Dein Job und dein Geld
Brutto oder Netto: Was bekomme ich ausgezahlt?
So verstehst du deinen Lohn- bzw. Gehaltszettel richtig
Viele Arbeitnehmer:innen fragen sich nach einem Bewerbungsgespräch oder einer Jobzusage oft, was sie nun tatsächlich auf ihrem Konto haben werden: Handelt es sich bei der genannten Summe um den Bruttolohn oder den Nettolohn?
Diese Unklarheit führt oft zu Überraschungen, wenn der erste Lohn- oder Gehaltszettel ins Haus flattert. Denn vom Bruttogehalt bleibt nur ein Teil übrig, nämlich das Nettogehalt, das auf dem Konto landet.
oegb.at gibt einen Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Brutto- und Nettolohn. Denn nur wer genau versteht, wie sich sein Lohn oder Gehalt zusammensetzt, kann seine Finanzen besser planen und erlebt keine bösen Überraschungen.
Das solltest du wissen:
- Brutto: Das ist das Gehalt, bevor zum Beispiel die Lohnsteuer abgezogen wird und die arbeitnehmerseitigen Sozialversicherungsabgaben.
Von diesen Abzügen werden viele öffentliche Leistungen finanziert (medizinische Versorung, Pensionen, Arbeitslosengeld, etc.) und man erhält als Versicherte auch einen Anspruch darauf. - Netto: Das ist das Gehalt, das Arbeitnehmer:innen auf das Konto bekommen.
- Du kannst dir einen Teil der Lohnsteuer zurückholen, wenn du deine Arbeitnehmer:innenveranlagung (Steuerausgleich) machst. Mehr Informationen gibt es hier
Das in der Stellenanzeige genannte Einkommen ist höher als das Geld, das mir ausbezahlt wurde. Woran liegt das?
In der Regel geben die Unternehmen in ihren Stellenanzeigen immer das Bruttoeinkommen an, da das Nettogehalt individuell ist. Hier spielen zum Beispiel Steuern, Pauschalen, Zuschläge und Abzüge eine Rolle, die von Person zu Person unterschiedlich sein können. So wirkt die Pendlerpauschale nur dann, wenn man eine bestimmte Kilometeranzahl pendeln muss oder der Alleinverdienerabsetzbetrag wird nur dann wirksam, wenn man Alleinverdiener:in ist. Deshalb ist es für Unternehmen auch schwierig, in einer Stellenanzeige ein Nettogehalt anzugeben. Gesetzlich ist vorgesehen, dass das Mindestentgelt angegeben wird.
Was ist der Unterschied zwischen Bruttolohn und Nettolohn?
Unter „Brutto” versteht man das Gehalt einschließlich aller Steuern und arbeitgeberseitigen Abgaben. „Netto” ist der Betrag, der nach Abzug aller Abgaben vom Bruttoeinkommen übrigbleibt. Es ist das Geld, das tatsächlich auf unser Konto überwiesen wird.
Was wird vom Brutto abgezogen, um Netto zu berechnen und erhalten?
Abgezogen werden die gesetzlichen Abgaben. Grob gesagt sind das vor allem die Lohnsteuer und die Beiträge für die Sozialversicherung. Hinweis: Hat man mehrere Arbeitgeber, werden die Beiträge von den Arbeitgebern einzeln berechnet und abgeführt (logisch – er kann und muss die Details vom anderen Job nicht wissen!). In Summe werden aber die Einkommen pro Person zusammengerechnet – das kann zu Nachzahlungen oder Rückerstattungen in SV oder Steuer führen. Es wird bei Mehrfachbeschäftigung (auch bei einer Kombination aus unselbstständigen und selbständigen Einkünften) empfohlen sich über die Auswirkungen in Bezug auf Sozialversicherung und Steuer im Vorfeld zu informieren, um keine bösen Überraschungen, wie zum Beispiel hohe Nachzahlungen oder das Verpassen wichtiger Fristen in Bezug auf Steuern, zu erleben.
Was bedeuten die Abkürzungen auf dem Lohnzettel?
Einheitliche Vorgaben für Lohnzettel gibt es nicht. Er sieht daher bei jedem und jeder etwas anders aus. Hier erklären wir dir die häufigsten Begriffe oder Abkürzungen:
BMGL = Bemessungsgrundlage, variiert ob für Lohnsteuer oder Sozialversicherung
SV = Sozialversicherung
SZ = Sonderzahlung
LSt = Lohnsteuer
Lfd. = laufend
EStG = Einkommenssteuergesetz
AV, AE = Alleinverdienerabsetzbetrag, Alleinerzieherabsatzbetrag
SV-Tage = ist der Beitragszeitraum für den Sozialversicherungsbeiträge geleistet werden (= üblicherweise 30 Tage, außer das Dienstverhältnis wurde während dem Monat begonnen)
LSt-Tage = Anzahl der Tage für die Arbeitnehmer:innen Lohnsteuer zahlen
DB/DZ/KO = Teile der Lohnnebenkosten, die vom Arbeitgeber an den Staat abgeführt werden. Diese Einnahmen werden für die Finanzierung sozialstaatlicher Leistungen verwendet.
