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Gastronomie und Tourismus

Fachkräfteproblem ist hausgemacht

„Die Jammerei der TourismusvertreterInnen über fehlende Arbeitskräfte nimmt kein Ende – es ist Jahr für Jahr das gleiche Spiel. Schuld am Personalmangel sind vor allem die Arbeitsbedingungen. Die Coronakrise hat die Mängel noch einmal deutlich aufgezeigt“, ärgert sich ÖGB und vida-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer. In Vorarlberg gebe es zwar gute Ansätze, wie Gespräche mit der Wirtschaftskammer zeigen, die einzige Lösung für das Problem sei aber, die Arbeitsbedingungen generell massiv zu verbessern. „Nur damit kann der Mangel an Arbeitskräften auf Dauer behoben werden. Hotellerie und Gastronomie müssen endlich erkennen, dass lange Arbeitszeiten gepaart mit geringem Gehalt und unzureichender Work-Life-Balance niemanden hinter dem Ofen hervor in die Gaststube holen“, betont Stemmer. „Jetzt zu sagen, allein die Pandemie wäre schuld an der Situation, ist sehr kurzsichtig!“

„Das Problem der fehlenden Arbeitskräfte ist durch schlechte Arbeitsbedingungen hausgemacht“, betont Stemmer, der weiß, dass viele Beschäftigte schon vor der Krise über einen Wechsel der Branche nachgedacht haben. „Die Coronakrise hat die Abwanderung nur beschleunigt und verstärkt. Die Lockdowns und die unsichere wirtschaftliche Zukunft haben viele MitarbeiterInnen dazu bewogen, in andere Branchen zu wechseln. Dabei hat sich gezeigt, dass Gastronomen, die ihre MitarbeiterInnen während der Pandemie in Kurzarbeit geschickt haben, kaum über FacharbeiterInnenmangel klagen, weil sie ihr Personal halten konnten.“ Eines sei jedoch klar: „Tut die Branche nichts, wird der Fachkräftemangel sich weiter verstärken! Attraktive ArbeitgeberInnen haben kein Problem, Personal zu finden“, betont Stemmer.

„Die Beschäftigten wünschen sich nicht erst seit der Krise ein besseres Arbeitsklima. Sie klagen über schlechte Dienstplangestaltung, mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten, körperliche Belastungen und Stress und das bei familienfeindlichen Arbeitszeiten und geringer Bezahlung.“ Wo die Hebel anzusetzen sind, liege seit Jahren klar auf der Hand. Außerdem könne eine Tourismuskassa – ähnlich der Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse – für mehr finanzielle Sicherheit sorgen. „Eine Tourismuskassa eröffnet eine ganze Reihe von Verbesserungen für ArbeitnehmerInnen: Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Jahresbeschäftigung, Jahresarbeitszeitmodelle, oder Entgeltfortzahlung für Betriebe bei Krankenständen, die mehr als drei Tage dauern.“

„Es kann nicht sein, dass wir Jahr für Jahr das gleiche Gejammer zu hören bekommen. Solange die Branche nicht bereit ist, die Rahmenbedingungen zu verändern, wird sich nichts ändern“, stellt Stemmer klar und betont, dass sich das Problem auch nicht mit ausländischen Billigarbeitskräften lösen lässt. „Das verschärft das Problem nur.“ Die Rahmenbedingungen würden noch schlechter werden und Lohndumping drohe.