Kranke gehören ins Bett – nicht unter Verdacht
ÖGB weist WKÖ-Forderung nach strengeren Krankenstandskontrollen entschieden zurück
Das Wichtigste in Kürze
- WKÖ fordert schärfere Kontrollen von Krankenständen
- Der ÖGB kritisiert diese Pläne als Generalverdacht gegenüber Beschäftigten
- Das eigentliche Problem heißt Präsentismus: Viele gehen krank in die Arbeit
- Gesundheitsschutz und bessere Arbeitsbedingungen statt Misstrauen sind die Lösung
Husten, Fieber, Gliederschmerzen – eigentlich klar: Wer krank ist, gehört ins Bett. Doch die Wirtschaftskammer (WKÖ) sieht das anders. Sie fordert strengere Kontrollen von Krankenständen und stellt damit Millionen Beschäftigte unter Generalverdacht. Für den ÖGB ist klar: Statt Misstrauen und zusätzlichem Druck brauchen die Menschen im Krankheitsfall vor allem eines – Zeit, sich zu erholen. „Kranke gehören ins Bett – nicht unter Verdacht!“, betont Claudia Neumayer-Stickler, Leiterin des gesundheitspolitischen Referats im ÖGB.
Krankenstände werden bereits kontrolliert
Schon heute müssen Beschäftigte ihren Krankenstand penibel nachweisen. Ärztliche Bestätigungen und Meldungen an die Arbeitgeber sind Standard. Noch strengere Regeln würden nicht mehr Klarheit bringen, sondern nur zusätzliche Belastung für kranke Menschen schaffen. „Mit pauschalem Misstrauen erreicht man nichts, außer dass Menschen noch häufiger krank in die Arbeit gehen“, so Neumayer-Stickler.
Präsentismus: Das eigentliche Problem
Das wahre Risiko heißt Präsentismus – also krank zur Arbeit zu gehen. In Österreich geben rund 60 Prozent der Beschäftigten an, auch im Krankheitsfall weiterzuarbeiten.
Neumayer-Stickler warnt: „Das ist brandgefährlich und kann volkswirtschaftlich teurer kommen als Krankenstände.“ Krankheiten werden verschleppt, Kolleg:innen angesteckt und langfristige Schäden riskiert.
Was es stattdessen braucht:
- Bessere Arbeitsbedingungen statt Kontrolldruck
- Schutz der Gesundheit statt Generalverdacht
- Respekt vor Beschäftigten statt populistischer Parolen
Besonders gefährdete Branchen
Präsentismus tritt häufig in Bereichen mit großem Druck und schlechten Rahmenbedingungen auf: Handel, Tourismus sowie Gesundheit und Soziales. Ausgerechnet hier wäre ein besserer Gesundheitsschutz besonders wichtig. „Wer krank ist, soll gesund werden dürfen – alles andere ist unsozial und gefährlich“, fasst Neumayer-Stickler zusammen.