Nacht = gibt an, ob es Nachtzuschlag gibt oder nicht
Beitrag SZ = Werden Sonderzahlungen (zum Beispiel Urlaubs- oder Weihnachtgeld) oder sonstige Bezüge im Abrechnungsmonat ausbezahlt, sind die Beiträge zur SV und LSt für diese getrennt von den lfd. Bezügen (Gehalt, Zulagen u.s.w.) auszuweisen und die Abgaben für Lohnsteuer (etwa wegen dem Jahressechstel) oder Sozialversicherung (etwa wegen dem Überschreiten der Höchstbeitragsgrundlage) getrennt zu berechnen.
BVK Beitrag = ist die Höhe des monatlichen Beitrags an die betriebliche Mitarbeitervorsorgekasse
Pendlerpauschale = Unter bestimmten Voraussetzungen werden Arbeitnehmer:innen die Kosten für den Arbeitsweg abgegolten
Sozialversicherung: Was zählt dazu?
Die Sozialversicherung soll Arbeitnehmer:innen vor den Folgen von Krankheit, Arbeitslosigkeit, aber auch vor Einkommensverlusten schützen. Zur Sozialversicherung zählen: Pensionsversicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung, Unfallversicherung
Die Sozialversicherung wird erst fällig, wenn man über der sogenannten Geringfügigkeitsgrenze (2024: monatlich 518,44 Euro) verdient bzw. fällt auch nur bis zur Höchstbeitragsgrundlage (2024: monatlich 6.060,00 Euro) an. Ihre Beiträge vermindern die Bemessungsgrundlage für die Lohnsteuer.
Lohnsteuer: Was ist das?
Die Lohnsteuer ist eine spezielle Form der Einkommenssteuer. Die Arbeitgeber:nnen behalten diese und übermittelt sie direkt an das Finanzamt. Sie ist auch progressiv gestaffelt – das bedeutet, wenn man mehr verdient, wird ein höherer Prozentsatz fällig.
Die einzelnen Steuerstufen sind jedoch für alle gleich. Nur wenn man eine Steuerstufe überschreitet, fällt der nächst höhere Steuersatz an. Der Grenzsteuersatz ist also nicht für das gesamte Einkommen fällig – ein häufiges Missverständnis. Die aktuellen Steuersätze pro Tarifstufe findest du hier
Was mache ich, wenn mir mein Chef zu wenig Lohn/Gehalt ausbezahlt hat?
Dein Chef hat zu wenig Lohn ausbezahlt und er reagiert nicht auf deine Aufforderungen, diesen Fehler zu korrigieren – in diesem Fall bekommst du Unterstützung von deiner Gewerkschaft oder der Arbeiterkammer.
Welche Gewerkschaft für dich zuständig ist und wie sie dir helfen kann, erfährst du HIER!
Gut zu wissen:
Dein Arbeitgeber ist zu Beginn des Arbeitsverhältnisses verpflichtet, dir einen Dienstzettel, auf dem unter anderem die Einstufung und das Grundgehalt/Grundlohn erkennbar sind, auszuhändigen.
Zudem muss auch der zutreffende KV einsehbar sein.
Kann ich meinen Nettobezug auch selbst ausrechnen?
Wenn du dir nicht sicher bist, wie viel du Netto verdienst, kannst du beim Brutto-Netto-Rechner der Arbeiterkammer nachschauen: https://brutto.netto.arbeiterkammer.at/
Woher weiß ich, ob ich richtig entlohnt werde?
Wie viel du verdienst, hängt von deiner Branche und deines Arbeitsbereichs und deiner Berufserfahrung ab. Arbeitest du etwa im Handel, dann gilt für dich der Kollektivvertrag (KV) für Handelsangestellte oder Handelsarbeiter:innen.
Jedoch kann dieselbe Tätigkeit bei zwei verschiedenen Firmen unterschiedlich bezahlt werden. Als Buchhalterin in einem Handelsunternehmen wird der KV für Handelsangestellte angewendet, in einem Hotel etwa jedoch jener KV für Angestellte im Hotel oder Gastgewerbe.