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Frauen sind in der Pension oftmals von Altersarmut betroffen
Frauen sind in der Pension oftmals von Altersarmut betroffen shurkin_son - stock.adobe.com

Equal Pension Day 2023

Niedrige Pensionen sind weiblich

Im Jahr 2023 bekommen Frauen noch immer um 40,5 Prozent weniger Pension als Männer – ein Rechtsanspruch auf Vollzeitarbeit und Kinderbildungsplatz könnten das ändern

Am 4. August, dem Equal Pension Day, haben Männer bereits so viel Pension am Konto wie Frauen erst Ende des Jahres. Exakt 1.285 Euro Pension erhalten Frauen in Österreich im Durchschnitt. Das sind 40,5 Prozent oder 877 Euro weniger als Männer, die im Schnitt 2.162 Euro bekommen. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Pensionsunterschied nur minimal verringert. Geht es in diesem Tempo weiter, braucht es noch mehr als 100 Jahre, bis sich die Pensionslücke schließt. 

Politik und Betriebe müssen dafür sorgen, dass ein Arbeiten bis zur Pension möglich ist. Das und eine bessere Anrechnung der Kindererziehungszeiten wären wichtige Schritte für eine höhere Pensionsleistung für Frauen.

Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und -Bundesfrauenvorsitzende

Mit 2024 wird das Frauenpensionsalter schrittweise angehoben und an jenes der Männer angeglichen. Bis 2033 steigt es von 60 auf 65 Jahre. Wenn Frauen so lange arbeiten müssen wie Männer, könnten auch ihre Pensionen steigen. Doch das wird nur dann passieren, wenn man es schafft, dass Frauen bis zur Pension gesund in Arbeit bleiben. „Schon jetzt geht nur die Hälfte der Frauen direkt von ihrem Job in die Pension“, erklärt ÖGB-Bundesfrauensekretärin Karin Zimmermann. „Die andere Hälfte scheidet aufgrund mehrfacher Arbeitsbelastung, Care-Arbeit, gesundheitlicher Probleme oder weil Unternehmen keine Jobs für Ältere anbieten schon vorher aus dem Erwerbsleben aus.“ 

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Gesundes Umfeld erhöht Pension 

Ändert sich nichts, werden Frauen zwar später in Pension gehen, aber nicht mehr Geld bekommen. Was es braucht, sind gesunde Arbeitsbedingungen, präventive Gesundheitsförderung und altersgerechte Lösungen. „Politik und Betriebe müssen dafür sorgen, dass ein Arbeiten bis zur Pension möglich ist. Das und eine bessere Anrechnung der Kindererziehungszeiten wären wichtige Schritte für eine höhere Pensionsleistung für Frauen“, fordert Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende. Für eine Entlastung von Care-Arbeit braucht es auch endlich den Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem ersten Geburtstag. 

Forderungen des ÖGB

Um Frauen die Möglichkeit zu geben, Vollzeit zu arbeiten und so im Alter eine höhere Pension zu beziehen, braucht es gezielte Maßnahmen:

  • Bessere und längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten
  • Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag
  • Aufbrechen geschlechtsspezifischer Rollenbilder bei der Berufswahl und eine umfassende Berufsorientierung
  • Faire, gesunde Arbeitsbedingungen, die es Frauen ermöglichen, möglichst lange im Berufsleben zu bleiben
  • Rechtsanspruch auf Vollzeitarbeitsplatz

Teilzeit ist Falle für niedrige Pension

Rund die Hälfte der Frauen arbeitet in Teilzeit. Viele unfreiwillig: 80.000 Frauen würden gerne mehr Stunden arbeiten, können das aber aus unterschiedlichen Gründen nicht. Das Problem liegt auf der Hand. Wer jahrelang Teilzeit arbeitet, erwirbt auch niedrigere Pensionsansprüche. Doch weder Betriebe noch die Bundesregierung setzen wirksame Maßnahmen. Das Anheben des Pensionsantrittsalters für Frauen ändert daran gar nichts.

