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Robert Kneschke

Teuerung

1.234 Euro mehr für Lebensmittel: So viel kostet uns die Untätigkeit der Regierung

Lebensmittelpreise steigen deutlich über der Inflation. Wir erklären die Probleme und zeigen Lösungen auf

Einmal öfter zum Eigenmarken-Aufstrich greifen, obwohl er der Kleinen nicht so schmeckt. Auf den Kaffee am Weg zur Arbeit verzichten, auch wenn der aus der Maschine im Büro wie bitteres Wasser schmeckt. Für die meisten ist einmal ein bisschen kürzertreten, um auf einen Urlaub, eine neue Einrichtung oder unerwartete Ausgaben zu sparen, keine große Sache. Was aber, wenn es nicht bei ein paar Wochen Sparsamkeit bleibt? Und was, wenn das billige Sortiment schon so teuer ist, dass nichts mehr gespart werden kann? Laut VKI haben sich Eigenmarken-Produkte seit 2018 um 25 % verteuert, die Inflation in diesem Zeitraum betrug aber nur 16 %.  

Krise für die einen, gutes Geschäft für die anderen

Nirgendwo spürt man die Teuerung so sehr wie bei den Lebensmitteln. Die Preise für Grundbedarfsmittel wie Sonnenblumenöl oder Waschmittel sind wie selten zuvor in die Höhe geschossen, gerne auch ein gutes Stück über die Inflation. Handelsketten und Hersteller sprechen von gestiegenen Produktionskosten, die Preiserhöhungen sind aber zu intransparent, um das zu bestätigen. Von einem satten Körberlgeld für Konzerne ist auszugehen. Diese machen nämlich auch in der Krise keine Pause beim Profite-Scheffeln – im Gegenteil: Sie überlegen sich neue Strategien, wie sie die Teuerung zu ihrem Vorteil verwenden können. Hersteller tricksen mit den Füllmengen und den Inhaltsstoffen, um die Teuerung unbemerkt den Konsument:innen zuzuschieben. Wer nicht ständig wachsam die Preise der verschiedenen Marken und Händler vergleicht, ist der Angeschmierte.

Keine Angst vor dem Kassazettel

Bis jetzt sieht die Regierung untätig dabei zu, während sich immer mehr Menschen ihr Leben nicht mehr leisten können. Dabei liegen Konzepte für Unterstützungsmaßnahmen seit Monaten auf dem Tisch: Das Aussetzen der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel ist eine rasche und unbürokratische Maßnahme, mit der man tausende Haushalte auf einmal entlasten könnte. Eine Familie mit zwei Kindern würde sich dadurch 1.100 Euro im Jahr sparen und es wäre mehr zum Leben da – nicht nur zum Überleben.

Preise runter, Löhne rauf!

Dazu kommt, dass einige Stimmen aus Politik und Wirtschaft den Lohnabschlüssen die Schuld für die Teuerung zuschieben wollen. Man solle sich bei den kommenden Kollektivvertragsverhandlungen zurückhalten, um die Inflation nicht weiter zu befeuern. Das ist ein arbeitnehmerfeindliches Märchen. Nicht die Preise folgen den Löhnen, sondern umgekehrt: Die Lohn- und Gehaltabschlüsse werden anhand der Inflation des vergangenen Jahres verhandelt. 
Es ist Aufgabe der Gewerkschaften, dafür zu sorgen, dass Arbeitnehmer:innen nicht um ihren gerechten Anteil an der Wirtschaftsleistung geprellt werden – und dieser Aufgabe werden die Gewerkschaften auch heuer nachkommen.

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