Zum Hauptinhalt wechseln
Der Schulanfang geht ins Geld
Der Schulanfang bringt Eltern wegen der massiven Teuerung in finanzielle Schwierigkeiten. ÖGB

Bildung

Eltern kämpfen zu Schulbeginn mit Kostenexplosion - Regierung schaut zu

Schultasche, Hefte, Stifte & Co sind teuer. Gerade zu Schulbeginn werden viele Eltern finanziell stark belastet. Die Teuerung trifft sie jetzt erneut mit voller Wucht.

Im Osten Österreichs beginnt Anfang September wieder die Schule. An sich nichts Ungewöhnliches, doch rund 300.000 Kinder und Jugendliche, die in einkommensarmen Haushalten leben, werden keinen so guten Start haben. Denn Schultasche, Hefte, Füllfeder, Malstifte, Ordner, Werkkoffer, Turnsackerl und vieles mehr bringen immer mehr Eltern nicht zuletzt aufgrund der massiven Teuerung in finanzielle Schwierigkeiten. Ein Startpaket für Schulanfänger:innen kostet schnell mehrere hundert Euro.

Die Bundesregierung schafft es seit Monaten nicht, die Menschen finanziell nachhaltig zu entlasten.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin

Wer mehr als ein Kind hat, muss mit doppelten oder dreifachen Kosten rechnen.  „Für viele Eltern ist das eine Riesenherausforderung, da sie in diesen Tagen die Teuerung mit voller Wucht spüren“, sagt Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und -Bundesfrauenvorsitzende zum Schulstart im Osten Österreichs. „Doch während die Eltern mit der Kostenexplosion kämpfen, schaut die Regierung nur zu und schafft es seit Monaten nicht, die Menschen nachhaltig finanziell zu entlasten!“

1.468 Euro pro Kind und Schuljahr

Und das ist noch lange nicht alles. Im Laufe des Schuljahres kommen zusätzliche Kosten für Kopien, Schulausflüge, Theaterbesuche, Skikurse, Schulsportwochen und mehr dazu. Für Eltern mit geringen Einkommen oder Alleinerziehende ist das kaum noch finanzierbar. Laut SORA-Schulkostenstudie von 2021 geben Eltern im Schnitt 1.468 Euro pro Kind und Schuljahr aus. „Seit dieser Studie hat die Inflation rasant an Fahrt aufgenommen und mittlerweile sind die Preise für Schulsachen natürlich noch weiter nach oben geklettert”, so die ÖGB-Vizepräsidentin. Aktuelle Zahlen bekomme man erst im Herbst, bis 29. September können Eltern noch an der aktuellen Schulkostenstudie teilnehmen (www.schulkosten.at/registrierung/).

Politik muss Familien entlasten

Neben der Streichung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel und einer Mietpreisbremse muss sich die Bundesregierung auch darum kümmern, dass das Kinderbetreuungsangebot endlich flächendeckend und ganztägig ausgebaut wird. „Nur so haben Frauen die Wahlfreiheit und können Vollzeit arbeiten. Angesichts der Teuerung ist das für Frauen umso wichtiger, denn nur so können sie auch ein höheres Einkommen erreichen und sich selbst und ihre Kinder vor Armut schützen“, so die ÖGB-Vizepräsidentin.

Familienbeihilfe und Schulstartgeld sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein für Familien.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin

Bildung der Kinder darf nicht vom Geldbörsel der Eltern abhängen 

Eltern, die ein Einkommen unter der Armutsgrenze haben, sind von zusätzlichen Schulkosten besonders betroffen – und in weiterer Folge auch die Kinder. Die Familienbeihilfe und das Schulstartgeld in der Höhe von ca. 100 Euro pro Kind sind für diese Familien ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn auch der von der türkis-grünen Bundesregierung eingeführte Familienbonus Plus bringt gerade Eltern und Alleinerzieherinnen, die wenig verdienen, nichts. Den Steuerabsetzbetrag von 1.500 Euro pro Kind und Jahr bis zum 18. Lebensjahr des Kindes können sie gar nicht geltend machen. 

Bildung wird vererbt, das ist leider noch immer so 

Wie Daten des EU-SILC-Sondermoduls 2019 zeigen, gibt es vor allem im Bereich der Bildung auch Übertragungseffekte zwischen den Generationen: Mehr als ein Viertel aller Menschen (27 Prozent) aus einer formal bildungsfernen Familie (Eltern mit höchstens Pflichtschulbildung) absolviert später selbst nur eine Pflichtschule und hat damit eine höhere Wahrscheinlichkeit für geringes Einkommen und mangelnde Teilhabechancen.

Dem gegenüber beträgt die Pflichtschulquote nur sechs Prozent, wenn zumindest ein Elternteil einen höheren Abschluss erreicht hat. Das Risiko, Armut und soziale Ausgrenzung zu erfahren, ist für Personen aus bildungsfernen Familien um das 1,4-Fache höher als für alle übrigen. 

Alle Kinder müssen Zugang zur gleichen Bildung haben 

Das derzeitige Schulsystem wirkt in hohem Maße sozial selektiv. Insbesondere Kinder aus Arbeitnehmer:innenfamilien mit niedrigem oder mittlerem Bildungsniveau bzw. niedrigem Einkommen sind in weiterführenden Schulformen deutlich unterrepräsentiert. „Es muss für alle möglich sein, das eigene Potenzial unabhängig von Einkommen, Beruf oder Herkunft der Eltern zu entfalten. Am Ende bleiben sonst die Träume und Ziele von Kindern und Jugendlichen auf der Strecke und deren gewaltiges Potenzial ungenützt”, warnt Korinna Schumann, „Chancengleichheit und freier Zugang zu Bildung sind für uns ein nicht verhandelbares Merkmal einer sozialen und gerechten Gesellschaft”.

      

Der ÖGB fordert Preise runter ...

… bei Lebensmitteln:

  • die Streichung der Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel und Güter des täglichen Bedarfs – das würde die Familie um etwa 1.100 Euro pro Jahr entlasten.

... beim Wohnen

  • Mietenstopp für alle Mieten:
    Die Anpassung der Mieten an die Inflation soll einen niedrigen Prozentsatz nicht überschreiten dürfen und in Phasen hoher Inflation ganz ausgesetzt werden,
  • die sofortige Abschaffung der Befristungen von Mietverträgen.
  • eine Leerstandsabgabe für private Wohnungen, die schon länger leer stehen,
  • den Ausbau der Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen.

… bei der Energie:

  • einen Preisdeckel für Strom und Heizen.