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Pflegelehre hält nicht, was die Politik verspricht!

Als „völlig verschwendete Energie“ beurteilt der Vorsitzende der GÖD Gesundheitsgewerkschaft und Zentralbetriebsrat der LKH, Thomas Steurer, das Vorpreschen der Landesregierung in Sachen Pflegelehre. „Im Herbst sollen Jugendliche diese Ausbildung beginnen, obwohl noch nicht einmal die Rahmenbedingungen geklärt sind, geschweige denn, klar ist, wer sie ausbilden soll. Die Kolleg:innen in den Spitälern und Pflegeeinrichtungen arbeiten am Anschlag und können ganz sicher nicht auch noch nebenbei Jugendliche an die Hand nehmen. Die Pflegelehre droht zu einem riesengroßen Flop zu werden. Auch weil wir nicht mehr Assistent:innen brauchen, sondern Fachpersonal!“ Zuallererst müssten die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessert werden, dann gebe es auch wieder mehr Menschen, die sich für den Beruf interessieren.

Für Steurer geht die Pflegelehre grundsätzlich in die falsche Richtung. „Das Personal fehlt nicht in der Pflegeassistenz, sondern im gehobenen Dienst. Es gibt zudem viel zu viele Unklarheiten. Vor allem stellt sich die Frage, wer die Jugendlichen ausbilden soll.“ Es gebe aufgrund des akuten Personalmangels einfach die personellen Ressourcen nicht. „Wir können nicht Personal abstellen, das die Lehrlinge ständig begleitet“, gibt Steurer zu bedenken. Zudem sei nicht jede/jeder als Ausbildner:in geeignet. „Den Auszubildenden droht dabei ein Dasein als Handlanger und Putzhilfen. Von einer guten Ausbildung erwarte ich etwas anderes. So schreckt man nur noch mehr Interessierte an dem Beruf ab und ab Herbst dann schon die ganz jungen!“ Vielmehr müssten die Rahmenbedingungen dringend verbessert werden. „Es braucht Dienstplansicherheit, einen besseren Betreuungsschlüssel, bessere Angebote für Quereinsteiger:innen und mehr Anerkennung für die Leistungen der Beschäftigten – auch in Form von besserer Bezahlung!“

Steurer kann die Erwartungen der Landesregierung in Bezug auf die Anmeldungen ebenfalls nicht nachvollziehen. „Wird tatsächlich erwartet, dass sich Jugendliche für eine Ausbildung anmelden, bei der noch nicht einmal die rechtlichen Grundlagen geklärt sind, bei der noch nicht einmal geklärt ist, was in der Ausbildung gelernt wird, welche Aufgaben die Auszubildenden bekommen und was sie eigentlich tun dürfen? Jugendliche erwarten sich eine solide und profunde Ausbildung – davon ist das Vorarlberger Modell einer Pflegelehre meilenweit entfernt. Bislang kann man nur von einer Überschrift sprechen, was in der Ausbildung passiert, ist noch völlig unklar.“ Auch die viel zu geringe Lehrlingsentschädigung sei kein Anreiz für Jugendliche.

Der Vorsitzende der GÖD-Gesundheitsgewerkschaft kritisiert zudem die ständigen Vergleiche mit der Schweiz. „Dort beginnen zwar viele Jugendliche mit der Lehre, zwischen 50 und 60 Prozent steigen jedoch aus, auch weil sie zu wenig begleitet werden, wie Umfragen zeigen. Und das, obwohl die Schweiz personell beim Pflegeschlüssel in den Pflege- und Krankeneinrichtungen besser dasteht. Fehlt die Begleitung steigt auch das Risiko von gefährlicher Pflege“, warnt Steurer. Das Vorarlberger Modell ist für ihn ein „Schnellschuss – zu wenig durchdacht und viel zu schlecht vorbereitet“. 

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