
Arbeitslosigkeit
Zwischenparken von Arbeitnehmer:innen kostet 700 Millionen Euro
Wegen Auftragsschwankungen schieben Betriebe Arbeitnehmer:innen ans AMS ab, um sie später wiedereinzustellen – das verursacht enorme Kosten
Das Wichtigste in Kürze:
• Bei schlechter Geschäftslage kündigen viele Unternehmen, um Kosten zu sparen
• Die öffentliche Hand zahlt bis zu 700 Mio. Euro jährlich fürs "Zwischenparken"
• Betroffene verlieren Einkommen, Arbeitslosigkeit steigt
• Der ÖGB fordert: Betriebe mit häufiger Zwischenpark-Praxis sollen mehr in die Arbeitslosenversicherung einzahlen
Im Sommer herrscht Hochbetrieb: Auf Baustellen wird geschuftet, Straßen werden aufgerissen, Fundamente gegossen. Auch in den Tourismusregionen ist jede helfende Hand gefragt – Hotels sind ausgebucht, Restaurants platzen aus allen Nähten. Doch wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kälter werden, ändert sich das Bild. In schneereichen Wintern stehen viele Baustellen still, vor allem im Tiefbau ist ein Weiterarbeiten kaum möglich. Und auch im Tourismus leert sich nach der Saison so manches Hotel – viele Arbeitskräfte werden schlicht nicht mehr gebraucht. Die Folge: Ein Teil der Betriebe beendet in Zeiten geringerer Auslastung Beschäftigungsverhältnisse vorübergehend und stellt anschließend bei verbesserter Auftragslage dieselben Arbeitskräfte wieder ein, um Personalkosten zu sparen.
Miese Strategie, um Personalkosten zu sparen
Hier handelt es sich nicht um einzelne schwarze Schafe, sondern um ein systematisches Problem:. Betriebe wälzen mit dem Zwischenparken Personalkosten auf die Arbeitslosenversicherung ab. Denn viele betroffene Arbeitskräfte sind während der Beschäftigungsunterbrechung arbeitslos und beziehen Arbeitslosengeld. Betriebe in den Bereichen Bauwirtschaft, Gastronomie und Arbeitskräfteüberlassung sind hier führend.
Zwischenparken kostet die Arbeitslosenversicherung jährlich 700 Millionen Euro.
Massive Einbußen für Betroffene
Eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) im Auftrag der Arbeiterkammer Oberösterreich bestätigt im Juli 2025 einmal mehr den wirtschaftlichen Nachteil dieser Vorgangsweise: Rund 47.000 Betriebe rekrutierten demnach frühere Beschäftigte nach bis zu einem Jahr Arbeitslosigkeit erneut. Betrachtet man nur kurze Unterbrechungen von bis zu zwei Monaten lag der Anteil noch bei 12,1 Prozent. Über 82.000 Beschäftigte erlitten dadurch bis zu zwei Monate massive Einkommensverluste, da das Arbeitslosengeld nur 55 Prozent des Nettoeinkommens beträgt. Bei weiteren 88.000 Beschäftigten dauerte der Einkommensverlust zwischen zwei und zwölf Monaten.
Diese Vorgangsweise verursacht jährliche Ausgaben der Arbeitslosenversicherung in Höhe von 600 bis 700 Millionen Euro. Das umfasst die Kosten fürs Arbeitslosengeld, Notstandshilfe und die Sozialversicherungsbeiträge, die das AMS für die Arbeitssuchenden abführen muss. Zu viele Unternehmen übertragen ihr unternehmerisches Risiko und ihre Personalkosten also auf die Allgemeinheit der Beitragszahler:innen.
Zwischenparken treibt auch Arbeitslosenquote nach oben
Natürlich beeinflusst das Zwischenparken auch die Arbeitslosenquote stark. Laut Berechnungen des WIFO sind 14 Prozent der gesamten registrierten Arbeitslosigkeit im Jahr 2023 auf diese Praxis zurückzuführen ist. Beim aktuellen Niveau der Arbeitslosigkeit bedeutet das, dass diese unternehmerische Praxis die Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt erhöht.
Bestrafung für Zwischenparker
Wie die AK OÖ fordert auch der ÖGB Sanktionen für Unternehmen: Betriebe, die regelmäßig Beschäftigte zwischenparkt, sollen sich beteiligen an den dadurch entstehenden Kosten: „Denkbar sind etwa höhere Beiträge in die Arbeitslosenversicherung“, sagt ÖGB-Arbeitsmarktexperte Alexander Prischl, der auch die Forderung nach einer strengeren Vollziehung des Frühwarnsystems für Kündigungen begrüßt: „Hier müssen alle Kräfte gebündelt werden, damit das Zwischenparken als lukratives Geschäftsmodell zum Nachteil der Beschäftigten erschwert wird!“