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Die Hilfsaktion des ÖGB im Jahr 1956 für Ungarn
Die Hilfsaktion des ÖGB im Jahr 1956 für Ungarn ÖGB-Archiv

Gewerkschaftsgeschichte

Krisengebiete: ÖGB hilft vor Ort

Krieg bedeutet immer Leid und Not. Darauf gibt es seit jeher nur eine Antwort: Internationale Solidarität.

ÖGB-Hilfe für die Ukraine

Kontonummer AT77 1400 0009 1008 6340
lautend auf "ÖGB-Hilfe für die Ukraine"

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Wie wichtig internationale Solidarität ist, zeigt sich aktuell eindrucksvoll. Für den ÖGB ist es selbstverständlich, den notleidenden Menschen aus der Ukraine zu helfen. Genauso stand es für die Internationale Gewerkschaftsbewegung auch in der Vergangenheit außer Frage, dass jenen, die aufgrund von Krieg und Gewalt ins Elend gestürzt werden, geholfen wird – nach dem Ersten Weltkrieg, während des Austrofaschismus und des Zweiten Weltkriegs genauso wie in all den Jahrzehnten danach. Immer wieder leisteten Gewerkschaften mit Geld, Lebensmitteln und Sachspenden Unterstützung für Menschen in Not, sammelten Spenden und organisierten sichere Unterkünfte für Geflüchtete.

Wenn die Menschen in allen Staaten in Freiheit entscheiden könnten, gäbe es keinen Krieg.

Fritz Klenner (1950)
ÖGB übergibt Kleidung an Flüchtling im Gewerkschaftshaus Innermanzing
ÖGB übergibt Kleidung an Flüchtling im Gewerkschaftshaus Innermanzing ÖGB-Archiv

Ungarische Revolution (1956)

„Wenn die Menschen in allen Staaten in Freiheit entscheiden könnten, gäbe es keinen Krieg“, schrieb der Redakteur der Solidarität Fritz Klenner im Jahr 1950. Er musste es wissen, hatte er doch zwei Weltkriege überlebt und kannte die Not, den Hunger und die Verzweiflung der Bevölkerung aus eigener Erfahrung – aber auch, was internationale Solidarität bedeutet. Deshalb begleiteten er und der damalige stellvertretende Generalsekretär Anton Benya den ersten Hilfstransport nach Ungarn. Es war der Start für die erste große gewerkschaftliche Hilfsaktion nach dem Zweiten Weltkrieg.

Am 23. Oktober 1956 hatten Studierende während einer Demonstration ihre Forderungen nach Freiheit und Demokratie verlesen. Die Antwort der kommunistischen Regierung waren Schüsse, worauf sich noch mehr Menschen versammelten. Die Sowjetunion schickte das Militär. Das Resultat waren 2.500 tote UngarInnen, unzählige Verletzte, tausende Verhaftungen und weit verbreitetes Elend.

Der ÖGB und der Internationale Bund Freier Gewerkschaften riefen zu einer fünfminütigen Arbeitsruhe auf, um gegen die Unterdrückung in Ungarn und auch gegen die Militäraktion im Nahen Osten (Suezkrise) zu demonstrieren.

Menschen flohen vor Kugeln und bevorstehenden Verhaftungen aus Ungarn. Der ÖGB stellte zwei Jugenderholungsheime als Unterkünfte für geflüchtete Jugendliche zur Verfügung, lieferte Strohsäcke und Obst ins Flüchtlingslager Traiskirchen und rief Gewerkschaftsmitglieder sowie ausländische Gewerkschaften auf zu spenden. Insgesamt wurden mehr als 15 Millionen Schilling gesammelt.

Für das Geld wurden Lebensmittel, Fensterglas, Seife, Waschmittel, Bekleidung, Medikamente, Verbandsmaterial sowie Spielsachen und Süßigkeiten für Kinder in Waisenhäusern besorgt. Der erste von fünf Lebensmitteltransporten ging am 19. Dezember 1956 nach Ungarn. Benya und Klenner stellten sicher, dass die Pakete bei den ArbeiterInnen ankamen. Sie verteilten sie direkt in den Betrieben.

ÖGB verteilt Essen an Geflüchtete aus der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik, 1968
ÖGB verteilt Essen an Geflüchtete aus der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik, 1968 ÖGB-Archiv

Der ÖGB schließt sich der Meinung der freien Welt an, dass gewaltsame Besetzung friedlicher Länder kein Mittel der Politik sein darf. 

ÖGB-Präsident Anton Benya (1968)

Prager Frühling (1968)

Der Prager Frühling begann mit der Erkenntnis der Kommunistischen Partei, dass Liberalisierungs- und Demokratisierung des Landes notwendig sei. Sehr zum Missfallen der Sowjetunion und des Warschauer Paktes. Am 21. August 1968 marschierte eine halbe Million Soldaten in der ČSSR ein und zerschoss die Hoffnung auf Freiheit. ÖGB-Präsident Anton Benya griff zu dem bewährten Mittel der fünfminütigen Verkehrs- und Arbeitsruhe und unterstrich dies in einer Ansprache: „Der ÖGB schließt sich der Meinung der freien Welt an, dass gewaltsame Besetzung friedlicher Länder kein Mittel der Politik sein darf.“ Sofort nach der militärischen Okkupation wurden vier Gewerkschaftsheime als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung gestellt und die Österreichische Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) startete eine Sammelaktion für Kinder.

Sandinistische Freiheitskämpfer, o.J.
Sandinistische Freiheitskämpfer, o.J. Stephanos Westgoten - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0

Nicaraguanische Revolution und Contrakrieg (1974-1990)

Nicaraguanische BauarbeiterInnen traten am 1. Dezember 1974 in Streik, schnell schlossen sich weitere ArbeiterInnen an. Ihre Forderung war die Absetzung des Diktators „Tachito“ (Mülleimer) Anastasio Somoza Debayle. 26 Tage später stürmten Mitglieder der Frente Sandinista de Liberación Nacional eine Festveranstaltung, am 28. August 1978 besetzten sie den Nationalpalast. Der Bürgerkrieg begann. Knapp ein Jahr später floh der Diktator und die Sandinisten feierten ihren Sieg. Die Freude währte aber nur kurz. Die USA unterstützten und finanzierten den Guerilla-Krieg der Contra-Rebellen gegen die SandinistInnen.

Der ÖGB war bereits im November 1978 Mitglied des „Österreichischen Hilfskomitees für Nicaragua“ unter dem Vorsitz des damaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky (SPÖ) und unterstützte die rund 45.000 vor dem Krieg nach Honduras geflohenen Menschen. Die ÖGJ richtete ein Spendenkonto „Nicaraguahilfe der Österreichischen Gewerkschaftsjugend“ ein – jeder gespendete Schilling wurde von der Bundesregierung verdoppelt. Bis Ende 1979 konnten so zwei Millionen Schilling für die Errichtung einer Klinik, einer Lehrlingswerkstatt sowie einer Tages- und Abendschule gesammelt werden.

 Zerstörte Gebäude in Sarajevo, o.J.
Zerstörte Gebäude in Sarajevo, o.J. Lt. Stacey Wyzkowski (gemeinfrei)

Jugoslawien-Kriege (1991-2001)

Am 28. Februar 1991 begannen die Jugoslawien-Kriege in Knin mit der Ausrufung der „Serbischen Autonomen Provinz Krajina“ und endeten mit dem Albanischen Aufstand in Mazedonien im Jahr 2001. In den zehn Jahren gab es über 200.000 Tote und mehrere Millionen Geflüchtete und Vertriebene.

Der ÖGB half schnell. Anfangs spendete er aus dem ÖGB-Katastrophenfonds 500.000 Schilling, dann bot er 500 Flüchtlingen Unterkunft in gewerkschaftseigenen Einrichtungen, unterstützte Organisationen bei Aufrufen zu Sachspenden, lud zu einer Auktion „Hilfe für Kosovo“ ein, richtete Appelle an die Kriegsführer und rief gemeinsam mit der WKÖ zu Spendenaktionen für „Nachbar in Not“ auf. Die einzelnen Gewerkschaften spendeten rund eine Million Schilling und in zahlreichen Firmen sammelten Betriebsräte für die Flüchtlingshilfe.

