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Obwohl Frauen seit 40 Jahren gleich bezahlt werden sollten, bekommen sie auch heute noch rund 20 Prozent weniger als Männer für gleichwertige Arbeit.

Ist es okay, dass Frauen weniger verdienen?

Frauen verdienen im Jahr 41.785 Euro. Im Vergleich dazu bekommen Männer 52.033 Euro. Das sind insgesamt 10.248 Euro, die Frauen im Geldbörsel fehlen. Geld, das sie gut gebrauchen würden. So schreibt etwa Gerlinde K. auf Facebook, sie würde mit den zusätzlichen Zehntausend ihren Wohnraum moderner gestalten und öfter mit der Familie Kurzurlaube machen. Für Sonja W. wäre „durchatmen“ möglich, denn sie müsste sich eine Zeit lang nicht fragen, wo sie das Geld hernehmen soll, wenn zum Beispiel der Kühlschrank eingeht.

Nur weil sie eine Frau ist

Es gibt viele Gründe dafür, warum Frauen weniger verdienen als Männer. Einer davon ist, dass Frauen häufig für die gleiche Tätigkeit im Betrieb schlicht und einfach schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Das bestätigt auch Alyssa Schneebaum, Forscherin an der Wirtschaftsuniversität Wien, im Gespräch mit oegb.at. Für den ÖGB, insbesondere die ÖGB-Frauen, ist das ein absolutes No-Go. Deshalb haben wir bei unserer Facebook-Community nachgefragt, wie sie dazu stehen. An der Umfrage haben 858 Personen teilgenommen, 93 Prozent sehen das genauso wie wir. Nur sieben Prozent finden es ok, dass Frauen weniger verdienen.

Das sagen die Männer …

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit wird in den Kommentaren zur ÖGB-Umfrage häufig gefordert – und zwar nicht nur von Frauen, sondern vor allem von Männern. So schreibt Martin F.: „Egal ob Frau oder Mann. Gerechtigkeit und Ordnung muss es auch im Berufsleben geben.“ Besonders viel Zustimmung für seine Aussage „Gleiche Arbeit-gleicher Lohn. Sollte selbstverständlich sein“, erntet Peter B. von der ÖGB-Facebook-Community. Zu Wort gemeldet hat sich auch Rudolf R., der selbst einmal Unternehmer war. „Das wäre mir ned im Traum eingefallen. Gleicher Job, gleiches Geld. Wenn ich a Köchin einstelle, warum soll ich ihr weniger zahlen?“, fragt er. Gar nicht okay findet die ungleiche Bezahlung auch Hasan C., für den Frauen ebenso viel wie die angeblichen Alphatiere „Männer“ leisten.

… und die Frauen

Dass Frauen für gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden, sagt nicht nur WU-Forscherin Schneebaum. Auch Eva M. schreibt in ihrem Kommentar, dass ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern in der Hotellerie gang und gäbe sei: „Im mittleren Management haben unsere Herren immer mehr verdient als unsere Damen bei 40 Stunden in der der Woche.“ Über diese Ungerechtigkeit zeigt sich Ingeborg K. besonders verärgert und weist in ihrem Kommentar auf die Mehrbelastung von Frauen hin: „Es ist eine Frechheit, dass Frauen weniger verdienen als Männer und zusätzlich noch die Doppelbelastung von Haushalt und Kinder aufgehalst bekommen – und das zum Nulltarif.“

Absolut kein Verständnis haben die weiblichen Facebook-User dafür, dass laut einer Umfrage in der Kleinen Zeitung jeder dritte Mann es in Ordnung findet, dass Frauen weniger verdienen. Auf der ÖGB-Facebook-Seite kommentieren sie die Umfrage wie folgt: „Die Umfrage wurde wohl in Indien gemacht“, „Das können nur Männer sagen mit einem sehr kleinen Ego“, „Was ich dazu sage: Beschämend, was viele Männer denken“.

Maßnahmen setzen, Lohnschere reduzieren!

Obwohl Frauen seit 40 Jahren gleich bezahlt werden sollten, verdienen sie noch immer 19,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Damit hat Österreich einen der höchsten Einkommensunterschiede in der EU. Der Durchschnitt liegt bei rund 16 Prozent. Damit sich das rasch ändert, fordern die ÖGB-Frauen einen Rechtsanspruch auf einen Gratis-Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr des Kindes, einen Ausbau der professionellen Pflege- und Betreuungsangebote sowie Anreize im Sozial- und Steuersystem, um eine partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit zu fördern.

Außerdem müssen die Gehälter in frauendominierten Branchen, wie Pflege, stärker angehoben werden. „Traditionelle Berufe, in denen vor allem Frauen arbeiten sind nach wie vor zu wenig wertgeschätzt. Das muss sich rasch ändern“, betont ÖGB-Vizepräsidentin Korinna Schumann. Insgesamt arbeiten 23 Prozent der Frauen im Niedriglohnsektor, bei Männern sind es nur neun Prozent.