
Equal Pension Day – Warum Altersarmut weiblich ist
Am 3. August ist Equal Pension Day in Österreich – also jener Tag, an dem ein Mann bereits so viel Pension bezogen hat, wie eine Frau im ganzen Jahr bekommt. Die Folgen: Frauen sind oft (und viel stärker) von Altersarmut betroffen, als Männer. Durch die Teuerungswelle hat sich diese Situation nun nochmals drastisch verschlechtert.
864 Euro weniger pro Monat
Die durchschnittliche Alterspension ist in Österreich sehr ungleich verteilt. Während Männer pro Jahr eine monatliche Durchschnittspension von 2.103 Euro beziehen, sind es bei Frauen nur 1.239 Euro, also ganze 41,1 Prozent weniger. Für Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und -Bundesfrauenvorsitzende ein untragbarer Zustand: „Es ist höchste Zeit für ein Umdenken in der Gesellschaft und ein Aufbrechen von veralteten Rollenbildern. Mädchen und junge Frauen müssen darin bestärkt werden, sich mehr zuzutrauen und ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten nachzugehen”.
Es ist höchste Zeit für ein Umdenken in der Gesellschaft und ein Aufbrechen von veralteten Rollenbildern.
Die Gründe für die sogenannte Pensionsschere (Gender Pension Gap) sind vielfältig. Das Problem beginnt oft bereits mit der Berufswahl, denn Frauen arbeiten oft in niedriger bezahlten Jobs wie etwa im Sozialbereich oder im Handel. Zusätzlich leisten Frauen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Arbeit – also Kinderbetreuung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen. Gleichzeitig gibt es weiterhin zu wenig Kinderbetreuungsplätze. All diese Faktoren führen dazu, dass fast die Hälfte aller Frauen in Teilzeit arbeitet – und das oft unfreiwillig. „Um Frauen die Möglichkeit zu geben, Vollzeit zu arbeiten und so im Alter eine höhere Pension zu beziehen, braucht es neben einer besseren und längeren Anrechnung der Kindererziehungszeiten einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag", erklärt Schumann.
Um Frauen die Möglichkeit zu geben, Vollzeit zu arbeiten und so im Alter eine höhere Pension zu beziehen, braucht es gezielte Maßnahmen:
Bessere und längere Anrechnung der Kindererziehungszeiten
Rechtsanspruch auf einen Kinderbildungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Geburtstag
Aufbrechen geschlechtsspezifischer Rollenbilder bei der Berufswahl und eine umfassende Berufsorientierung
Faire, gesunde Arbeitsbedingungen, die es Frauen ermöglichen, möglichst lange im Berufsleben zu bleiben
Ungleichgewicht in den Bundesländern
Beim Blick auf die Bundesländer zeigen sich deutliche Unterschiede in der Höhe des Pensions-Gaps. So sind Frauen in Vorarlberg mit einer Differenz der Pensionshöhen von 47,7 Prozent deutlich schlechter gestellt als Frauen in Wien, wo der Unterschied im Schnitt 30,8 Prozent beträgt.
Das Negativ-Ranking
1. Platz: Vorarlberg – Equal Pension Day am 9. Juli 2022
In Vorarlberg bekommen Frauen um 47,8 Prozent weniger Pension als Männer. Damit führt Vorarlberg das Negativranking des Equal Pension Days an. Während Vorarlberger eine monatliche Pensionszahlung von 2.070 Euro erhalten, bekommen Vorarlbergerinnen im Schnitt nur 1.080 Euro.
2. Platz: Tirol – 22. Juli 22
Während Männer in Tirol eine durchschnittliche Alterspension von 2.042 Euro beziehen, sind es bei Frauen laut Pensionsversicherungs-Jahresstatistik lediglich 1.138 Euro brutto. Die Differenz beträgt somit ganze 44,3 Prozent.
3. Platz: Oberösterreich - 14. Juli 22
Frauen in Oberösterreich erhalten um 46,3 Prozent weniger Pension. Im Schnitt kommt eine Oberösterreicherin auf lediglich 1.170 Euro im Monat, während die durchschnittliche Männerpension immerhin bei 2.179 Euro liegt.
4. Platz: Steiermark – 27. Juli 22
In der Steiermark liegt die Differenz in der Pensionshöhe zwischen Männern und Frauen bei 42,8 Prozent. Damit bekommen die Steirer 2.036 Euro, während Steirerinnen nur 1.164 Euro erhalten.
5. Platz: Burgenland – 29. Juli 22
Bei 42,3 Prozent liegt der Gender Pension Gap im Burgenland. Männer kommen hier im Durchschnitt auf eine Geldleistung von 2.075 Euro, bei Frauen hingegen sind es 1.198 Euro.
6. Platz: Niederösterreich & Salzburg – 31. Juli 22
In Niederösterreich und Salzburg erhalten Frauen 41,7 Prozent weniger Pension als Männer. Während Männer in Niederösterreich eine durchschnittliche Geldleistung von 2.188 Euro im Ruhestand bekommen, sehen Frauen nur 1.275 Euro auf ihrem Konto. In Salzburg liegt die monatliche Durchschnittspension bei Männern bei 2.130 Euro, Frauen erhalten hingegen nur 1.242 Euro.
8. Platz: Kärnten - 6. August 22
Während Kärntner eine durchschnittliche Alterspension von 1.990 Euro beziehen, sind es bei Frauen laut Pensionsversicherungs-Jahresstatistik lediglich 1.194 Euro brutto. Die Differenz zwischen den Geschlechtern beträgt 40 Prozent.
9. Platz: Wien – 9. September 22
Trotz niedrigstem Wert liegt der Gender Pension Gap in Wien immer noch bei 30,8 Prozent. Im Schnitt kommt eine Wienerin auf lediglich 1.423 Euro im Monat, während die durchschnittliche Männerpension immerhin bei 2.055 Euro liegt.