Island macht es vor: Weniger Arbeit, mehr Zufriedenheit
Langzeitstudie in Island beweist: Nicht nur Beschäftigte leben besser, auch die Wirtschaft profitiert
Was bei uns für viele noch ein Traum ist, ist im äußersten Nordwesten Europas seit einigen Jahren Wirklichkeit: Mehr als die Hälfte der Beschäftigten in Island arbeiten nämlich kürzer, als im Gesetz vorgesehen ist.
Wissenschaftler haben sich die Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung genau angeschaut und jetzt neue Ergebnisse vorgelegt.
Weniger Arbeit, mehr vom Leben
Die betroffenen Beschäftigten arbeiten aktuell 35 oder 36 Stunden pro Woche, und das bei gleichem Lohn wie bei ihrer ehemaligen 40-Stunden-Woche. Die Studienergebnisse zeigen, dass acht von zehn Arbeitnehmer:innen mit ihrer aktuellen Arbeitszeit zufrieden sind. Die Beschäftigten arbeiten sowohl im Öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft.
Die meisten Beschäftigten sagen, dass sie dank der kürzeren Arbeitszeiten ihr Privatleben und ihren Job besser unter einen Hut bekommen. Vier von zehn Beschäftigten sind sogar überzeugt, dass ihr privater Stress dadurch sogar weniger geworden ist.
Außerdem sind die Krankenstände in vielen Unternehmen gesunken. Das wirkt sich nicht nur auf die Menschen, sondern auch auf die Betriebsabläufe positiv aus.
Wirtschaft ist stark geblieben
Wie überall haben auch in Island Kritiker:innen vor der Einführung einer Arbeitszeitverkürzung gewarnt. Vor allem wurde prophezeit, dass die Wirtschaft untergehen würde. Das Gegenteil ist der Fall: Die Arbeitsproduktivität in Island ist in den nordischen Ländern am stärksten gestiegen.
Klare Vorgaben
Um in weniger Zeit gleich produktiv zu bleiben, haben Unternehmen zahlreiche Arbeitsroutinen überarbeitet: So wurden Meetings einfach verkürzt oder vollständig durch E-Mails ersetzt, besser organisierte Schichten, und es wurde gezielt nach Aufgaben gesucht, die sich ersatzlos streichen lassen.
- Der ÖGB setzt sich seit jeher für kürzere Arbeitszeiten bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein
- Wir begrüßen alle Formen der Arbeitszeitverkürzung, etwa die sechste Urlaubswoche oder reduzierte Tages- oder Wochenarbeitszeiten
- Kürzere Arbeitszeiten sorgen auch dafür, dass mehr Menschen einen Job finden – gerade in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit ist die bessere Verteilung von Arbeit unumgänglich!