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Buchpräsentation & Diskussion

Arbeit auf Augenhöhe

Eine solidarische Arbeitswelt entstehen zu lassen, ist das Ziel von Lena Marie Glaser. Die Autorin und Juristin kündigte eine Fixanstellung im öffentlichen Dienst, um mitzuhelfen, die „New Work“ zur Umsetzung zu bringen: Wertschätzendes Betriebsklima, Arbeitszeitverkürzung und Auseinandersetzung auf Augenhöhe sollen dabei im Zentrum des Arbeitslebens stehen.

Die Autorin stellt ihr aktuelles Buch vor und erklärt dabei unter anderem, warum das, was wir unter dem Begriff „Work-Life-Balance“ verstehen, kein Allheilmittel ist.

Buchpräsentation und Diskussion mit Lena Marie Glaser, 23. Jänner 2023, 10 Uhr, online, über MS Teams  

Interview des ÖGB Steiermark mit Lena Marie Glaser

Sie gelten als Expertin für/ Verfechterin von „New Work“ – was ist damit gemeint?

Der Begriff „New Work“ steht oftmals in Zusammenhang mit der zunehmenden Digitalisierung unserer Arbeitswelt und ist rund 40 Jahre alt. Das Schöne an New Work ist, dass es allen offensteht und alle mitdenkt. Hinter meinem Konzept von New Work steht die Idee, Arbeit im Einklang mit den eigenen Werten und Vorstellungen zu gestalten. Eine Arbeitskultur „auf Augenhöhe“ soll erreicht werden. Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen sollen in offenem Austausch stehen; Möglichkeiten der echten Mitgestaltung bestehen. Verschiedene Bereiche des Arbeitslebens sind angesprochen: Die Gestaltung der Arbeitsplätze ebenso wie Arbeitszeiten und betriebliche Strukturen. Darüber hinaus ist es eine gesellschaftliche Frage, was gute Arbeit überhaupt bedeutet, wie wir sie gestalten wollen und wie wir das nicht nur persönlich, in den Betrieben, sondern gesamtgesellschaftlich schaffen.

Wie sehen Sie die Rolle der Gewerkschaft/en in der „New Work“?

Solidarität unter den Arbeitnehmer*innen (aber auch zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen) ist ein wesentlicher Faktor für das Gelingen der New Work Revolution, wie ich sie verstehe. Gewerkschaften haben in diesem Bereich einen großen, historischen Erfahrungsschatz: Viele positive Entwicklungen für Arbeitnehmer*innen wurden in der Vergangenheit gewerkschaftlich erkämpft. Nun braucht es aber wohl auch aus gewerkschaftlicher Sicht ein Umdenken. Neue Wege müssen beschritten werden, überkommene Strukturen überdacht werden, um gemeinsam die Zukunft der Arbeitswelt zu gestalten.  

Work-Life-Balance ist in aller Munde und gilt geradezu als „Wundermittel“ – wie sehen Sie das?

Gerade jüngere Beschäftigte fordern die "Work-Life-Balance“ selbstbewusst von ihren  Arbeitgeber*innen ein. Sie wünschen sich mehr Zeit für andere Lebensbereiche, wie ihre Familie und Freund*innen. Doch der Begriff ist nicht unumstritten, denn immer mehr verschmelzen Arbeit und Privatleben. Vielmehr geht es darum, zu hinterfragen, wie mit neuen Konzepten die Beschäftigten entlastet werden können: Denn nicht der Stresslevel soll gehoben werden, sondern eine effektive Nutzung der Zeit erreicht werden – für ein gesünderes, motiviertes Arbeiten.

Ihre Arbeit – Sie haben ein Future Lab gegründet, das Sie auch leiten, halten Vorträge, schreiben Bücher – zeugt von großem Engagement – was ist Ihre Motivation?

Meine persönliche Erfahrung im Arbeitsleben hat dazu geführt, dass ich mich mit diesen Fragestellungen beschäftige. Gerechtigkeit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz sind meine Herzensthemen, für die ich mich leidenschaftlich einsetze. Acht Jahre arbeitete ich als Juristin im öffentlichen Dienst, war engagiert, wollte mein Bestes geben, meine Arbeit mitgestalten. Doch ich stieß täglich auf Grenzen, die mich schließlich so erschöpften, dass ich umzudenken begann. 2017 hängte ich meinen sicheren Job an den Nagel und begann das Thema „Zukunft der Arbeit" zu erforschen. Und ich habe es seither keinen Tag bereut.

 

 

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