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©Tetiana Soares - stock.adobe.com

Gesundheit und Krankheit am Arbeitsplatz

Im Kopf ist noch immer Lockdown

Stepstone-Studie: Viele ArbeitnehmerInnen leiden unter den psychischen Folgen der Krise

Die Corona-Pandemie bereitet nicht nur der Wirtschaft große Probleme. Der Lockdown hat die ArbeitnehmerInnen in Österreich vor allem im April und Mai vor große Herausforderungen gestellt. Die Folgen spüren viele von ihnen noch heute – und das dürfte auch noch länger so bleiben, wie eine Umfrage der Karriereplattform Stepstone unter 1.500 TeilnehmerInnen deutlich zeigt.  

ArbeitnehmerInnen leiden noch immer

Fast ein Drittel der Befragten gibt nämlich an, noch heute mit den Folgen zu kämpfen. 13 Prozent fühlen sich laut der Stepstone-Umfrage an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr so wohl, wie noch vor der Krise. 17 Prozent geben an, noch Zeit zu brauchen, um das während der Krise Erlebte zu verarbeiten. Jeder Fünfte gibt außerdem an, Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu spüren, ungefähr gleich viele Befragte fühlen sich körperlich und seelisch mitgenommen. „Die Frage der langfristigen Auswirkungen wird man sich noch stellen müssen”, warnte WU-Wissenschaftlerin Katharina Mader diesbezüglich schon Ende Juli in einem Interview.

Arbeitgeber sind jetzt gefordert

Angesichts dieser direkten Folgen der Corona-Pandemie sind auch die Arbeitgeber gefragt, sich um die MitarbeiterInnen zu kümmern. „Gerade in unsichern Zeiten sind Führungskräfte besonders gefordert, den ArbeitnehmerInnen Sicherheit zu vermitteln, in dem sie Wertschätzung zeigen und Handlungsspielräume gewähren", erklärt ÖGB-Gesundheitsexpertin Ingrid Reifinger. Studienleiterin Barbara Oberrauter-Zabransky fordert ebenfalls Maßnahmen: „Die Umfrage zeigt, dass nur ein Viertel aller Arbeitgeber für eine ausgewogene Work-Life-Balance sorgt. Neben Maskenpflicht und Desinfektionsmitteln muss es Unternehmen aber auch ein Anliegen sein, auf das seelische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu achten.” Eine dauerhafte Arbeitszeitverkürzung wäre ein wichtiger Beitrag dazu und ist schon lange eine Forderung des ÖGB.

Intensive Zeit im Lockdown

Auch der Lockdown selbst war aus Sicht der ArbeitnehmerInnen eine intensive Zeit. Ganze 40 Prozent erklären, dass sie in dieser Zeit mehr gearbeitet haben als davor, 39 Prozent klagen darüber, auch nach Feierabend tätig gewesen zu sein. Im Homeoffice waren 48 Prozent der Befragten ArbeitnehmerInnen; ein intensiver Austausch darüber hat auch beim ÖGB-Sommerdialog stattgefunden. Dass 15 Prozent Probleme mit der Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf gehabt haben, gibt einen bedenklichen Ausblick auf drohende Probleme im Herbst.  

Unterschätzte Pausen

Nicht unterschätzt werden dürfen auch Möglichkeiten zur Entspannung in Arbeitspausen. Diese „führen zu einer unmittelbaren Reduktion von Müdigkeit und arbeitsbedingten körperlichen Beschwerden", erinnert Ingrid Reifinger. Vor allem Führungskräfte müssten „von einer guten Pausenkultur und den positiven Auswirkungen von Ruhezeiten überzeugt sein", hält die ÖGB-Gesundheitsexpertin fest.

Am häufigsten, nämlich von 37 Prozent, wurde dabei übrigens das Kaffeetrinken mit KollegInnen genannt – im Homeoffice natürlich völlig unmöglich. Dass damit auch der berühmte „Flurfunk” als nicht zu unterschätzender informeller Kommunikationsweg wegfällt, sollte auch nicht unterschätzt werden.