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Mutter mit schlafendem Baby im Arm
Nach der Karenz erhält jede dritte Arbeitnehmerin weniger verantwortungsvolle Aufgaben, jede vierte erlebt einen Gehaltsrückgang in Relation zur Arbeitszeit.

Chancengleichheit

Karenz als Karrierekiller

Frauen werden nach Babypause im Job benachteiligt

Die Babypause – eine Zeit der Freude und Veränderung für die Eltern, doch oft auch ein Wendepunkt in der beruflichen Laufbahn, der Frauen besonders hart trifft. Eine aktuelle Studie von Stepstone Österreich vom März 2024 unter 2.200 Beschäftigten in Österreich, darunter etwa 1.000 Elternteile, 400 davon mit Kindern unter 11 Jahren, hat alarmierende Ergebnisse zu Tage gebracht: Die Karenz ist vor allem für Frauen ein regelrechter Karrierekiller. Nach der Rückkehr in den Job arbeitet nur noch die Hälfte der Mütter in gleicher Position weiter, viele erleben sogar eine Degradierung. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Degradierung nach der Karenz

Nach der Karenz erhält jede dritte Arbeitnehmerin weniger verantwortungsvolle Aufgaben, jede vierte erlebt einen Gehaltsrückgang in Relation zur Arbeitszeit, und jede fünfte berufstätige Mutter wird auf einer niedrigeren Position eingesetzt. Dies steht im starken Kontrast zu den Erfahrungen männlicher Kollegen, von denen 68 Prozent in ihrer früheren Rolle weiterarbeiten, und mehr als die Hälfte davon ohne Einschränkungen oder Veränderungen.

Reduktion der Arbeitszeit – ein unausweichlicher Kompromiss

Unabhängig davon, ob sie in alter oder neuer Position arbeiten, entscheiden sich knapp 80 Prozent der Mütter nach der Rückkehr in den Job für eine Reduktion ihrer Arbeitszeit. Im Gegensatz dazu reduzieren nur 35 Prozent der Väter nach der Karenz ihr Arbeitspensum. Die Hauptgründe für diese Reduktion sind das Bedürfnis nach mehr Zeit für die Kinderbetreuung und die Vermeidung einer Doppelbelastung aus Familie und Arbeit. „Hier kommen aber auch noch andere Dinge zusammen. Frauen verdienen für gleiche oder gleichwertige Arbeit oft weniger als Männer. Das heißt, oft sind Paare gezwungen, dass die Frau zu Hause bleibt und die Teilzeitarbeit macht, weil ansonsten Geld in der Haushaltkasse fehlt“, erklärt ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann. „Allein daran sieht man, wie essenziell unsere Forderung nach flächendeckender Kinderbetreuung ab dem ersten Geburtstag des Kindes inklusive Rechtsanspruch ist. Erst wenn dafür gesorgt ist, haben Frauen echte Wahlfreiheit und müssen sich nicht mehr zwischen Beruf und Familie entscheiden. Die Frauen sind nicht daran schuld, wenn sie nur Teilzeit arbeiten – sie werden in Teilzeitjobs gedrängt.“

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Herausforderungen am Arbeitsmarkt und die Rolle der Arbeitgeber

Die Studie zeigt auch deutlich, dass viele Eltern sich vom Arbeitgeber alleingelassen fühlen. 44 Prozent kehren nach der Karenz ohne Unterstützung des Arbeitgebers zurück, und nur 23 Prozent fühlen sich ausreichend unterstützt, um ihre Kinderbetreuungspflichten erfolgreich mit der Arbeit zu vereinbaren. Flexible Arbeitsvereinbarungen zur effektiven Organisation der Kinderbetreuung stehen nur 37 Prozent der Eltern zur Verfügung, und jede:r Vierte denkt aufgrund mangelnder Unterstützung sogar an Kündigung. „Genau hierfür haben wir gemeinsam mit der Arbeiterkammer das Konzept der Familienarbeitszeit entwickelt. Das Konzept sorgt dafür, dass Männern und Frauen gleich viel Zeit für Erwerbs- und Care-Arbeit bleibt“, so Schumann.

Die Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist offensichtlich. Es ist entscheidend, dass die Regierung geeignete Rahmenbedingungen schafft und die Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere Eltern, mehr Unterstützung bieten und eine entsprechende Infrastruktur bereitstellen, um effektiv gegen Geschlechterungleichheit und Arbeitskräftemangel vorzugehen, fordert die ÖGB-Vizepräsidentin. „Nur so können wir sicherstellen, dass Eltern die Babypause nicht länger als Karrierekiller empfinden“. 

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