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"Der Rechtsanspruch auf den Papamonat ist ein großer Erfolg der ÖGB-Frauen."

Papamonat für alle bei vollem Lohnausgleich

Die ÖGB-Frauen haben jahrelang dafür gekämpft, seit dem 1. September 2019 ist er Wirklichkeit: Der Rechtsanspruch auf den Papamonat für alle. Damit können Jungväter wertvolle Zeit mit ihrem Kind verbringen und für vier Wochen den Familienzeitbonus von knapp 700 Euro beantragen. Genutzt wird das Modell jedoch kaum. Laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung lag der geplante Zielzustand der Beantragungen des Familienzeitbonus bei 32.800 Vätern pro Jahr. In der Realität nutzten in den Jahren 2019 und 2020 aber nur 6.000 Väter die Möglichkeit.

oegb.at hat bei Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende, nachgefragt, was aus Sicht der ÖGB-Frauen noch notwendig ist, um die Aufteilung der Kinderbetreuung gerechter zwischen den Geschlechtern aufzuteilen. 

Seit 1. September 2019 ist der Rechtsanspruch auf den Papamonat in Kraft – eine langjährige Forderung der ÖGB-Frauen. Warum war das so wichtig?

Korinna Schumann: Wir haben uns jahrelang dafür eingesetzt und immer wieder betont, dass ein Papamonat ohne Rechtsanspruch nur die halbe Miete ist. Mit dem Rechtsanspruch haben alle Väter - unabhängig davon, wo und wie lange sie im Betrieb sind - die Chance, die ersten Wochen mit ihrem Kind zu verbringen. Für die Vater-Kind-Bindung ist das enorm wichtig.

Der Weg zum Rechtsanspruch war kein einfacher. Woran lag das?

Korinna Schumann: Von der türkis-blauen Regierung wurde das Thema monatelang auf die lange Bank geschoben. Immer wieder wurde der Papamonat versprochen, dann aber wieder verschoben oder abgesagt. Vielfach mit der Begründung, man müsse auf die Interessen der Wirtschaft Rücksicht nehmen. Aus unserer Sicht absolut unverständlich, weil der Papamonat keine Kosten für die Betriebe verursacht und auch der Zeitpunkt für den Papamonat gut planbar ist. Dass der Rechtsanspruch auf den Papamonat dann im Juli 2019 im Nationalrat beschlossen wurde, war somit ein großer Erfolg, der vor allem dem unermüdlichen Einsatz der ÖGB-Frauen zu verdanken ist.

Viele Väter entscheiden sich oft aus finanziellen Gründen gegen den Papamonat. Wie kann man dem entgegenwirken?

Korinna Schumann: Der Rechtsanspruch auf den Papamonat war ein erster wichtiger Schritt, um wirklich allen Vätern die gleiche Chance auf einen Papamonat zu ermöglichen. Davon profitieren nicht nur Väter, sondern alle Familien in Österreich. Wir haben aber auch von Anfang an gesagt, dass man über eine Weiterentwicklung nachdenken muss. Der nächste Schritt lautet daher: Papamonat bei vollem Lohnausgleich. Derzeit liegt der Familienzeitbonus, der im Papamonat ausbezahlt wird, bei knapp 700 Euro. Das ist zu wenig Geld, um für Väter einen Anreiz zu schaffen, den Papamonat in Anspruch zu nehmen. Bis jetzt wird der im Papamonat ausbezahlte Familienzeitbonus gar vom späteren Kinderbetreuungsgeld wieder abgezogen. Der ÖGB hat immer darauf hingewiesen, dass diese Regelung kontraproduktiv ist. Wenn man mehr Vätern die Karenz ermöglichen möchte, dann braucht es einen Anreiz, keine Benachteiligung. Anscheinend ist diese Botschaft nun endlich bei Ministerin Raab angekommen, die kürzlich ankündigte, diese Regelung überarbeiten zu wollen.

Welche weiteren Maßnahmen braucht es, um Vätern die Möglichkeit zu geben, mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen?

Um eine höhere Väterquote zu erreichen, brauche es neben dem Papamonat zusätzliche Anreize. AK und ÖGB haben das Familienarbeitszeitmodell entwickelt, um eine partnerschaftliche Teilung der Sorgearbeit zu unterstützen. Dieses sieht eine finanzielle Unterstützung von 250 Euro pro Elternteil vor, wenn beide Elternteile zwischen 28 und 32 Stunden pro Woche arbeiten. Mit dem Familienarbeitszeitmodell verdienen Mütter besser und Vätern bleibt mehr wertvolle Zeit für ihre Kinder. Wenn die Regierung es ernst meint mit Anreizen zur Väterbeteiligung, wäre das Familienarbeitszeitmodell ein guter nächster Schritt.

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