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Antidiskriminierung

Ein Mann, der mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde

Marek Wimberger outete sich vor drei Jahren als trans. Die Reaktionen in seinem Umfeld waren durchwegs positiv.

Marek Wimberger ist 28 Jahre alt und arbeitet seit kurzem im Bundeskriminalamt. Schon als Kind wollte er Polizist werden, 2012 war es dann endlich soweit. Die Polizeischule hat Wimberger jedoch unter einem anderem, einem weiblichen Namen besucht. „Ich bin ein Mann, der mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde“, erzählt er im Gespräch mit der „Solidarität“.

Dass er trans ist, hat er aus Angst lange verschwiegen, sagt Wimberger. Und: Er habe sich zwar nie weiblich gefühlt, aber erst mit 16 Jahren hat er begonnen sich über das Thema „Transgender“ zu informieren. Es dauerte bis 2016, als er sich im Alter von 24 Jahren outete. Zuerst bei seiner Familie und seinen Freunden, später auch am Arbeitsplatz.

Menschen, die transgender sind, können sich kaum oder gar nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Abhängig davon, mit welchen Geschlecht sich eine trans* Person identifiziert, kann es sich um einen Transmann, eine Transfrau oder eine non-binary Person handeln. So ist ein Transmann mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren, identifiziert sich jedoch mit dem männlichen Geschlecht. Umgekehrt ist eine Transfrau mit männlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, fühlt sich jedoch als Frau. Non-binary Personen identifizieren sich weder als männlich noch als weiblich.

Alltägliche Hürden

Im eigenen Geschlecht anzukommen, ist für trans* Personen ein langer Prozess. Bis dahin müssen sie viele Hürden nehmen – gesellschaftliche, bürokratische sowie medizinische. Der Weg verläuft von Psychotherapie zur Diagnose und individuell über Namens- und Personenstandsänderung, Hormonbehandlung bis hin zu geschlechtsangleichenden Operationen.

Man wird einfach nicht als das erkannt, als das man sich fühlt.

Wimberger wollte eigentlich mit seinem Coming-Out noch länger warten, aber er habe dem Druck nicht mehr standhalten können. „Das Geschlecht spielt überall eine Rolle – im Job genauso wie im Supermarkt. Dass ich ständig als Frau angesprochen wurde, habe ich nicht mehr ausgehalten. Man wird einfach nicht als das erkannt, als das man sich fühlt“, erzählt Wimberger. Sein berufliches Coming-Out fand fast zeitgleich mit seinem Hormonstart und der Namensänderung statt. „Ich wollte, dass die Menschen sehen, dass etwas weitergeht und dass ich es wirklich ernst meine.“

Fragen erlaubt – aber überlegt

Nach wie vor begegnen viele Teile der Gesellschaft jenen Menschen, die sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, mit Ablehnung und Argwohn. Wimberger hat glücklicherweise kaum Anfeindungen erfahren. Im Job haben seine Vorgesetzten genauso wie die KollegInnen auf sein Coming-Out durchwegs positiv reagiert und ihn unterstützt. „Anfangs wussten allerdings viele nicht, was sie damit anfangen sollen und was sie fragen sollen und dürfen“, so der 28-jährige. Nach einigen Gesprächen war dann allen alles klar und das Thema somit erledigt.

Fragt einfach, ob ihr fragen dürft.

So neu die Situation für eine trans* Person ist, genauso ist sie es für Angehörige, Freunde und ArbeitskollegInnen. Viele halten sich mit ihren Fragen zurück, weil sie der Person nicht zu nahetreten wollen. Wimberger hat ein paar Tipps für alle, die sich unsicher sind: „Fragt einfach, ob ihr fragen dürft – das wäre ein erster, richtiger Schritt. Denn manche wollen nicht darüber sprechen, andere schon. Und ganz wichtig: Fragt nichts, was ihr selbst nicht gefragt werden wollt.“

Outing ist nie einfach

Auch wenn ein Outing niemals einfach ist, ist Wimberger froh, diesen Schritt gewagt und sich geoutet zu haben. „Man legt sehr viel Privates offen und weiß nicht, wie es beim Gegenüber ankommt. Jetzt passe ich als Mann, es fühlt sich gut an und meiner Karriere hat es auch nicht geschadet – es gefällt mir da, wo ich jetzt bin“, sagt er und wünscht allen anderen, die in einer ähnlichen Situation sind, dass sie auch den Mut finden und sich outen.