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ÖGB

Lehre und Ausbildung

Qualität in Lehrausbildung belohnen

Betriebe bekommen derzeit für jeden Lehrling eine Basisförderung und das ohne jegliche Qualitätsüberprüfung der Ausbildung

Rund 29.000 Betriebe in Österreich bilden derzeit Lehrlinge in über 200 verschiedenen Lehrberufen aus. Ein Teil davon macht das mit viel Einsatz und Hingabe, vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben ist das persönliches Engagement hervorzuheben. 2018 wurde das Wiener Qualitätssiegel „Top-Lehrbetrieb an zB große Firmen wie Interspar, Henkel oder Anker und auch kleine Firmen wie Frisiersalon Helga Kupferschmidt oder KFZ-Technik Dvorak & Co vergeben.

Förderungen an Qualitätskriterien knüpfen

Was hier als Top-Lehrbetrieb ausgezeichnet wird, sollte laut Österreichischer Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) die Regel und nicht die Ausnahme sein. Denn Qualitätskriterien - eine Lehrausbildung bei der nach Berufsbild ausgebildet wird, es Ausbildungsplan und -dokumentation, Ausbildungsinitiativen zur fachlichen Weiterbildung oder Persönlichkeitsbildung gibt und Lehrlinge auf die Lehrabschlussprüfung vorbereitet werden - müssen die Basis für alle Lehrlinge sein. „Die Basisförderung für Betriebe soll daher endlich an Qualitätskriterien geknüpft und nicht einfach wie mit der Gießkanne an jeden Ausbildungsbetrieb verteilt werden“, fordert Susanne Hofer, Vorsitzende der ÖGJ. „Nur wer auch qualitativ hochwertig ausbildet, soll gefördert werden.“

Was ist die Basisförderung?

Gefördert werden Unternehmen, die Lehrlinge nach dem Berufsausbildungsgesetz ausbilden. Sie erhalten die Basisförderung für jeden Lehrling immer am Ende des jeweiligen Lehrjahres, wenn das Lehrverhältnis über das ganze Lehrjahr aufrecht war.

Und wie hoch ist die Förderung?

Die Höhe der Förderung hängt vom jeweiligen Kollektivvertrag, dem Lehrjahr und dem Lehrberuf ab.

  • Für das 1. Lehrjahr: 3 kollektivvertragliche Bruttolehrlingsentschädigungen pro Lehrling
  • Für das 2. Lehrjahr: 2 kollektivvertragliche Bruttolehrlingsentschädigungen pro Lehrling
  • Für das 3. bzw. 4. Lehrjahr: je 1 kollektivvertragliche Bruttolehrlingsentschädigung pro Lehrling

Beispiel: Ein Handelsunternehmen mit 15 Lehrlingen (fünf in jedem Lehrjahr) bekommt ohne irgendeine Qualitätsüberprüfung der Ausbildung eine Basisförderung von 23.450 Euro im Jahr.


Fachkräftemilliarde: Das ÖGJ-Modell für einen Ausbildungsfonds

Die Gewerkschaftsjugend fordert einen Ausbildungsfonds (Fachkräftemilliarde), in den Firmen einzahlen, die nicht ausbilden, obwohl sie es könnten. Aus diesem sollen Betriebe, die qualitativ hochwertig ausbilden, Förderungen erhalten. "Wer gut ausgebildete Fachkräfte will, muss treffsicher in die Ausbildung investieren. Und weil die Unternehmen freiwillig immer weniger ausbilden, hat die ÖGJ ein Modell entwickelt, wonach die Unternehmen ein Prozent der Bruttolohnsumme einzahlen müssen", so Hofer.

Aus der daraus gespeisten Fachkräftemilliarde kann nicht nur die Lehrstellenförderung, sondern auch die überbetriebliche Lehrausbildung (derzeit finanziert über Mittel des AM) sowie die Weiterqualifizierung von ArbeitnehmerInnen finanziert werden. "Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Betriebe würden selbst wieder mehr ausbilden und nur dann gefördert, wenn sie das qualitativ hochwertig machen. Und Unternehmen, die nicht ausbilden, würden sich zumindest finanziell an der Ausbildung der Fachkräfte von morgen beteiligen.“

Forderungen der ÖGJ für mehr Ausbildungsqualität in der Lehre sind unter anderem:

  • Umsetzung der Fachkräftemilliarde
  • Mindestlehrlingsentschädigung von 850,- Euro im 1. Lehrjahr
  • Prämien für LehrlingsausbilderInnen
  • Verpflichtende Kompetenzchecks zur Mitte der Lehrzeit, um den Ausbildungsstand festzustellen
  • Kontinuierliche Besprechung der Ausbildungsinhalte anhand des Berufsbildes
  • Bessere Rahmenbedingungen für die Ausbildung der LehrlingsausbilderInnen
  • Stärkere Kontrollen der Betriebe und stärkere Sanktionierung von verbotenen Überstunden
  • Österreichweit einheitliche Fragen für die Lehrabschlussprüfung
  • Ausreichend Zeit im Betrieb für die Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung