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Mehr als ein Viertel der Familien weiß nicht, wie es eine durchgehende Betreuung ihrer Kinder im Sommer sicherstellen soll. Marina Andrejchenko - stock.adobe.com

Eltern in Not: Suche nach leistbarer Ferienbetreuung

Teuerung befeuert Bedarf an flächendeckender und kostengünstiger Betreuung in den Sommerferien – Bundesregierung schaut zu

Die Sommerferien stehen vor der Tür und wieder einmal wissen viele Eltern nicht, wie sie diese managen sollen. Während sich die Kinder auf einen Sommer voller Abenteuer freuen, werden viele Eltern mit einem Dilemma konfrontiert, das ihren Alltag in ein Chaos verwandelt: die Kinderbetreuung in den Ferien.

Leistbare Betreuungsangebote für ganz Österreich

„Mehr als ein Viertel weiß nicht, wie es eine durchgehende Betreuung ihrer Kinder im Sommer sicherstellen soll“, sagt ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann. Sie kritisiert, „dass die Bundesregierung erneut einfach zuschaut, wie Eltern in diesem Betreuungschaos untergehen“. Familien müssen sich entscheiden, ob ein Urlaub mit der gesamten Familie möglich ist, oder die Eltern die Urlaube aufteilen, damit mehrere Wochen abgedeckt sind. Auf Großeltern oder andere Verwandte, die die Betreuung übernehmen könnten, können nicht alle zurückgreifen – und sollten sie auch nicht müssen.

„Die Verantwortlichen tun so, als ob Ferienbetreuung ein individuelles Problem wäre, aber diese Aufgabe müssen wir gemeinsam als Gesellschaft übernehmen“, mahnt Schumann. „Es braucht dringend eine flächendeckende und leistbare Ferienbetreuung für alle Kinder in Österreich.“ 

In Wien werden beispielsweise die sogenannten Summer City Camps angeboten. Neben dem Lernprogramm bieten die Camps auch spannende Freizeitaktivitäten an über 30 Standorten in ganz Wien für über 30.000 Kinder. Ein ähnlich kostengünstiges und vor allem flächendeckendes Angebot wäre für ganz Österreich sinnvoll.

Hälfte kann sich keine externe Ferienbetreuung leisten

Laut Sora Schulkostenstudie (2021) nahm ein Drittel der Eltern kostenpflichtige Sommerbetreuung in Anspruch und hat dafür durchschnittlich 341 Euro bezahlt. In diesem Jahr kommt hinzu, dass die Menschen unter der massiven Teuerung leiden und vor allem viele Alleinerzieher:innen und Eltern nicht mehr wissen, wie sie sich das Leben überhaupt noch leisten sollen. „500 Euro für eine Woche Sommercamp ist einfach für die meisten nicht leistbar und für eine Ferienbetreuung viel Geld hinzulegen, daher nicht mal eine Überlegung wert“, sagt Schumann. 

„Schon 2020 hat fast die Hälfte der Eltern gesagt, dass sie sich keine externe Betreuung im Sommer leisten kann. Angesichts der Teuerung ist der Bedarf an leistbarer Ferienbetreuung also nochmal massiv gestiegen. Die Bundesregierung muss endlich handeln“, so Schumann. Bis dahin müssen Eltern vor allem mit ihrem Urlaub jonglieren und sich über den Sommer retten. Schumann fordert daher einen Rechtsanspruch auf mindestens drei Wochen Urlaub in den Sommerferien für Eltern mit schulpflichtigen Kindern und eine 6. Urlaubswoche für alle. 

Mehrfachbelastung für Frauen

Kinderbetreuung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen liegen großteils in den Händen von Frauen. Sie sind das ganze Jahr über einer enormen Mehrbelastung ausgesetzt und verdienen auch noch weniger, weil sie oft wegen fehlender Kinderbetreuung nur Teilzeit arbeiten können. „Die aktuelle Teuerung trifft sie und ihre Kinder besonders stark, vor allem wenn sie alleinerziehend sind“, betont Schumann. Eine kostengünstige Ferienbetreuung würde daher auch den rund 500.000 Kindern, die von Armut betroffen sind, einen schöneren Sommer bescheren und die Mütter beim Jonglieren zwischen Arbeit, Betreuung und der Bewältigung der Teuerung unterstützen.

Die Gewerkschaftsfrauen fordern:

  • Leistbare und flächendeckende Ferienbetreuung
  • 6. Urlaubswoche für alle
  • Rechtsanspruch für Eltern mit schulpflichtigen Kindern mindestens 3 Wochen Urlaub im Sommer nehmen zu können

 

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