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Jede 2. Frau in Österreich arbeitet in Teilzeit.
Jede 2. Frau in Österreich arbeitet in Teilzeit. ©Jacob Lund - stock.adobe.com

Gleichstellung

5 Gründe, warum eine Kürzung der Sozialleistungen bei Teilzeitarbeit Unsinn ist

Teilzeit sei „ein Privileg”, wer weniger arbeite solle auch weniger Sozialleistungen bekommen – zumindest, wenn es nach Arbeitsminister Martin Kocher geht. Wir erklären, warum das nicht stimmt.

 

1. Mehr als die Hälfte der Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit. Dabei würden viele von ihnen gerne mehr arbeiten – das bestätigt auch eine Eurostat-Studie. Woran scheitert das aber?  An den fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Vor allem im ländlichen Raum gibt es zu wenig Kinderbetreuungsplätze, die mit Vollzeitarbeit vereinbar sind.


7-Punkte- Programm zur Erhöhung der Vollzeitquote

1. Ausbau Kinderbildung

2. Gesunde Arbeitsplätze & bessere Arbeitsbedingungen

3. Gerechtere Aufteilung von Care-Arbeit

4. Ausbau des Pflegeangebots

5. Finanzbildung anbieten

6. Mehrarbeit in der Teilzeitarbeit aufwerten

7. Rechtsanspruch auf Vollzeitstellen

2. Wer Teilzeit arbeitet, zahlt jetzt schon niedrigere Beiträge ein und bekommt deswegen auch weniger Sozialleistungen. ABER: 80 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind weiblich. Eine Kürzung würde die Situation für viele Frauen in Teilzeit noch verschärften.

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3. Frauen arbeiten häufig in Niedriglohnbranchen und verdienen noch immer weniger als Männer. Durch die anhaltende Teuerung haben sie jetzt schon Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen. Immer mehr rutschen an die Armutsgrenze.  In der derzeitigen Situation mit einer Kürzung der Sozialleistungen zu drohen, ist daher absolut fehl am Platz.

4. Frauen in Österreich bekommen 41,1 Prozent weniger Pension als Männer. Während Männer pro Jahr eine monatliche Durchschnittspension von 2.103 Euro beziehen, sind es bei Frauen nur 1.239 Euro. Die Folgen: Frauen sind oft von Altersarmut betroffen. Es braucht daher dringend Maßnahmen, um Frauen im Alter abzusichern, wie etwa eine bessere und längere Anrechnung der Kinderbetreuungszeiten. Und keine Verunsicherungen oder Drohungen.

5. Sogenannte Care-Arbeit wie Kinderbetreuung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen liegen oftmals in den Händen von Frauen. Die hohe Teilzeitrate von Frauen ist auch dadurch zu erklären. Während der Corona-Pandemie leisteten Frauen laut einer Studie der WU Wien ganze elf Stunden mehr unbezahlte Arbeit pro Woche als Männer. Bisherige Ansätze für Eltern zur gerechten Teilung der Betreuungsaufgaben greifen noch zu wenig. Das von ÖGB und AK geforderte Familienarbeitszeitmodell bietet einen Lösungsansatz für Eltern.

Familienarbeitszeitmodell

Wenn beispielsweise beide Elternteile nach der Karenz ihre Arbeitszeit auf 28 bis 32 Wochenstunden reduzieren bzw. erhöhen, sieht das Modell eine Pauschale von 250 Euro pro Elternteil und pro Monat vor. Damit verdienen Mütter besser und Vätern bleibt mehr wertvolle Zeit für ihre Kinder.

Mehr Infos

Seitens ÖGB-Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende Korinna Schumann wird der Vorschlag Kochers zur Kürzung der Sozialleistungen bei Teilzeitarbeit heftig kritisiert. „Teilzeit ist für viele Frauen kein Privileg und darf nicht bestraft werden", so die Gewerkschafterin.