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Mann streicht Stellenausschreibungen in Zeitung an
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Zumutbare Jobs

Fünf Punkte, über die beim Thema „Arbeitslose“ nie gesprochen wird

Warum uns Sanktionen nicht weiterbringen und wir höhere Löhne statt mehr Druck auf Arbeitslose brauchen

„Arbeitslose sind faul, wollen eh nicht arbeiten und verweigern Jobangebote.“ So oder so ähnlich lauten viele Vorurteile und Vorwürfe gegen Arbeitslose. Rufe nach einer Reform oder Kürzung des Arbeitslosengeldes befeuern die Diskussion noch weiter. Während strukturelle Probleme ignoriert werden. Anstatt also gute Jobs zu schaffen, will man Menschen in der Krise noch weiter nach unten drücken. Wer genau hinschaut, merkt aber, dass Arbeitslose nur als Sündenböcke herhalten müssen, um von schlechter Arbeitsmarktpolitik abzulenken.

Fünf Punkte, über die beim Thema „Arbeitslose“ nie gesprochen wird – aber mehr Beachtung verdienen:

  1. Arbeitslose werden kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert - auch während der Corona-Pandemie. Wer tatsächlich keine für ihn oder sie geeignete Arbeitsstelle annimmt, muss mit der Streichung des Arbeitslosengeldes rechnen.

  2. Die veröffentlichten Zahlen über Sanktionen des AMS sind verfälscht: Ein Viertel der rund 51.000 Sanktionen vom ersten Halbjahr 2021 bezieht sich auf die Sperre des Arbeitslosengeldes für die ersten vier Wochen, wenn ArbeitnehmerInnen selbst gekündigt haben. In den anderen Fällen geht es oft einfach darum, dass ein Termin versäumt wurde und nicht darum, dass jemand nicht arbeiten will.

  3. Statt Zumutbarkeitsbestimmungen nur für Arbeitslose brauchen wir dringend Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitsplätze. Denn viele unbesetzte Arbeitsplätze sind ganz einfach nicht zumutbar: Schlechte Bezahlung, unfaire Arbeitsbedingungen, Ablehnung aufgrund des Alters, unzumutbare Bewerbungsgespräche oder gar keine Antwort auf Bewerbungen müssen sanktioniert werden.

  4. Mehr Druck auf Arbeitslose bringt keinen einzigen neuen Job, sondern vergrößert den Niedriglohnsektor und erhöht Erwerbsarmut. Die Betroffenen werden stigmatisiert und nehmen unter Druck schlechtere Stellen an. Es kommt somit zu einem Lohndruck und in weiterer Folge zu einem noch größeren Niedriglohnsektor und damit höherer Erwerbsarmut. Zusätzlich treten Qualifizierungen in den Hintergrund.

  5. Was wir wirklich brauchen, sind: erstens bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne, zweitens gezielte Aus- und Weiterbildung, bei der Arbeitssuchende finanziell abgesichert sind, drittens die Förderung und Unterstützung von Frauen, viertens eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, damit Menschen nicht in Armut abrutschen, und vor allem fünftens: die konsequente Schaffung von neuen Jobs. Das wäre vor allem im Bereich Umweltschutz, Klimaschutz und Digitalisierung möglich und notwendig.

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