Lehre und Ausbildung
Lehre ist kein flexibles Leihangebot
Mädchen wählen oft schlechter bezahlte Lehrberufe - Lehrstellenangebot ausweiten
Fast die Hälfte der Mädchen entscheidet sich für eine Lehre als Bürokauffrau, Friseurin oder Einzelhandelskauffrau und verdient damit um einiges weniger als ihre männlichen Kollegen in der Technik oder am Bau. Nicht nur die Lehrlingsentschädigungen sind in der Technik und am Bau höher als bei den von Mädchen häufiger gewählten Lehrberufen, sondern vor allem auch die Einstiegsgehälter. Das wirkt sich langfristig auf die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen aus.
Intensive Berufsinformation und breiteres Lehrstellenangebot
Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ), plädiert für intensive Berufsorientierung als Lerninhalt in den Pflichtschulen. „Junge Menschen müssen in ihren Stärken und Talenten gefördert werden. Und vor allem bei Mädchen muss das Interesse an den sogenannten MINT-Berufen geweckt werden.“ Hofer bezweifelt außerdem, dass es immer die Möglichkeit gibt, zwischen allen Lehrberufen frei zu wählen. „Nicht alle Lehrberufe werden überall angeboten. Für eine echte Wahlfreiheit müsste das Lehrstellenangebot massiv ausgeweitet werden“, so die ÖGJ-Vorsitzende.
Außerdem seien nicht alle Arbeitgeber bereit Mädchen am Bau oder in der Werkstatt einzustellen. „Wir hören, dass Mädchen für eine Mechaniker-Lehre abgelehnt werden, weil es keine Sanitäranlagen für sie gibt. Das ist ein Wahnsinn“, so Hofer. „Damit die Facharbeit wieder attraktiver wird, müssen die Unternehmen in die Ausbildungsqualität und Frauenförderung investieren. Je mehr Frauen technische Berufe ergreifen, desto besser werden auch die Rahmenbedingungen für sie.“
Leih-Lehrlinge: Lehrberuf ist eine qualitative Ausbildung und kein flexibles Leihangebot
Die Idee, eine Lehre als Leasingmodell anzubieten, wie Matthias Wechner, Chef von Trenkwalder, im Kurier am 22. Jänner vorschlägt, ist für die Vorsitzende der Gewerkschaftsjugend ein absolutes No-Go. „Eine Lehre ist eine drei- oder vierjährige Ausbildung, mit bestimmten Qualitätsmerkmalen und kein flexibles Leihangebot für Firmen, die billige HilfsarbeiterInnen vermittelt bekommen wollen“, ist Hofer über den Vorschlag schockiert. „Mit Hilfsarbeit zum Dumpingpreis haben wir in Österreich jetzt schon zu kämpfen. Der Vorschlag Lehrlinge als billige Hilfsarbeiter anzubieten, kann nur ein schlechter Scherz sein. Was wir brauchen, sind mehr Berufsinformation, Lehrstellen und Qualität in der Ausbildung.“