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Macleg

Wer Geld hat, hat keine Krise

Nur weil die Corona-Krise auch auf den Finanzmärkten zugeschlagen hat, muss man sich um das Vermögen der Menschen noch lange keine Sorgen machen. Wer sich die Krise leisten kann, der hat nämlich keine. Ganz im Gegenteil: Wer vorher reich war, der ist jetzt noch reicher. Dazu muss man aber nicht zu Menschen wie Jeff Bezos oder Elon Musk schauen, die seit Jahresbeginn um mehr als 60 bzw. fast 50 Milliarden reicher geworden sind. Dazu reicht auch ein Blick nach Österreich - denn auch hierzulande steht fest: So reich waren die ÖsterreicherInnen noch nie. Schlechter verteilt war dieses Vermögen allerdings ebenfalls nie zuvor.

Auf Rekordtief folgt Rekordhoch

Die Studie „Unser Geld & Covid-19" der ING in Österreich hat dazu unter anderem Daten der Europäischen Zentralbank und von Eurostat ausgewertet und festgestellt: Um 15 Milliarden Euro bzw. 2,2 Prozent hat sich Kapital der ÖsterreicherInnen im ersten Quartal 2020 im Vergleich zum Dezember 2019 reduziert. Nur wegen dieses höchsten heimischen Vermögensrückgangs der letzten 20 Jahre, muss man sich aber keine Sorgen um die Reichen im Land machen.  

Denn es ist nicht nur immer noch reichlich vorhanden, es kam nach dem historischen Minus auch sofort der Rekordanstieg: Im zweiten Quartal zauberten Österreichs Vermögen nämlich eine Vermehrung um 21 Milliarden Euro bzw. 3 Prozent auf 722 Milliarden aus dem Hut – laut ING-Studie der höchste absolute Vermögensanstieg innerhalb eines Quartals aller Zeiten.  

Ungerechte Verteilung als großes Problem

Das große Problem an der Sache: Von diesem gewaltigen Reichtum hat die große Mehrheit der Menschen in Österreich wenig bis nichts. „Wir erleben seit Jahren eine massive und aggressive Umverteilung von unten nach oben. Statt Maßnahmen zu ergreifen, um für mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung des Wohlstandes zu sorgen, werden neoliberale Phantasien von vielen Regierungen sogar noch weiter angefeuert”, kritisiert ÖGB-Volkswirt Georg Kovarik. „Mit Arbeit ist dieser enorme Reichtum nicht zu erreichen. Wer über Kapital verfügt, kann das aber immer weiter vermehren – und zwar letztlich auf Kosten der ArbeitnehmerInnen. Sie finanzieren den Staat mit einem Anteil am Steueraufkommen von rund 80 Prozent und machen mit ihrer Leistung die enormen Vermögen anderer erst möglich. Während aber ihre Arbeit hoch besteuert wird, wachsen die Vermögen von Steuersorgen weitgehend befreit immer weiter”, so Kovarik.

Der berüchtigte Markt hört eben nur auf Geld. Man könnte aber durchaus etwas ändern, meint Kovarik: „Es ist ein menschengemachtes System und kein Naturgesetz. Wenn man an Gerechtigkeit Interesse hätte, dann könnte man leicht einen anderen Weg einschlagen, von dem alle profitieren.”  

Die Gewerkschaft kämpft weiter

Der Österreichische Gewerkschaftsbund kämpft für diesen anderen Weg, für mehr Verteilungsgerechtigkeit und gerechte Besteuerung von Arbeit und Vermögen. Die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft garantiert, dass auch in Zukunft eine starke Vertretung der ArbeitnehmerInnen in Österreich für deren Rechte und eine faire Zukunft eintritt.