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Frau steht im Supermarkt und überprüft ihre Rechnung
Die Teuerung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der ÖGB fordert deswegen eine Preiskommission, die in die Preisgestaltung eingreifen kann. Pormezz – stock.adobe.com

Teuerung

„Wir brauchen einen ernsten Preis-Gipfel!"

Lebensmittelpreise sind gefährlich hoch. Der ÖGB fordert daher Maßnahmen, die sofort helfen

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Europa stagniert die Inflation, in Österreich steigt sie
  • Einzelne Grundnahrungsmittel sind bereits doppelt so teuer wie in Deutschland
  • Energiekosten mit Hilfe eines Krisenmechanismus bremsen
  • Preisdatenbank, um ungerechtfertigte Kosten ausfindig zu machen

Während sie im Euroraum unverändert bleibt, steigt die Inflation in Österreich weiter – im August 2025 auf 4,1 Prozent. Für ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian "eine beunruhigende Entwicklung". Und eine, auf die man sofort reagieren muss. „Was wir jetzt brauchen, ist ein ernster Gipfel - einen, wo von der Politik über die Industrie bis zu Handel und Sozialpartner alle am Tisch sitzen und vereinbaren, was man jetzt konkret macht, um das in den Griff zu bekommen", fordert er daher auch in einem Interview mit der Kleinen Zeitung. Von der Inflation sind immerhin auch alle Beteiligten belastet. Besonders Lebensmittel reißen tiefe Löcher ins Haushaltsbudget. „Immer mehr Menschen wissen nicht, wie sie ihre Einkäufe oder Rechnungen noch stemmen sollen. Das ist eine Zumutung“, kritisiert ÖGB Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth.

An der Lohnpolitik, mit der die Gewerkschaften die Kaufkraft sichern und damit die Wirtschaft entscheidend ankurbeln, liegt es jedenfalls nicht, stellt Katzian einmal mehr klar. Vorwürfe in diese Richtung machen ihn "richtig stinkert".

Der ÖGB fordert deswegen eine Anti-Teuerungskommission, die direkt in die Preisgestaltung eingreift, anstatt nur zu beobachten. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Unternehmen die Preise viel stärker erhöhen, als es durch die gestiegenen (Energie-)kosten gerechtfertigt ist.

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Das Wichtigste auf einen Blick

„Es muss endlich etwas passieren, um die rollende Preislawine zu stoppen", fordert ÖGB Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth. Es sei absurd, dass ausgerechnet der Vertreter aus Österreich beim EU-Rat für Wettbewerb zur Zurückhaltung im Kampf gegen ungerechtfertigte Preisaufschläge gemahnt haben soll, während der Wirtschaftsminister in einem Brief nach Brüssel ein Vorgehen gegen Preisverzerrungen fordert. Die Lebensmittelpreise könnten in Österreich mit der Anti-Teuerungskommission kontrolliert und gebremst werden.

Wir brauchen keine Alibi-Gipfel, keine Apps und keine Ausreden mehr. Die rollende Preislawine muss endlich gestoppt werden

Helene Schuberth, ÖGB-Bundesgeschäftsführerin

Hohe Energiepreise können Inflation befeuern

In Österreich fehlt bis heute ein wirksamer Krisenmechanismus, der Preisexplosionen auf dem Energiemarkt eindämmen könnte. „Ohne klare Mechanismus für Preiseingriffe und Preisobergrenzen riskieren wir, dass Haushalte erneut durch hohe Energiepreise belastet werden. Das kann einen neuen Inflationsschub auslösen“, warnt Katzian: „Mit dem Elektrizitätswirtschaftsgesetz gibt es jetzt die Chance, die gesetzliche Grundlage für einen solchen Krisenmechanismus zu schaffen – diese Gelegenheit muss genutzt werden.“

Anti-Teuerungskommission mit Biss

Auch bei den Lebensmitteln besteht Handlungsbedarf, einzelne Grundnahrungsmittel kosten in Österreich mittlerweile doppelt so viel wie in Deutschland. Der ÖGB bleibt bei der Forderung einer schlagkräftigen Anti-Teuerungskommission, die Preise mit Hilfe einer Preisdatenbank entlang der Wertschöpfungskette überwacht. Damit könnten ungerechte Kosten, die abgewälzt werden auf Konsument:innen, ausfindig gemacht werden.

„Eine solche Preisdatenbank würde den Staatshaushalt nicht belasten, wäre aber ein wirksames Mittel, um ungerechtfertigte Preiserhöhungen, die wir alle leider alltäglich beobachten müssen, zu verhindern“, so Katzian: „Es braucht nur den politischen Willen, sich damit auseinanderzusetzen, um die Menschen in Österreich zu entlasten. Die Expertinnen und Experten des ÖGB sind jederzeit bereit, sich in die Diskussion einzubringen.“