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ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer hat von einer Verbesserung der „Lehre mit Matura“ mehr erwartet.

Vorarlberg

Lehre mit Matura: Wo bleibt der „Neustart“?

Eine Lehre mit Matura ist herausfordernd. Jugendliche müssen neben der Arbeit die Vorbereitungskurse besuchen. Das geht anders!

Als „Neustart“ bei der „Lehre mit Matura“, wie von Bildungsminister Heinz Faßmann verkündet, will ÖGB-Landesvorsitzender Reinhard Stemmer die heute vorgestellten Maßnahmen nicht bezeichnen. „Die Bundesregierung enttäuscht auf ganzer Linie. Es waren offenbar nur leere Worte, die Lehre aufwerten zu wollen und Lehrlingen die Möglichkeit auf einen Abschluss mit Matura zu erleichtern“, kritisiert Stemmer. „Nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen, werden auch mehr Lehrlinge eine ‚Lehre mit Matura‘ abschließen“, ist der ÖGB-Landesvorsitzende überzeugt. Er fordert einen Rechtsanspruch darauf, die Matura-Vorbereitungskurse während der Arbeitszeit besuchen zu können.

„Die Versprechungen der Bundesregierung haben sich in Luft aufgelöst. Wenn die heute vorgestellten Maßnahmen alles sein sollen, dann nimmt die Bundesregierung das Thema nicht ernst“, bedauert Stemmer. Eine deutliche Aufwertung der Lehre wäre eine Erleichterung beim Abschluss mit Matura. „An der Motivation der Jugendlichen scheitert es sicher nicht. Es interessieren sich immer mehr für dieses Modell. Die hohe Dropout-Rate von 36 Prozent ist klar auf die Doppelbelastung zurückzuführen“, stellt Stemmer klar. Gerade für junge Menschen sei es enorm belastend, neben der Arbeit im Betrieb und der Ausbildung in der Berufsschule am Abend noch die Vorbereitungskurse für die Matura zu absolvieren. „Nur ein Rechtsanspruch während der Arbeitszeit die Matura-Vorbereitungskurse besuchen zu können, wird dieser Doppelbelastung entgegenwirken“, ist Stemmer überzeugt.

Stemmer erinnert zudem daran, dass gewisse Berufsgruppen von dieser Ausbildungsmöglichkeit defacto ausgeschlossen sind. „Lehrlinge im Handel oder in der Gastronomie können eine 'Lehre mit Matura' häufig nicht absolvieren, weil die dort üblichen Arbeitszeiten und Dienstpläne nicht beides zulassen. Auch in anderen Bereichen arbeiten Jugendliche zum Teil im Schichtbetrieb, wodurch sie ebenfalls kaum an den Matura-Vorbereitungskursen teilnehmen können“, betont der ÖGB-Landesvorsitzende. Kritisch beurteilt Stemmer auch, dass die Kursanbieter ihr volles Honorar nur dann erhalten sollen, wenn die Lehrlinge die Matura bestehen. „Müssen wir dann mit einem Durchwinken rechnen?“ Stemmer befürchtet dadurch einen Qualitätsverlust.

Bildungsminister Faßmann habe eine Chance vertan, „die ‚Lehre mit Matura‘ tatsächlich attraktiver zu machen“. „Es ist endlich Zeit für echte Maßnahmen und nicht nur für leere Worte“, so Stemmer. Die „Lehre mit Matura“ zu erleichtern, davon würden zudem alle profitieren. „Mit der ‚Lehre mit Matura‘ ergeben sich für die Jugendlichen zusätzliche Karrieremöglichkeiten, die Betriebe profitieren von gut ausgebildeten MitarbeiterInnen und der Fachkräftemangel wird bekämpft, wenn immer mehr Jugendliche eine attraktive Lehrausbildung absolvieren.“