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Ö1/Julia Maierl

Lehre braucht mehr als Titel und Namensänderungen

Inszeniert mit einem Besuch in einer Wiener Bäckerei hat die Bundesregierung am 22. Jänner die Erneuerungen für die Berufsausbildung präsentiert. Namensänderungen und die Einführungen eines Meister-Titels standen im Fokus. So werden Lehrlinge in Zukunft keine „Lehrlingsentschädigung“ mehr bekommen, sondern ein „Lehrlingseinkommen“ und der Titel Meister/Meisterin kann wie der Bachelor dem eigenen Namen beigefügt werden.

„Ich würde mich genieren, wenn ich durch einzelne Wortänderung die Lehre aufwerten will“, kommentierte Susanne Hofer, Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend, die Novelle heute im Journal-Interview bei Ö1. „Dadurch ändert sich für die Lehrlinge gar nichts - weder verbessert sich die Qualität der Ausbildung noch haben sie mehr im Börsel.“ 

Hier das gesamte Interviewmit Susanne Hofer nachhören:

Die Gewerkschaftsjugend fordert mindestens 850 Euro im 1. Lehrjahr für alle Lehrlinge und echte Verbesserungen, damit die Lehre wieder attraktiver wird.

  • anrechenbare Teilprüfungen anstatt nur einer großen Lehrabschlussprüfung
  • Qualitätssteigerung und -sicherung bei der Lehre selbst und der Lehrabschlussprüfung
  • Anhebung der gesetzlichen Weiterverwendungszeit
  • Verkürzung der Probezeit
  • Kostenlose Ausbildung zum Meister

Kostenloser Meister-Titel und mehr Geld für Berufsschulen

Den Meistertitel mit dem Bachelor gleichzustellen, ist zwar ein Schritt in Richtung Wertschätzung. Die hohen Kosten für die Ausbildung zum Meister seien aber für viele, vor allem junge Menschen, eine hohe finanzielle Belastung. Geht es nach der Gewerkschaftsjugend, sollen die Kosten dafür in Zukunft vom Bund übernommen werden – „so ist es auch beim Bachelor“, sagte Hofer.

Außerdem braucht es mehr Geld für die Berufsschulen. Der Overheadprojektor könne nicht das Modernste im Klassenzimmer sein. SchülerInnen einer AHS bekommen beispielsweise ein Tablet.

Teilzeit-Lehre darf nicht zur Teilzeitfalle werden

„Diese Flexi-Lehre als Teilzeitlehre ist problematisch“, warnte Hofer. Denn eine reduzierte Arbeitszeit bedeutet ein geringeres Lehrlings- und Lebenseinkommen. „Eine junge Mutter mit Teilzeitlehre im Handel würde dann 350 Euro bekommen. Wer soll davon leben können?“, so die Gewerkschafterin.

Die Regierung muss Rahmenbedingungen schaffen, die es jungen Menschen möglich macht, eine qualitätsvolle Vollzeit-Lehre zu absolvieren, anstatt junge Frauen schon in ihrer Ausbildung in die Teilzeitfalle zu drängen.