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Bildung

Der Schulanfang geht für viele Eltern ins Geld

Schultasche, Hefte, Stifte & Co sind teuer. Gerade zu Schulbeginn werden viele Eltern finanziell stark belastet. Gleiche Chancen für alle Kinder sind dadurch gefährdet.

Im Osten Österreichs beginnt am Montag die Schule. An sich nichts Ungewöhnliches, doch rund 300.000 Kinder und Jugendliche, die in einkommensarmen Haushalten leben, werden keinen so guten Start haben. Denn Schultasche, Hefte, Füllfeder, Malstifte, Ordner, Werkkoffer, Turnsackerl und vieles mehr bringen immer mehr Eltern in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Startpaket für Schulanfänger kostet schnell mehr als 100 Euro. Wer mehr als ein Kind hat, muss mit doppelten oder dreifachen Kosten rechnen.  

Ein Startpaket für Schulanfänger kostet schnell mehr als 100 Euro.

Und das ist noch lange nicht alles. Im Laufe des Schuljahres kommen zusätzliche Kosten für Kopien, Schulausflüge, Theaterbesuche, Skikurse, Schulsportwochen und mehr dazu. Für Eltern mit geringem Einkommen oder Alleinerziehende ist das kaum noch finanzierbar. Laut derstandard.at müssen Eltern im Schnitt pro Kind und Schuljahr 461 Euro extra zuschießen – in höheren Schulen sind es sogar um die 1.488 Euro. Und das obwohl zumindest in öffentlichen Schulen „Schulgeldfreiheit“ gilt. 

Bildung der Kinder darf nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängen 

Eltern, die ein Einkommen unter der Armutsgrenze haben, sind von zusätzlichen Schulkosten besonders betroffen – und in weiterer Folge auch die Kinder. Die Familienbeihilfe und das Schulstartgeld in der Höhe von 100 Euro pro Kind sind für diese Familien ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn auch der von der türkis-grünen Bundesregierung eingeführt Familienbonus Plus bringt gerade Eltern und Alleinerzieherinnen, die wenig verdienen, nichts. Den Steuerabsetzbetrag von 1.500 Euro pro Kind und Jahr bis zum 18. Lebensjahr des Kindes können sie gar nicht geltend machen. 

Bildung wird vererbt, das ist leider noch immer so 

Wie Daten des EU-SILC-Sondermoduls 2019 zeigen, gibt es vor allem im Bereich der Bildung auch Übertragungseffekte zwischen den Generationen: Mehr als ein Viertel aller Menschen (27 Prozent) aus einer formal bildungsfernen Familie (Eltern mit höchstens Pflichtschulbildung) absolviert später selbst nur eine Pflichtschule und hat damit eine höhere Wahrscheinlichkeit für geringes Einkommen und mangelnde Teilhabechancen.

Chancengleichheit und freier Zugang zu Bildung sind für uns ein nicht verhandelbares Merkmal einer sozialen und gerechten Gesellschaft.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin

Dem gegenüber beträgt die Pflichtschulquote nur 6 Prozent, wenn zumindest ein Elternteil einen höheren Abschluss erreicht hat. Das Risiko, Armut und soziale Ausgrenzung zu erfahren, ist für Personen aus bildungsfernen Familien um das 1,4-fache höher als für alle übrigen. 

Alle Kinder müssen Zugang zur gleichen Bildung haben 

Das derzeitige Schulsystem wirkt in hohem Maße sozial selektiv. Insbesondere Kinder aus ArbeitnehmerInnenfamilien mit niedrigem oder mittlerem Bildungsniveau bzw. niedrigem Einkommen sind in weiterführenden Schulformen deutlich unterrepräsentiert. „Es muss für alle möglich sein, das eigene Potenzial unabhängig von Einkommen, Beruf oder Herkunft der Eltern zu entfalten. Am Ende bleiben sonst die Träume und Ziele von Kindern und Jugendlichen auf der Strecke und deren gewaltiges Potenzial ungenützt”, warnt Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende. „Chancengleichheit und freier Zugang zu Bildung sind für uns ein nicht verhandelbares Merkmal einer sozialen und gerechten Gesellschaft”, stellt sie klar. 

 

Aus dem ÖGB Grundsatzprogramm (2018-2023)
- Ausbau von Ganztagsangeboten, um Kindern aus Familien mit geringen sozioökonomischen Möglichkeiten gerechte Bildungschancen zu ermöglichen. 
- Bildung muss alle Altersstufen von der Elementarbildung, berufliche Erstausbildung, weiterführende Bildung und lebensbegleitende Weiterbildung gleichermaßen umfassen und die Betroffenen in ihren Talenten und Fähigkeiten stärken.
- Zentrale Schlüsselfaktoren, die dazu beitragen, Chancengerechtigkeit im Bildungssystem herzustellen und unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialer Lage einen gerechten Bildungszugang ermöglichen, sind auszubauen und zu stärken. Der Staat muss hier seiner Verantwortung gerecht werden und die nötigen Mittel zur Verfügung stellen.
- Allen Kindern muss der gleiche Zugang zu Bildung offen stehen, unabhängig vom familiären und soziokulturellen Hintergrund.
- Maßnahmen, um die Diskriminierung auch wegen Geschlecht, sozialer oder ethnischer Herkunft aufzuheben

Mehr Info: Schulartikel Preisvergleich 2020