„Mehr denn je muss darauf geachtet werden, dass Frauen Vollzeit arbeiten können und bis zur Pension gesund in Arbeit bleiben, das sind die Knackpunkte für höhere Pensionen von Frauen. Von bloßen Zurufen der Bundesregierung, dass sie länger oder mehr Stunden arbeiten sollen, ohne die Kinderbetreuung auszubauen, haben sie nichts“, betont Schumann. 

So kommst du zu einer höheren Pension

  • Nütze die Elternteilzeit gleichzeitig mit deinem/deiner Partner:in. Infos findest du im ÖGB-Babypackage unter oegb.at/broschueren
  • Nimm die Pensionsberatung der Pensionsversicherungen in Anspruch und überprüfe deine Pensionsversicherungszeiten.
  • Wenn du Teilzeit arbeitest: Prüfe, ob es möglich ist, deine Arbeitszeit aufzustocken. Das erhöht nicht nur das Einkommen, sondern auch deine Pension.  

Will man die Pensionslücke schließen, führt kein Weg an flächendeckender Kinderbetreuung, einem Rechtsanspruch auf einen Vollzeitarbeitsplatz und gesunden Arbeitsbedingungen vorbei.

Das Negativ-Ranking

1. Platz: Vorarlberg – Equal Pension Day am 11. Juli 2023

In Vorarlberg bekommen Frauen um 47,3 Prozent weniger Pension als Männer. Damit führt Vorarlberg das Negativranking des Equal Pension Days an. Während Vorarlberger eine monatliche Pensionszahlung von 2.129 Euro erhalten, bekommen Vorarlbergerinnen im Schnitt nur 1.123 Euro. 

 

2. Platz: Oberösterreich - 16. Juli 23

Frauen in Oberösterreich erhalten um 45,8 Prozent weniger Pension. Im Schnitt kommt eine Oberösterreicherin auf lediglich 1.217 Euro im Monat, während die durchschnittliche Männerpension immerhin bei 2.246 Euro liegt.

 

3. Platz: Tirol – 23. Juli 23

Während Männer in Tirol eine durchschnittliche Alterspension von 2.106 Euro beziehen, sind es bei Frauen laut Pensionsversicherungs-Jahresstatistik lediglich 1.178 Euro brutto. Die Differenz beträgt somit ganze 44,1 Prozent.

 

4. Platz: Steiermark – 29. Juli 23

In der Steiermark liegt die Differenz in der Pensionshöhe zwischen Männern und Frauen bei 42,3 Prozent. Damit bekommen die Steirer 2.099 Euro, während Steirerinnen nur 1.211 Euro erhalten.

 

5. Platz: Burgenland – 1. August 23

Bei 41,5 Prozent liegt der Gender Pension Gap im Burgenland. Männer kommen hier im Durchschnitt auf eine Geldleistung von 2.137 Euro, bei Frauen hingegen sind es 1.250 Euro.

 

6. Platz: Salzburg – 2. August 23

In Salzburg erhalten Frauen 41,3 Prozent weniger Pension als Männer. In Salzburg liegt die monatliche Durchschnittspension bei Männern bei 2.194 Euro, Frauen erhalten hingegen nur 1.287 Euro. 

 

Platz 7: Niederösterreich – 3. August 23 

Während Männer in Niederösterreich eine durchschnittliche Geldleistung von 2.251 Euro im Ruhestand bekommen, sehen Frauen nur 1.326 Euro auf ihrem Konto. Sie erhalten damit um 41,1 Prozent weniger Pension.

 

8. Platz: Kärnten - 8. August 23

Während Kärntner eine durchschnittliche Alterspension von 2.050 Euro beziehen, sind es bei Frauen laut Pensionsversicherungs-Jahresstatistik lediglich 1.237 Euro brutto. Die Differenz zwischen den Geschlechtern beträgt 39,7 Prozent.

 

9. Platz: Wien – 13. September 23

Trotz niedrigstem Wert liegt der Gender Pension Gap in Wien immer noch bei 29,8 Prozent. Im Schnitt kommt eine Wienerin auf lediglich 1.470 Euro im Monat, während die durchschnittliche Männerpension immerhin bei 2.095 Euro liegt.