Plakat zum Solidaritätsaufruf für Spenden für Flüchtlinge in Bosnien, 2021
Plakat zum Solidaritätsaufruf für Spenden für Flüchtlinge in Bosnien, 2021 ÖGB

Flüchtlingsbewegung seit 2014

Kriege in Syrien (seit 2011), in Afghanistan (seit 1980), Kriegsfolgen wie im Irak, kriegerische Konflikte, humanitäre Notlagen, Dürre wie in Subsahara-Afrika, fehlende Menschenrechte wie in den Maghrebstaaten und Gewalt gegen Frauen und Angehörige religiöser Minderheiten wie in Bangladesch sind nur einige der Gründe, warum Menschen ihre Heimat, ihr Zuhause, ihr Leben aufgeben mussten und sich auf die Flucht begaben. In den Jahren 2014, 2015 und 2016 flüchteten mehr als drei Millionen Menschen in Richtung Europa.

Der ÖGB bekennt sich kompromisslos zum Menschenrecht auf Asyl! Dieses Menschenrecht ist unteilbar und daher unabhängig von Religion oder Herkunftsland zu gewähren. 

ÖGB-Bundesvorstandsbeschluss (29.10.2015)

Wieder half der ÖGB. Die PRO-GE-Jugend packte im Flüchtlingslager Traiskirchen mit an. Der ÖGB wollte sein Haus am Wallersee für Flüchtlinge öffnen, dieses wurde allerdings von Unbekannten angezündet. Die Gewerkschaft vida unterstützte Organisationen und Geflüchtete mit zahlreichen freiwilligen HelferInnen am Grenzübergang Nickelsdorf. GewerkschafterInnen halfen im Flüchtlingsnotquartier im Ferry Dusika Stadtion aus, ÖGB-MitarbeiterInnen und Gewerkschaftsmitglieder spendeten für Hilfesuchende.

2021 startete der ÖGB einen Solidaritätsaufruf an seine MitarbeiterInnen sowie die Gewerkschaften, für die vom Musiker Kid Pex mitbegründete Organisation #SOSBalkanroute zu spenden. Damit sollte den tausenden geflüchteten Frauen, Männern und Kindern geholfen werden, die aufgrund verschärfter Einreisebestimmungen mehrerer Staaten ohne Heizung, mit dürftiger Wasser- und Lebensmittelversorgung und ohne ausreichende medizinische Versorgung an der Grenze zu Kroatien in Bosnien ausharren mussten. Innerhalb kürzester Zeit gingen über 12.000 Euro auf das Spendenkonto „Hilfe für Bosnien“ ein. 2022 brachte die ÖGJ kistenweise Sachspenden zum Lager der Hilfsaktion.

Alles tun, um den Frieden wiederherzustellen und Menschen, die zur Flucht gezwungen werden, zu unterstützen. 

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian, ÖGB-VizepräsidentIn Norbert Schnedl, Korinna Schumann. (02.03.2022)
1. ÖGB-Hilfstransport in die Ukraine, März 2022
1. ÖGB-Hilfstransport in die Ukraine, März 2022 Roland de Roo, ÖGB

Ukraine-Krieg seit 24. Februar 2022

Am 24. Februar griff Russland die Ukraine an. Schon bald gab es die ersten Todesopfer zu beklagen. Beim ÖGB gingen Hilferufe ukrainischer Gewerkschaften ein und der Motor der internationalen Solidarität wurde wieder gestartet.

Am 3. März 2022 saßen wieder GewerkschafterInnen im Begleitbus eines Hilfstransports, diesmal auf dem Weg zur slowakisch-ukrainischen Grenze. Innerhalb weniger Tage hatte der Internationale Sekretär des ÖGB, Marcus Strohmeier, dringend benötigte Lebensmittel und Sachspenden gesammelt und den Transport organisiert. Unsere Unterstützung für die Menschen in der Ukraine und vor dem Krieg Geflüchteten wird anhalten, bis wir wieder in Frieden leben können. Denn die Gewerkschaftsbewegung hilft Menschen in Not immer. 

ÖGB-Hilfe für die Ukraine

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