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Ein Drittel der mittleren und großen Betriebe in Österreich beschäftigt keine einzige Person über 60. Robert Kneschke - stock.adobe.com

Arbeiten im Alter braucht Fairness

Ältere Beschäftigte dürfen nicht aufs Abstellgleis geschoben werden

Das Wichtigste in Kürze

  • Österreich altert – weniger Junge, mehr Ältere im Erwerbsleben 
  • Viele Betriebe stellen niemanden über 60 Jahre ein 
  • ÖGB: Statt Altersdiskriminierung braucht es faire Jobs bis zur Pension 
  • Forderung: Finanzielle Unterstützung für Betriebe, die auf Erfahrung setzen 

Stell dir vor, du bist 58 Jahre alt und hast dein ganzes Arbeitsleben hart gearbeitet – und jetzt stehst du plötzlich ohne Job da. Bewerbungen bleiben unbeantwortet, Vorstellungsgespräche finden kaum statt. Für viele ältere Beschäftigte ist das trauriger Alltag. Sie spüren: Mit über 55 Jahren gilt man oft als zu alt.

Das bestätigen auch Zahlen: Ein Drittel der mittleren und großen Betriebe in Österreich beschäftigt keine einzige Person über 60 Jahre. Die Bevölkerung in Österreich wird immer älter. Gleichzeitig steigt der Druck auf das Pensionssystem, weil weniger Junge nachkommen.  

„Länger arbeiten darf kein Zwang sein, sondern braucht gesunde Arbeitsplätze, Anerkennung und faire Chancen“, betont ÖGB-Bundespensionist:innenvorsitzende Monika Kemperle.

Älter werden am Arbeitsplatz

Europas Bevölkerung wächst vor allem in den höheren Altersgruppen. Laut Eurofound kommen auf 100 Erwerbstätige im Alter zwischen 20 und 64 Jahren 32 Personen über 65 Jahren. Im Jahr 2050 wird es schon fast eins zu eins sein.

Doch schon jetzt zeigt sich: Viele Ältere finden nur schwer Arbeit. Ein Drittel der mittleren und großen Betriebe in Österreich beschäftigt keine einzige Person über 60 Jahre.

Altersdiskriminierung als Problem

Oft passiert es still: Ältere Beschäftigte werden am Arbeitsplatz aufs Abstellgleis geschoben. Sie dürfen keine neuen Rollen übernehmen, werden nicht mehr befördert, Weiterbildung bleibt ihnen verwehrt.

Noch schlimmer: Bei der Jobsuche haben Ältere oft überhaupt keine Chance. Das führt zu Langzeitarbeitslosigkeit – mit allen sozialen Folgen. „In einer Realität, in der Ältere systematisch ausgegrenzt werden, über eine Pension mit 70 zu diskutieren, ist zynisch“, kritisiert Kemperle.

Gesunde Arbeit und flexible Modelle

Wer länger arbeiten soll, braucht passende Rahmenbedingungen. Wichtig sind gesundheitsfördernde Arbeitsplätze und Vorbeugung gegen körperliche wie psychische Belastung.

Auch Flexibilität spielt eine Rolle: Teilzeit, Homeoffice, angepasste Arbeitszeiten oder längere Urlaubsphasen können dabei helfen, dass Arbeit bis ins höhere Alter möglich bleibt.

Wertschätzung ist gefragt

Ein zentraler Faktor ist Anerkennung. Wer ältere Beschäftigte ernst nimmt, ihnen Verantwortung überträgt – etwa als Mentor:innen oder Coaches – sorgt dafür, dass sie motiviert bleiben. „Anstatt ältere Arbeitnehmer:innen pauschal als ‚zu teuer‘ abzustempeln, müsse endlich ihr Wert gesehen werden – ihre Erfahrung, ihre Krisenstabilität und ihre Loyalität sind klare Stärken“, mahnt Kemperle.

ÖGB-Forderung: Verantwortung der Betriebe

Der ÖGB fordert, dass Betriebe, die Ältere beschäftigen, finanziell unterstützt werden. Wer Ältere dagegen verschmäht, soll Ausgleichszahlungen leisten. So wird Verantwortung nicht länger auf die Gesellschaft abgewälzt.

„Die immer wieder geforderte Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 70 Jahre ist nicht nur realitätsfern, sondern ein Schlag ins Gesicht all jener, die ihr Leben lang belastende Arbeit geleistet haben“, so Kemperle. Ältere Beschäftigte haben ein Recht auf gerechte Chancen – bis zur Pension.

Statt Altersdiskriminierung und unrealistischen Forderungen nach Pensionsalter 70 braucht es endlich Arbeitsplätze, die gesund, flexibel und fair sind.

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