Zum Hauptinhalt wechseln
Ein Mix aus Überstunden, ständiger Erreichbarkeit und Fachkräftebedarf setzt den Arbeitnehmer:innen immer mehr zu dusanpetkovic1 – stock.adobe.com

Stimmung in den Betrieben

Umfrage: Arbeitsdruck extrem hoch, Fachkräfte dringend gesucht

Strukturwandelbarometer 2023: Zwei Drittel der befragten Betriebsräte sagen, dass Beschäftigte extrem belastet sind

Ausgepowert, dauerbelastet und überarbeitet – so fühlen sich Arbeitnehmer:innen in Österreich. Das zeigt das Strukturwandelbarometer 2023 des IFES-Instituts im Auftrag von ÖGB und AK.

Rund 2.000 Betriebsräte und Betriebsrätinnen wurden dazu befragt, was in ihren Unternehmen gut läuft und wo es Probleme gibt. 

Licht und Schatten 

Während sich die Befragten wenig Sorgen um die wirtschaftliche Lage ihrer Unternehmen machen, sagen zwei Drittel, dass der Arbeitsdruck konstant hoch ist.

„Das setzt den Menschen zu, viele Beschäftigte leiden im Job unter zu viel Stress. Das hinterlässt auch tiefe Spuren in der körperlichen und psychischen Gesundheit der Beschäftigten“, warnt Willi Mernyi, ÖGB Bundesgeschäftsführer

Erdrückende Arbeitslast

Der Hauptgrund dafür ist, dass Betriebe immer öfter versuchen, mit weniger Arbeitskräften mehr zu produzieren. Zusätzliche Arbeit wird auf immer weniger Personen verteilt.

Fehlende Arbeitskräfte sind aber auch zu einem großen Teil hausgemacht, da viele planbare Abgänge (Pensionierungen, etc.) auf Grund von vorsichtiger Personalpolitik bei gleichzeitig guten wirtschaftlichen Zahlen, oft nicht nachbesetzt wurden. 

Sebastian Philipp

Die Beschäftigten stöhnen unter dem konstant hohen Arbeitsdruck! Der ständige Stress hinterlässt auch tiefe Spuren in der Gesundheit der Betroffenen. 

Willi Mernyi, ÖGB Bundesgeschäftsführer

Für die Beschäftigten in den Betrieben heißt das, dass der Überstundenberg wächst. Zusätzlich belastet vier von zehn Beschäftigten der Druck bzw. das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen. Das schlägt sich natürlich auch auf das Arbeitsklima nieder – nach einer Talsohle im Dezember 2021 geht es in vielen Betrieben zwar wieder leicht nach oben, der Wert ist aber nach wie vor alles andere als gut. 

Runter mit der Arbeitszeit

„Die Arbeitgeber sind gefordert, die zusätzliche Arbeitsbelastung mit einer Arbeitszeitverkürzung auszugleichen! Das reicht von kürzeren Wochenarbeitszeiten bis hin zu einer sechsten Urlaubswoche, hier gibt es viele Möglichkeiten“, sagt Mernyi.

„Nur mit einer Arbeitszeitverkürzung kommen die Menschen zu mehr Entspannung und Freizeit. Wir wissen aus vielen Beispielen, dass Mitarbeiter:innen bei kürzeren Arbeitszeiten motivierter und produktiver in der Arbeit sind – davon haben beide Seiten etwas“, so der Gewerkschafter. 

Mit Qualität Fachkräftebedarf auffangen

Große Probleme sehen acht von zehn Betriebsräten bei Vorhaben ihrer Firmen, zusätzliches Personal einstellen zu wollen. Die Zeit ist überreif für eine flächendeckende Lehrlingsoffensive.

Fachkräfte fallen nicht vom Himmel und wer heute nicht ausbildet, braucht sich morgen nicht wundern, dass es keine Fachkräfte gibt. Viele Betriebe versuchen aber auch mit Überzahlungen, Weiterbildungsangeboten und attraktiven Arbeitszeitmodellen Fachkräfte anzulocken. 

Menschliche Nachhaltigkeit zu wenig im Fokus

Nachhaltigkeit wird in vielen Betrieben mittlerweile großgeschrieben – Recycling, Abfallvermeidung oder auch die Senkung des Energieverbrauches nennen sechs von zehn Betriebsräten als Standard in ihren Betrieben.

Stark zu kurz kommt hingegen die soziale/menschliche Nachhaltigkeit: Acht von zehn Betrieben denken nicht daran, ihren Beschäftigten kürzere Arbeitszeiten anzubieten und knapp 50 Prozent der Unternehmen pfeifen auf Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten. 

Bleib informiert über deine Arbeitswelt!
Jeden Freitag: Das Wichtigste aus einer Woche


Besser mit Betriebsrat

Eines ist klar: Mit Betriebsrat geht es den Beschäftigten besser, wie auch das Strukturwandelbarometer 2023 erneut zeigt. Jede einzelne Betriebsratskörperschaft ist ein Schritt in Richtung eines guten Lebens für alle Beschäftigten.

„Die Betriebsräte haben gute Sensoren, wo die Probleme der Zukunft liegen“, steht für Willi Mernyi außer Frage. 

Arbeitgeber müssen sich ins Zeug legen

„Die Herausforderung für Arbeitgeber besteht nun darin, Wege zu finden, um positive Aspekte zu verstärken und negative Aspekte zu mildern, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter:innen optimistisch und motiviert bleiben. Jene Unternehmen, die innovativ sind und sich auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einstellen, werden auch in Zukunft kein Problem haben, geeignetes Personal zu finden“, so Mernyi gemeinsam mit AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank. 

DOWNLOAD: Zentrale Ergebnisse des Strukturwandelbarometers 2023
WERDE AKTIV UND SORGE FÜR MEHR FAIRNESS!

Melde dich, wenn auch du einen Betriebsrat gründen willst!

Helfen wir gemeinsam mit, dass es in Österreichs Unternehmen noch mehr BetriebsrätInnen gibt, die einen Beitrag zu einer besseren Berufswelt leisten.

Melde dich bei deiner Gewerkschaft!