wird nur zu einem Teil vom Bund übernommen. Angesichts der stark ansteigenden Corona-Zahlen machen sich viele Eltern große Sorgen, wie sie im Falle von kurzfristigen Schul- oder Kindergartenschließungen ihre Kinder betreuen können. Dazu kommen die Herbstferien, die nächste Woche starten.“  

Das sei eine enorm belastende Situation für viele Frauen. Viele wüssten nicht, wie die kommenden Wochen werden, und ob und wie sie ihrem Beruf nachgehen können. Seewald fordert hier rasche Lösungen: „Es braucht dringend einen Rechtsanspruch auf die Sonderbetreuungszeit für den Ausfall der Kinderbetreuungs- und Schuleinrichtungen mit hundertprozentiger Kostenübernahme durch den Staat. Außerdem fordern wir leistbare und flächendeckende Ferienbetreuung für alle Kinder in Österreich. Eltern brauchen mehr Sicherheit und mehr Planbarkeit!“