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Pläne für Fachkräfte wecken Hoffnung

Die türkis-grüne Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken und mit einer Gesamtstrategie die Aus- und Weiterbildung, allen voran die duale Ausbildung, zu verbessern und stärken. „Dafür ist es höchste Zeit“, bewertet Susanne Hofer, Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) die Erkenntnis der Regierungsparteien, die Lehrausbildung über Steigerung der Qualität zu attraktivieren. Was genau ÖVP und Grüne unter „Stärkung der betrieblichen Lehrausbildung“ verstehen, muss allerdings noch geklärt werden. Die wichtigsten türkis-grünen Vorhaben im ÖGB-Check.

Skepsis bei Flex-Lehre und beschleunigte Umsetzung neuer Lehrberufe

Auch in den Fachkräfte- und Lehrlings-Kapiteln des aktuellen Regierungsprogramms finden sich viele Forderungen der Gewerkschaftsjugend. „Das begrüßen wir sehr. Auf unsere Expertise hätte man aber auch schon früher zurückgreifen können“, so Hofer. Positiv bewertet sie jedenfalls die Absicht, die Berufsausbildung aufzuwerten, wobei auch hier Details, wie z. B. die „Flexi-Lehre“ oder die „beschleunigte Umsetzung neuer Lehrberufe“ von der Regierung noch konkretisiert werden müssen.

Regelmäßige Evaluierung aller Lehrberufe

Die von Türkis-Grün geplante Etablierung von Lehrberufen im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist angesichts der aktuellen Klimasituation sinnvoll. „Wichtig ist dabei: Es geht um die berufliche Zukunft von jungen Menschen und nicht um die Schaffung von passenden Überschriften für politisches Kleingeld“, betont die Jugendvorsitzende. Auch die Evaluierung aller Lehrberufe in einem 5-jährigen Abstand sei angesichts der rasanten Entwicklungen am Arbeitsmarkt notwendig. Wichtig ist hier, dass die Mittel für eine sinnvolle Evaluierung zur Verfügung stehen.

Ausbildungsverbünde sind positiv, die Qualität darf aber nicht leiden

Damit auch Klein- und Mittelbetriebe sowie Einzelunternehmen vermehrt Lehrlinge ausbilden, plant die Regierung, in diesen Bereichen sogenannte Ausbildungsverbünde zu forcieren. Bei diesen schließt sich ein Betrieb mit einem anderen zusammen, um einem Lehrling alle Inhalte der Ausbildung beibringen zu können. Durch diese Verbünde werden Betriebe in die Lage versetzt, Lehrlinge auszubilden, die bis dahin nicht dazu in der Lage waren. „Diese Möglichkeit gibt es schon seit geraumer Zeit und wir unterstützen sie auch. Leider wurde sie von den Betrieben zaghaft angenommen“, erklärt Hofer. „Skeptisch sind wir, ob Einzelpersonenunternehmen überhaupt in der Lage sind, Lehrlinge sinnvoll auszubilden. Das muss geprüft werden.“

Eigener Lehrlingsfonds

Der Lehrlingsfonds in Vorarlberg besagt, dass Betriebe aus der Elektro- und Metallindustrie in einen Fonds einzahlen, welcher wiederum den Betrieben, die duale Ausbildungsplätze anbieten, eine Prämie ausbezahlt. Die Gewerkschaftsjugend fordert so ein Modell für ganz Österreich. Und zwar schon seit rund 10 Jahren. „Es wäre ein wesentlicher Beitrag zur Förderung der dualen Ausbildung“, verweist die Jugendvorsitzende auf das Modell der Fachkräftemilliarde der ÖGJ.

Prüfung zur Mitte der Lehrzeit

Die Regierung plant auch die Einführung einer Ausbildungsfortschrittskontrolle. Zur Mitte der Lehrzeit sollen vermutlich die Fähigkeiten der Lehrlinge grundsätzlich abgeprüft werden. Dies kann sich positiv auf die Entwicklung eines Lehrlings auswirken. Aber nur dann, wenn sich abzeichnende Defizite durch Förderung ausgeglichen werden.

Fazit: Viele der geplanten Maßnahmen sind durchaus positiv zu bewerten und wurden auch von der Gewerkschaftsjugend und dem ÖGB schon in der Vergangenheit gefordert, fanden aber bisher nicht Gehör. Vorsicht ist dennoch geboten, denn oft liegt der Teufel im Detail.

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