Wenn Endometriose zur Qual wird
Eine unterschätzte Krankheit, die Frauen das Arbeitsleben erschwert. Der ÖGB fordert Verbesserungen
Das Wichtigste in Kürze:
- 11 Prozent der Frauen in Österreich leiden an Endometriose
- Die Diagnose dauert durchschnittlich sieben Jahre
- Bei starken Schmerzen ist Krankenstand möglich
- Der ÖGB fordert: bessere Gesundheitsversorgung, mehr Aufklärung und erweiterte Kassenleistungen bei frauenspezifischen Erkrankungen
Einmal im Monat wird der Arbeitsalltag für viele Frauen zur Qual. Sie leiden unter starken Schmerzen, die ihre Konzentration beeinträchtigen. Schuld daran kann die Endometriose sein. Bei dieser Erkrankung wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Dies verursacht häufig während der Periode heftige Schmerzen, die in den Rücken und die Beine ausstrahlen. Weitere Symptome können Übelkeit und Erbrechen sein.
Ärztinnen und Ärzte nehmen die Beschwerden häufig nicht ernst genug. „Bis Betroffene eine Diagnose erhalten, dauert es durchschnittlich sieben Jahre. Das ist inakzeptabel“, sagt Julia Stroj, ÖGB-Gesundheitsexpertin. In dieser Zeit leiden die Frauen unnötig.
Krankenstand bedeutet vorübergehende Arbeitsunfähigkeit infolge von Krankheit. Das heißt, sind die Schmerzen aufgrund der Endometriose so stark, dass Arbeiten nicht möglich ist, können Arbeitnehmerinnen in den Krankenstand gehen.
So können Betriebe helfen
Laut dem Menstruationsreport 2024 leiden fast 300.000 Frauen in Österreich an Endometriose. Arbeitgeber können den betroffenen Arbeitnehmerinnen den Alltag erleichtern. Wichtig ist vor allem Verständnis, wenn sich eine Mitarbeiterin krankmeldet. „Betroffene Frauen müssen ohne schlechtes Gewissen in den Krankenstand gehen können, wenn die Schmerzen zu stark werden. Dafür ist der Krankenstand da – wenn man infolge einer Erkrankung nicht arbeitsfähig ist“, betont Stroj. Flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, sind ebenfalls hilfreich.
Schneller zur richtigen Behandlung
Der ÖGB kämpft für Verbesserungen. Ziel ist eine bessere Gesundheitsversorgung bei frauenspezifischen Erkrankungen und eine Weiterentwicklung der Kassenleistung in der gynäkologischen Versorgung. „Und es muss mehr Aufklärung über die Lebensphasen der Frauen geben – über Menstruationsprobleme genauso wie über die Wechseljahre“, fordert Stroj: „Je früher Endometriose erkannt wird, desto schneller erhalten Betroffene die richtige Behandlung und können ihr Leben besser meistern.“
Der ÖGB fordert:
- Bessere Gesundheitsversorgung von frauenspezifischen Erkrankungen.
- Mehr Informationskampagnen über die unterschiedlichen Phasen im Lebenszyklus einer Frau wie beispielsweise Menstruation oder Menopause.
- Weiterentwicklung der Kassenleistungen in der gynäkologischen Versorgung.
Filmtipp:
Die Dokumentation „nicht die regel“ zeigt das Leben von Frauen mit Endometriose und die tiefgreifenden Auswirkungen auf ihren Alltag und Beruf. Betroffene wie die Bloggerin Nadine, die Krankenschwester Dani, die Lehrerin Claudia und die Aktivistin Monika berichten von chronischen Schmerzen, Unverständnis und den dramatischen Konsequenzen für ihr Leben.
Der Film verdeutlicht, wie wenig die Krankheit in der Gesellschaft und der Arbeitswelt verstanden wird, und fordert mehr Bewusstsein und Unterstützung.
Mehr zum Film findest du hier: nicht-die-regel.at
Die Doku ist auf W24 aufrufbar: oegb.at/w24-doku
EVA – Endometriose Vereinigung Austria
Mehr Informationen über Endometriose sowie Veranstaltungstipps:
eva-info.at
Aktueller Menstruationsgesundheitsbericht des Gesundheitsministeriums zum Download: