
Arbeite und Familie
Ferienbetreuung: 2.599 Euro für zwei Kinder
Warum die Sommerferien für Eltern zum finanziellen Kraftakt werden und ohne Oma und Opa nichts läuft
Das Wichtigste in Kürze:
- Eine Tiroler Familie zahlte in den Sommerferien 2.599 Euro für die Betreuung von zwei Kindern
- In Niederösterreich kostete die Ferienorganisation eine Familie trotz der Hilfe der Großeltern 897 Euro
- Ein Feriencamp kostet im Schnitt 415 Euro pro Woche und Kind – für viele unleistbar
- ÖGB-Frauen fordern Sommerbetreuungsgipfel
Neun Wochen Sommerferien, aber keine neun Wochen Urlaub: Für viele Eltern ist die Ferienzeit jedes Jahr aufs Neue ein organisatorisches und finanzielles Desaster. Besonders die Kosten für die Betreuung bringen Familien ans Limit.
Tiroler Familie: 2.599 Euro für neun Wochen
Die Betreuung der Kinder für die gesamten neun Wochen Sommerferien war alles andere als einfach für Bernhard R. und seine junge Familie. Aufgeteilt wurde zwischen eigenem Urlaub, den Großeltern und externer Betreuung in Feriencamps. Der Tiroler ist Angestellter, seine Frau als Assistentin in einer Kindergrippe tätig. „Das erleichtert die Planung um einiges. Nichtsdestotrotz ist es eine Herausforderung für uns als Eltern, die Ferien zu planen“, erzählt der Vater zweier Kinder.
„Hätten wir unsere Eltern, also die Großeltern nicht, wäre es noch schwieriger. Hinzukommt, dass unsere Eltern auch noch im Berufsleben stehen und sich extra Urlaub genommen haben, um uns zu unterstützen”, erzählt Bernhard.
Auch die Kosten sind nicht zu unterschätzen. Insgesamt gaben die Eltern 2.599 Euro für die Betreuung zweier Kinder in neun Wochen Sommerferien aus. Dass diese Summe üblich ist, bestätigt auch die AK-Schulkostenstudie: Eine Woche Camp kostet im Schnitt 415 Euro pro Kind. Für zwei Kinder summiert sich das schnell auf ein paar Tausend Euro – nur für ein paar Wochen Sommerferien.
Niederösterreich: Fast 900 Euro – trotz Oma und Opa
Ähnlich erging es einer Familie aus Niederösterreich. Die Eltern sind im Außendienst tätig, die Kinder vier und acht Jahre alt. Die Sommerferien haben sie mit einer Mischung aus Urlaub, Homeoffice, Feriencamps, Betreuung durch die Großeltern und mit Ferienspielen der Gemeinde organisiert. Kostenpunkt 897,10 Euro. Für viele Familien ist das nicht leistbar.
Kinderbetreuung ist keine Privatsache – sie ist Grundvoraussetzung für Gleichstellung und soziale Gerechtigkeit. Familien dürfen nicht länger allein gelassen werden.

Ungleichheiten verschärfen das Problem
Neben den hohen Kosten sind die Unterschiede bei Öffnungszeiten oder Schließtagen zwischen den Bundesländern eine zusätzliche Belastung: Während in Wien Horte nur 13 Tage geschlossen sind, sind es in Vorarlberg 65. Eltern müssen diese Lücke privat abdecken – mit zusätzlichen Betreuungskosten, unbezahlten Urlaubstagen oder noch mehr Druck auf Großeltern und Bekannte.
ÖGB-Frauen fordern Sommerbetreuungsgipfel
„Kinderbetreuung ist keine Privatsache – sie ist Grundvoraussetzung für Gleichstellung und soziale Gerechtigkeit. Familien dürfen nicht länger allein gelassen werden“, stellt Christa Hörmann, gf. Vorsitzende der ÖGB-Frauen, klar. „Die ÖGB-Frauen fordern deshalb einen Sommerbetreuungsgipfel, um endlich Lösungen für dieses Problem zu schaffen!“, so die Gewerkschafterin.
Es brauche einheitliche Regeln in ganz Österreich bei Öffnungszeiten, kostenlose ganztägige Ferienangebote sowie inklusive Programme auch für Kinder mit Behinderung.