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Bericht Rountable mit Mjam, GPA-djp, Vida


Am 02. Juli 2020 fand ein Roundtable-Treffen mit Beschäftigten von Mjam (Essenszusteelungsplattform), der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus und Papier, der Gewerkschaft Vida und mit den österreichischen MitarbeiterInnen des Projekts DiDaNet, statt. Besprochen wurde die Situation der Mjam Riders (FahrradbotInnen), die sich seit dem Ausbruch der Coronavirus verschlechtert hat und Missstände im System der freien DienstnehmerInnen offenbart hat. Die im Zuge der Covid – Krise eingeführte kontaktlose Übergabe der Lieferung wurde auch auf das Trinkgeld der FahrerInnen ausgeweitet. Somit können KundInnen online Trinkgeld geben. Allerdings wird den Beschäftigten von Seiten des Dienstgebers nur alle zwei Wochen bekannt gegeben, wie viel sie insgesamt eingenommen haben und nicht, wieviel sie bei welchem Kunden erhalten haben. Dadurch ist das System vollkommen intransparent für die DienstnehemerInnen.


Adele Siegl, Betriebsratsvorsitzende und Winston Kelly, freier Dienstnehmer bei Mjam berichteten auch über das „Batch-System“, das abhängig von der Bewertung (durch das Unternehmen) einer/eines FahrerIns ihnen Zugang zu „guten Schichten“ (wie z.B. Abendschichten in der man am meisten verdienen kann) verhelfen. Sie berichteten, dass die Bewertung von Kriterien wie Bereitschaft jeden Tag zu arbeiten (insbesondere jede Sonntags- bzw. Feiertagsschicht zu übernehmen) und Pünktlichkeit zum Dienstbeginn (die ArbeitnehmerInnen werden erst ab erfolgreichem Einloggen bezahlt bzw. Arbeitszeit gewertet), abhängt. Diese Bewertungssystem betrifft 97% der Beschäftigten im Betrieb, da sie freie DienstnehmerInnen sind. Die restliche 3% sind angestellt und unterliegen keinem Batch System sondern fix eingeteilten Schichten.


Auch wenn einige DienstnehmerInnen ein angestelltes Arbeitsverhältnis anstreben, sind die freie Zeiteinteilung und Flexibilität der Arbeitszeit ein paar von den Gründen weshalb freie DienstnehmerInnen diese Beschäftigungsform wählen. Die Option der Flexibilität wird vom Dienstgeber nur bei den freien Dienstverträgen angeboten, fest angestellte DienstnehmerInnen haben fix eingeteilte Arbeitstage. Diese Flexibilität garantiert aber nicht, wann und wieviel man arbeiten kann, da dies vom Dienstgeber jede Woche neu berechnet wird und der Zugang zu den Schichten vom oben erwähnten „Ranking“ im Batchsystem abhängt. Die Mjam Riders, insbesondere die Freien Dienstnehmer, verspüren durch das intransparente Online Trinkgeld und das „Batch-System“ gestiegenen Druck auf die niedrigen Verdienste – ganz abgesehen von der Tatsache, dass die freien DienstnehmerInnen keine soziale Absicherung haben (z.B. kein Krankenstand und niedrige SV Beiträge).


Die gute Nachricht ist, dass bei Mjam bereits 60 freie DienstnehmerInnen sich für Verbesserungen für die Riders interessieren und sich organisieren möchten. Laut der Gewerkschaft Vida wird es durch einen monatlichen Beitrag von €10 möglich sein, die freien DienstnehmerInnen gewerkschaftlich zu repräsentieren. Die Vertreterin der GPA-djp sorgte anschließend an diesen Roundtable für ein beträchtliches Medienecho, das die gewerkschaftliche Organisation von Mjam Riders unterstützen soll.