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Pensionistin sitzt ratlos am Couchtisch, vor ihr liegen ein Laptop und Handy.
Ein Anheben des gesetzlichen Pensionsantrittsalters ist weder notwendig noch sinnvoll Tatiana -stock.adobe.com

Arbeitsbedingungen

Nein zur Pension mit 70!

Dass die Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters positive Auswirkungen hätte, ist ein neoliberales Märchen

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Arbeiten bis 70 ist unzumutbar - viele schaffen es nicht einmal bis 65
  • Höheres Pensionsantrittsalter heißt auch mehr Armut im Alter
  • Nur 30 Prozent der Betriebe beschäftigen ältere Personen
  • Der ÖGB sagt klar: Nein zur Pensionsanhebung

 

In regelmäßigen Abständen meinen wirtschaftsnahe Stimmen, die Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre herbeireden zu müssen. Oder zuletzt, wie es der Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill in der ZIB2 forderte, sogar auf 70. Dabei sprechen die Fakten eine deutliche Sprache: Unser Pensionssystem ist sicher, eine Anhebung des Pensionsantrittsalters ist aus keiner Perspektive notwendig und entzieht sich jeder Grundlage.  

Viele gehen aus der Arbeitslosigkeit in Pension 

„Jeder, der sich seriös mit dem österreichischen Pensionssystem beschäftigt, weiß, dass die Pensionen gesichert sind und dass man an mehreren Schrauben drehen muss, wenn man möchte, dass sich das faktische Pensionsantrittsalter erhöht“, stellt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian klar. Mittlerweile geht jede vierte Person nicht aus der Erwerbstätigkeit in Pension, sondern nach einem Krankenstand oder aus der Arbeitslosigkeit.

Unternehmen, die ständig fordern, dass in Österreich länger gearbeitet werden muss, sollen bitte bekanntgeben, wie viele ältere Arbeitnehmer:innen sie selbst in ihren Betrieben beschäftigen. Polemik allein nützt gar nichts.

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters gerade ohnehin voll im Gange ist, nämlich jene des Antrittsalters für Frauen, das bis 2033 von bisher 60 auf 65 Jahre angehoben wird.

Arbeitsbedingungen verbessern und Ältere beschäftigen

Statt einer Anhebung des Pensionsantrittsalters wäre es höchste Zeit, dass sich Arbeitgeber darauf konzentrieren, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und die Arbeitswelt an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer:innen anzupassen. Dazu zählen Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung. Auf diese Weise würde sich das faktische (tatsächliche) Pensionsantrittsalter automatisch erhöhen. 

In diesem Zusammenhang weist der ÖGB-Präsident aber darauf hin, dass nur rund 30 Prozent der Betriebe in Österreich Menschen über 60 Jahre beschäftigen. „Unternehmen, die ständig fordern, dass in Österreich länger gearbeitet werden muss, sollen bitte bekanntgeben, wie viele ältere Arbeitnehmer:innen sie selbst in ihren Betrieben beschäftigen. Polemik allein nützt gar nichts.”

Arbeiten bis zur Pension für viele schon jetzt unmöglich

Was außerdem gegen eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters spricht, ist die Tatsache, dass es vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aufgrund der großen Belastung ihres Berufs bereits jetzt unmöglich ist, bis zum aktuellen Regelpensionsalter von 65 (Männer) bzw. 60,5 (Frauen) zu arbeiten (zum Artikel, wann Österreich in Pension geht). Eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters würde diese Situation nur noch verschärfen und dazu führen, dass noch mehr Menschen nicht gesund in Pension gehen können. 

Anhebung würde zu noch mehr Altersarmut führen

Eine Anhebung des Pensionsantrittsalters würde nicht zuletzt auch niedrigere Pensionen bedeuten, da die Abschläge immer zum Regelpensionsalter berechnet werden. Bereits jetzt sind die durchschnittlichen Alters- und Invaliditätspensionen in Österreich nicht übermäßig hoch. Die durchschnittliche monatliche Alterspension betrug im Dezember 2023 1.603 Euro, die Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspension 1.355 Euro. Eine Senkung würde noch mehr ältere Menschen in die Altersarmut treiben.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Es spricht sehr viel gegen eine Anhebung des Pensionsantrittsalters – und nichts dafür.

 

 

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