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Die reichsten Unternehmen profitieren am stärksten von einer Lohnnebenkostensenkung
Nur die reichsten Unternehemen würden wirklich von einer Lohnnebenkostensenkung profitieren. Hyejin Kang – stock.adobe.com

Soziale Gerechtigkeit

Wer wirklich von einer Kürzung der „Lohnnebenkosten” profitieren würde

ÖGB-Analyse zeigt: Fast die Hälfte der geforderten Senkung würde an nur ein Prozent aller Unternehmen fließen

Kaum ein Tag vergeht, an dem Wirtschaftsvertreter nicht gebetsmühlenartig eine „Senkung der Lohnnebenkosten” fordern – richtiger werden die Argumente dadurch aber nicht. Eine Analyse des ÖGB auf Basis von AK-Berechnungen zeigt jetzt deutlich: Von einer weiteren Kürzung der Lohnnebenkosten – die aufgrund ihrer besonderen Bedeutung eigentlich Lohnnebenleistungen oder Sozialstaatsbeiträge genannt werden sollten – würden fast nur die Großen profitieren: „Fast die Hälfte, nämlich 47,6 Prozent der geforderten Senkung der Lohnnebenkosten würde an gerade einmal ein Prozent der Unternehmen fließen“, analysiert Mattias Muckenhuber, Ökonom im volkswirtschaftlichen Referat des ÖGB.

Sehr wenige würden sehr viel Geld bekommen

ÖGB-Ökonom Mattias Muckenhuber


Die Unternehmen würden also höchst unterschiedlich profitieren. „Sehr wenige würden sehr viel Geld bekommen“, erläutert Muckenhuber weiter. Mehr als ein Viertel ginge an die Top-500, rund ein Drittel an die Top-1000. „Und das sind nur Mindestwerte, einige Unternehmen haben ihr Personal nämlich auf mehreren Dienstgeberkonten angemeldet, die für sich genommen relativ klein sein können“, hält Muckenhuber fest. Das heißt: Würde das jeweils zusammengefasst, dann wäre der Anteil für das oberste Prozent sogar noch höher.

Das sind die großen Profiteure

Klar ist auch, an wen das meiste Geld fließen würde: Zum Beispiel Banken und Versicherungen, die zu den größten Profiteuren zählen würden und in der Teuerungskrise die Gewinne ihres Lebens machen. Und auch das Argument, dass eine Kürzung der Lohnnebenkosten zu höheren Einkommen führen würde, kann man sich sparen. Wie Muckenhuber darlegt, zeigt die Forschung klar, dass Unternehmen etwaige Kürzungen kaum in Form von Lohnerhöhungen weitergeben würden.

Link zum Lohnnebenkostenrechner des ÖGB
Unser Rechner zeigt, was du von einer Kürzung der Lohnnebenkosten hast - oder auch nicht! Mirella Karoly, ÖGB

Kleinbetriebe würden kaum profitieren

Am anderen Ende des Spektrums würde eine Senkung wiederum fast nichts beitragen. „Ein Kleinbetrieb mit fünf Beschäftigten, die 3.500 Euro brutto monatlich verdienen, würde sich bei einer Senkung der Lohnnebenkosten um einen Prozentpunkt gerade einmal 2.450 Euro jährlich sparen“, so der ÖGB-Ökonom. Damit lässt sich eine zusätzliche Arbeitskraft nicht einmal einen Monat lang anstellen.

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Selbst für einen durchschnittlichen Industriebetrieb bliebe am Ende nicht so viel über, wie gerne behauptet wird. „Es gibt Unternehmen, die dreistellige Millionenbeträge an Dividenden ausschütten, während ihnen die angedachte Kürzung der Lohnnebenkosten weniger als zwei Millionen im Jahr bringen würde“, rechnet Muckenhuber vor. „Angesichts dieser Zahlen sollte man nicht über mangelnde Wettbewerbsfähigkeit reden. Wer solche Beträge ausschütten kann, der sollte kein Problem haben, Geld zu finden, wenn es benötigt wird“, so der Ökonom, der außerdem klarstellt: „Große, oft ohnehin sehr profitable Unternehmen, würden stark von einer Kürzung der Lohnnebenkosten profitieren, kleine hingegen kaum.“
 

Kürzungen kosten schon jetzt drei Milliarden

Die Kosten für den Sozialstaat und damit für die Gesellschaft sind schon ohne neuerliche Kürzungen enorm, sagt ÖGB-Ökonomin Miriam Fuhrmann: „Insgesamt gehen dem Sozialstaat bereits jetzt jährlich Milliarden verloren. Die Kürzungen seit 2015 – zum Beispiel bei den Beiträgen zur Unfallversicherung oder zum Familienlastenausgleichsfonds – haben allein im Vorjahr Kosten von rund 2,3 Milliarden Euro verursacht und dieser Wert steigt bis 2025 auf drei Milliarden jährlich“, rechnet Fuhrmann vor. Bezahlt wird diese Rechnung von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die für den Erfolg der Unternehmen verantwortlich sind und diese Abgaben überhaupt erst erwirtschaften. „Es ist ja nie das Geld der Arbeitgeber – sie führen es nur ab“, hält Fuhrmann fest.