Nachruf: Josef Zellhofer – eine unermüdliche Stimme für die Pflege
Der langjährige Gewerkschafter setzte sich stets für bessere Bedingungen im Gesundheitswesen ein
Josef Zellhofer wurde am 26. Jänner 1961 geboren und verstarb Anfang September 2025. Sein ganzes Arbeitsleben widmete er als Diplomkrankenpfleger den Menschen – vor allem jenen, die tagtäglich Kranke, Alte und Schwache betreuen. Für ihn war Gesundheit ein Grundrecht, keine Frage des Geldbeutels. Deshalb kämpfte er unermüdlich gegen Billiglöhne, Personalmangel und Sparmaßnahmen und forderte bis zuletzt bessere Bezahlung, mehr Personal, gesunde Arbeitsbedingungen und eine qualitativ hochwertige Ausbildung.
Engagement für Beschäftigte
Sein Engagement zeigte sich in vielen Funktionen: als Vorsitzender der Fachgruppenvereinigung Gesundheitsberufe im ÖGB, als Bereichsleiter im AKH Wien und als Mitglied des Bundesvorstands von Younion – der Daseinsgewerkschaft. 1980 schloss er die Krankenpflegeschule in Tulln ab, 1981 wurde er Gewerkschaftsmitglied und bald darauf Personalvertreter im AKH. Dort setzte er sich für die Interessen der Pflegenden ein, organisierte Proteste und machte Missstände sichtbar. Er bekämpfte Überlastung, mangelnde Anerkennung und sexuelle Belästigung ebenso wie unfaire Pensionsreformen.
Zellhofer forderte eine einheitliche Pflegeausbildung, wies immer wieder auf den steigenden Arbeitsdruck hin und machte klar: „Die permanente Ausrede vom Sparzwang ist beinahe schon eine gefährliche Drohung.“ 2015 beteiligte er sich an Protestaktionen mit dem Motto „Schöne Worte zahlen meine Miete nicht.“ Für ihn waren Pflegekräfte keine Held:innen, sondern Menschen, die Unterstützung verdienen, um ihren Beruf gesund ausüben zu können. Ein großer Erfolg war die Aufnahme der Pflege in die Schwerarbeitspension ab 2026.
Politiker:innen gegenüber blieb er kritisch, etwa bei der schleppenden Einführung des Gesundheitsberufe-Registers 2016 oder bei der Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes, die er als „schnell und billig“ verwarf. Immer wieder betonte er: „Gute Pflege kostet Geld.“ 2017 forderte er gemeinsam mit Tausenden Beschäftigten einheitliche Regelungen bei Bezahlung, Personal und Arbeitsbedingungen – und stellte die zentrale Frage: „Was ist uns Pflege eigentlich wert?“
Mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 spitzte sich die Lage zu: fehlende Schutzausrüstung, überlastetes Personal, Verzweiflung. Als Antwort gründete sich die „Offensive Gesundheit“ – ein Zusammenschluss von Gewerkschaften, Arbeiter- und Ärztekammer. Unter dem Motto „Mehr von uns, besser für alle“ forderte sie eine Stärkung des Gesundheitswesens über Applaus hinaus. Zellhofer warnte: „Unser Gesundheitswesen steht ja nicht erst seit der Corona-Krise kurz vor dem Kollaps.“
Ein Leben für Gewerkschaft und Politik
2022 folgte die Bürger:inneninitiative „Achtung Gesundheit! Es ist 5 nach 12“, die 44.000 Menschen unterstützten. 2023 bilanzierte er: „Wir haben viele Lösungsansätze erarbeitet. Man müsste sie nur endlich umsetzen.“ Viele, die mit Josef Zellhofer gearbeitet haben, werden ihn in Erinnerung behalten: als einen, der Mut machte, eine klare Stimme für die Pflege erhob, unbequem sein konnte – und immer ehrlich und voller Herzblut war.
Zellhofer war über Jahrzehnte eine prägende Figur im Gesundheits- und Pflegebereich. Sein Einsatz galt den Beschäftigten, deren Interessen er mit Leidenschaft und Beharrlichkeit vertrat. 2013 wurde er als Bundesvorsitzender der FGV Gesundheits- und Sozialberufe bestätigt. Damit war er langjähriger Bundesvorsitzender und eine der wichtigsten Stimmen im Gesundheitswesen.
Sein Engagement erstreckte sich über Jahrzehnte: Er setzte sich für Verbesserungen im Gesundheitswesen und besonders in der Langzeitpflege ein. Gerade dort machte er immer wieder auf die schwierigen Bedingungen aufmerksam. Mit Josef Zellhofer verliert die Gewerkschaftsbewegung eine prägende Persönlichkeit. Seine Forderungen nach mehr Anerkennung, fairen Arbeitsbedingungen und guter Ausbildung bleiben aktueller denn je.