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Ungerechte Bezahlung beginnt schon in der Ausbildung und setzt sich nach der Lehre fort. ©mrcats - stock.adobe.com

Gender Pay Gap

Weibliche Lehrlinge bekommen 14,5 Prozent weniger Einkommen

Ungleiche Bezahlung beginnt schon in der Ausbildung. Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit muss über alle Branchen und Berufe gelten

Dass Frauen noch immer nicht das Gleiche wie Männer bezahlt bekommen, ist bekannt. Dass diese Ungleichheit aber bereits in der Ausbildung beginnt, ist neu. Das haben die Österreichische Gewerkschaftsjugend und die Gewerkschaftsfrauen heuer erstmals ausgerechnet.

Am 8. November 2023 ist in Österreich Equal Pay Day der Lehrlinge. Weibliche Lehrlinge arbeiten also rechnerisch die letzten 53 Tage dieses Jahres gratis. Denn an diesem Tag hat ein männlicher Lehrling durchschnittlich bereits so viel verdient, wie ein weiblicher Lehrling am Ende des Jahres am Konto haben wird. 

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Frauendominierte Branchen schlechter bezahlt

Das liegt vor allem daran, dass frauendominierte Branchen schlechter bezahlt werden als männlich dominierte. Dazu muss man – ganz klassisch – nur an Branchen wie Kosmetik, Gastronomie, Friseurinnen einerseits oder an das Baugewerbe oder die Metallindustrie andererseits denken. Um ganze 14,5 Prozent verdienen weibliche Lehrlinge weniger als männliche. 

Der Gender Pay Gap bei österreichischen Lehrlingen vergleicht die durchschnittlichen Brutto-Jahreseinkommen von Lehrlingen in männer- und frauendominierten Branchen. Das Lehrlingseinkommen bei Männern liegt bei 15.460 Euro, das von Frauen bei 13.211 Euro. Gerade in den frauendominierten Branchen sind die Lehrlingseinkommen also vergleichsweise gering.

Wenn weibliche Lehrlinge für gleiche Arbeit weniger verdienen, müssen wir uns fragen, wie wir bestehende Lücken schließen können.   

Richard Tiefenbacher, Voristzender der ÖGJ

„Das heißt, die Ungerechtigkeit beginnt schon in der Ausbildung und setzt sich nach der Lehre fort. Es ist wirklich beschämend, wie Frauen egal welchen Alters schlechter gestellt werden. Wir müssen endlich über die Bewertung von Arbeit sprechen“, fordert ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann, und fordert 2.000 Euro kollektivvertraglichen Mindestlohn für einen Vollzeitjob in allen Branchen. 

Auch der Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaftsjugend (ÖGJ) Richard Tiefenbacher ist empört: „Es ist wichtig, dass wir uns für die Gleichbehandlung aller Lehrlinge stark machen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Wenn weibliche Lehrlinge für gleiche Arbeit weniger verdienen, müssen wir uns fragen, wie wir bestehende Lücken schließen können. Deshalb fordern wir 1.000 Euro für alle Lehrlinge im 1. Lehrjahr – das ist mehr als eine Geste – es ist ein fundamentales Bekenntnis zu fairer Entlohnung und beruflicher Gleichstellung."  

Jede Arbeit muss gleich viel wert sein 

„Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit muss über alle Branchen und Berufe gelten“, verlangen Schumann und Tiefenbacher. Es ist kein Naturgesetz, dass Frauen für gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer. Länder wie Island zeigen vor, wie es anders geht. Dort muss jedes Unternehmen vorweisen, dass es gleichwertige Arbeit auch gleich bezahlt. Ist das nicht der Fall, drohen hohe Strafen.

 

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