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Arbeiten zuhause

Klares Nein zur Arbeit im Quarantäne-Homeoffice

Gewerkschaften und Arbeiterkammer lehnen realitätsfernen, betrugsanfälligen Vorstoß der Wirtschaft ab

Wer mit einem positiven Corona-Test abgesondert sein muss, aber nicht schwer erkrankt ist, soll im Homeoffice arbeiten – zumindest, wenn es nach dem ÖVP-Wirtschafsbund geht. Ein Vorstoß, den Arbeitnehmer-VertreterInnen aus mehreren Gründen ablehnen.

Homeoffice ist immer Vereinbarungssache

Die rechtliche Situation ist glasklar: Homeoffice muss generell zwischen Arbeitgeber und ArbeitnehmerIn schriftlich vereinbart werden. Es kann also nicht vom Arbeitgeber angeordnet werden.

Genauso wenig, wie ein Arbeitnehmer im Homeoffice bleiben kann, weil er beispielsweise Angst hat, sich auf der Fahrt zur Arbeit in einem öffentlichen Verkehrsmittel mit dem Virus anzustecken.  

Realitätsfern und betrugsanfällig

Der Wirtschaftsbund argumentiert damit, dass Teilarbeit bei leichten Symptomen möglich wäre. ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian bezeichnet den Vorstoß als praxisfern und betrugsanfällig: „Wer bestimmt denn, was ein milder Verlauf ist?“ Das Epidemiegesetz regelt, dass Arbeitgeber für ArbeitnehmerInnen, die wegen Corona-Quarantäne ausfallen, ihre Ausgaben ersetzt bekommen. Der Bund übernimmt nämlich die Entgeltfortzahlung, wenn der Absonderungsbescheid von einer österreichischen Behörde kommt.

„Der Arbeitgeber bekommt also das Geld, und der Arbeitnehmer soll trotzdem arbeiten? Das ist doppelt gemoppelt, anders formuliert: Betrug. Das kann ja wohl niemand wollen“, so Katzian, dem für Unternehmen, die das Geld für MitarbeiterInnen in Quarantäne bekommen, diese aber trotzdem arbeiten lassen, jegliches Verständnis fehlt.

Scheindiskussion

Nach Ansicht der Arbeiterkammer wurde hier eine Scheindiskussion losgetreten. Mehr als die Hälfte der ArbeitnehmerInnen in Österreich können nämlich gar nicht im Homeoffice arbeiten. Darüber hinaus seien viele abgesonderte Beschäftigte in Unternehmen mit gutem Betriebsklima dazu bereit, von zuhause zu arbeiten, wenn sie symptomfrei sind. Das bestätigt auch eine aktuelle Studie aus Deutschland: ArbeitnehmerInnen neigen laut der Studie der Hamburger Kühne Logistics University (KLU) und der WHU - Otto Beisheim School of Management zufolge tatsächlich vermehrt dazu, sich im Homeoffice trotz Krankheit an den Laptop und ans Diensthandy zu setzen.

Geteilte Teams, um Ansteckungsgefahr zu minimieren

Der Wirtschaftsbund argumentiert seinen Vorstoß mit Schwierigkeiten, den Betrieb aufrecht erhalten zu können, dafür gibt es andere Möglichkeiten. Viele Unternehmen sind bereits dazu übergegangen, ihre Belegschaft in Teams zu teilen und abwechselnd von zuhause aus arbeiten zu lassen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. In systemkritischen Bereichen gibt es auch aktuell wieder isolierte Teams, wie das schon während des ersten Lockdowns 2020 der Fall war.

Fazit: Vorschlag unbrauchbar

„Bis jetzt habe ich nur vernommen, dass ArbeitnehmerInnen in Quarantäne zum Arbeiten verdonnert werden sollen. Ich habe kein Wort dazu gehört, wie man es regeln könnte, dass Arbeitgeber, die das wollen, auch die Entgeltfortzahlung nicht bekommen“, fasst ÖGB-Präsident Katzian zusammen: „Das ist ein unbrauchbarer Vorschlag.

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