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Jacob Lund; stock.adobe.com

Arbeitsmarktlage weiter düster

Auch wenn die Arbeitslosigkeit im August erneut leicht zurückging, gibt es für Ingrid Reischl, Leitende ÖGB-Sekretärin, keinen Grund sich zurückzulehnen. Noch immer sind um 100.000 Menschen mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Ganz zu schweigen von jenen, die über Monate keinen Job gefunden haben oder finden werden. Der ÖGB bleibt daher bei seiner Forderung nach einer Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Nur so können Menschen, die unverschuldet ihren Job verloren haben, vor Armut geschützt werden. 

Bundesregierung setzt keine Konkrete Maßnahmen 

Wie die Bundesregierung konkret neue Arbeitsplätze schaffen will, ist weiterhin unklar. „Dabei gäbe es genug Vorschläge“, sagt Reischl. „Wir haben bereits vor Wochen ein Programm vorgelegt, mit dem 150.000 Arbeitsplätze geschaffen werden können. So könnten beispielsweise durch Investitionen in Gemeinden neue Arbeitsplätze und Lehrstellen geschaffen werden. Und, wenn die öffentliche Hand als Auftraggeber einspringt, ist auch eine Ganzjahresbeschäftigung im Bau möglich.“ 

Krise verschärft Probleme am Arbeitsmarkt für Ältere und Jugendliche 

Vor allem für Ältere und Jugendliche ist die Lage besonders prekär – ein Problem, auf das die Österreichische Gewerkschaftsjugend schon seit Wochen aufmerksam macht. Nun bestätigen es auch immer mehr ExpertInnen. Im August waren fast 62.000 Personen zwischen 15 und 24 Jahren ohne Job, um ein Fünftel mehr als noch vor einem Jahr. Bei über 50-Jährigen stieg die Zahl der Arbeitslosen (inklusive Schulungsteilnehmer) sogar um mehr als ein Viertel auf fast 120.000.  

Ältere Arbeitslose rasch wieder integrieren 

Selbst wenn die Konjunktur wieder anzieht, wird es ohne gezielte Interventionen schwierig, Ältere in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Man müsse jetzt handeln und dürfe nicht warten, bis die Pandemie überstanden ist, sagte die Chefin der "Prospect Unternehmensberatung", Trude Hausegger, am Dienstag bei einem virtuellen Pressegespräch. Sie leitete die Evaluation der Jobinitiative "Aktion 20.000" zur Förderung älterer Arbeitsloser. Die Aktion war im Juli 2017 von der damaligen SPÖ-ÖVP-Regierung ins Leben gerufen worden. Unter Türkis-Blau wurde sie abgeschafft.  

"Ich denke es gibt ganz viele Tätigkeitsbereiche, etwa Administrationsaufgaben in der Justiz oder in Schulen", so Hausegger. Wie Reischl plädiert auch sie dafür, dass Gemeinden neben Lehrstellen auch Angebote für Personen ab 55 schaffen müssten. Öffentliche Investitionen seien notwendig, um dadurch neue Arbeitsplätze entstehen zu lassen. Darüber hinaus brauche es mehr Weiterbildungsangebote und Angebote über das 18. Lebensjahr hinaus. 

Arbeitsmarktexperten fordern gezielte Maßnahmen zur Eindämmung 

Die Coronakrise habe alte Probleme deutlicher sichtbar gemacht. Gruppen, die es schon vorher schwierig hatten, würden jetzt noch größere Probleme haben, warnte Johann Bacher, Professor für Soziologie und empirische Sozialforschung an der Johannes Kepler Universität Linz mit Schwerpunkt Jugendarbeitslosigkeit.

Bacher sprach sich für eine Arbeitszeitreduktion insbesondere in Branchen aus, die stark von Digitalisierung und Rationalisierung betroffen sind, sowie in Bereichen, die nicht so attraktiv sind. "Durch Arbeitszeitverkürzung werden manche Tätigkeiten attraktiver, etwa die Pflege oder Gesundheitsberufe."